Gemeinsam mit dem Bundesarbeits- und Bundesbildungsministerium, den Arbeitgebern, Ländern und der Bundesagentur für Arbeit hat der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) in Berlin die Nationale Weiterbildungsstrategie (NWS) vorgestellt. Ziel ist, die Weiterbildungsprogramme des Bundes und der Länder zu bündeln und weiterzuentwickeln und den Grundstein für eine neue Weiterbildungskultur zu legen.
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Weiterbildung: 10-Punkte-Plan – von Kurzarbeitergeld bis zu betrieblichen Mentoren
Besonders angesichts des rasanten Strukturwandels, der Umwälzungen durch die Digitalisierung der Arbeitswelt und dem drohenden Fachkräftemangel wird Weiterbildung immer mehr zu einer Zukunftsfrage. Berufsbilder und Qualifikationsprofile werden sich in den kommenden Jahren massiv wandeln. „Politik und Unternehmen dürfen die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer angesichts des Transformationsprozesses nicht im Regen stehen lassen“, sagt Elke Hannack, stellvertretende DGB-Vorsitzende. „Die Gewerkschaften fordern deshalb schon lange mehr Kooperation und Vernetzung zwischen den verschiedenen Akteuren der beruflichen Weiterbildung und mehr Investitionen. Die Nationale Weiterbildungsstrategie trägt diesen Forderungen jetzt endlich Rechnung. Sie soll Grundstein sein für eine echte Weiterbildungskultur für alle.“
Um die Selbstbestimmtheit im digitalen Wandel der Arbeitswelt zu unterstützen, fordern die Gewerkschaften ein Recht auf Weiterbildung. In der Nationalen Weiterbildungsstrategie ist verankert, Ansprüche auf staatlich geförderte Bildungszeiten zu prüfen. „Rechtsansprüche auf staatlich geförderte Bildungszeiten und weitere strukturpolitische Maßnahmen sind unverzichtbar, denn der technologische Wandel trifft auch Fachkräfte“, so Elke Hannack.
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Bislang gilt in der Weiterbildung viel zu oft „Wer hat, dem wird gegeben“. Das heißt: Wer schon gut qualifiziert ist, hat besseren Zugang zu Weiterbildung. Wer sie wegen geringer oder nicht formal belegter Qualifikation dringend bräuchte, hat es ungleich schwerer. „Geringqualifizierte sollen sich künftig auf einen Anspruch auf Weiterbildung verlassen können, denn die Förderung der Nachqualifizierung mit dem Ziel eines Berufsabschlusses soll nicht mehr nur Kann-, sondern eine Pflichtleistung der Arbeitsagenturen und Jobcenter werden“, erläutert Annelie Buntenbach, DGB-Vorstandsmitglied, die Verhandlungsergebnisse. „Um auch geringqualifizierte Kolleginnen und Kollegen besser anzusprechen und für Weiterbildung zu gewinnen, wollen wir Betriebsräte und Vertrauensleute vor Ort zu betrieblichen Mentorinnen und Mentoren ausbilden“, so die Gewerkschafterin weiter. Darüber hinaus hätten die Gewerkschaften sich mit Erfolg für eine bessere Weiterbildungsunterstützung für Hartz-IV-Empfängerinnen und Empfänger eingesetzt: „Auch sie brauchen Perspektiven, um wieder in Arbeit zu kommen."
Die Gewerkschaften haben sich darüber hinaus für ein so genanntes „Transformations-Kurzarbeitergeld“ eingesetzt. Die Idee dahinter: Die im Wandel begründeten Umbauprozesse in den Betrieben können mit Produktionseinbrüchen einhergehen. Um in solchen Fällen Arbeitsplätze zu erhalten und die Beschäftigten gleichzeitig für künftige berufliche Anforderungen zu qualifizieren, soll das bewährte Instrument der Kurzarbeit inklusive Kurzarbeitergeld mit Weiterbildung für die betroffenen Beschäftigten verknüft werden. In der Nationalen Weiterbildungsstrategie ist vereinbart, dass die Umsetzung dieses Konzepts geprüft wird.
Nicht zuletzt brauchen auch diejenigen, die motiviert und erfolgreich Wissen und Können weitergeben sollen, gute Arbeitsbedingungen und gute Entlohnung. Deshalb hat sich der DGB wir uns dafür stark gemacht, dass mit der Nationalen Weiterbildungsstrategie auch die Arbeits- und Beschäftigungsbedingungen der Beschäftigten in der Weiterbildungsbranche selbst stärker in den Fokus genommen werden.
„Wir erwarten, dass die zahlreichen Commitments der Nationalen Weiterbildungsstrategie jetzt zügig umgesetzt werden. Es ist Zeit zu handeln.“
Annelie Buntenbach