In den letzten zehn Jahren hat sich die Zahl der Krankentage wegen psychischer Probleme verdoppelt - doch die Bundesregierung sieht keinen Handlungsbedarf. Das ist "eine Frechheit", sagt DGB-Vorstand Annelie Buntenbach: "Dieses Problem wird sich nicht von selbst in Luft auflösen."
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Überlastung, Depressionen, Burn-out: Innerhalb von nur zehn Jahren hat sich die Zahl der Fehltage wegen psychischer Krankheiten in Deutschland verdoppelt, von rund 48 Millionen im Jahr 2007 auf 107 Millionen im Jahr 2017. Das geht aus einer Antwort des Bundesarbeitsministeriums auf eine Anfrage der Linksfraktion im Bundestag hervor. Danach haben sich die wirtschaftlichen Kosten, die aus diesen Ausfällen resultieren, in diesem Zeitraum sogar verdreifacht. 2017 waren es fast 34 Milliarden Euro.
Die Bundesregierung sieht dennoch keine Notwendigkeit, neue Arbeitsschutzregeln zu formulieren. Sie verweist stattdessen auf die Arbeitgeber: Sie sollen das vorhandene Instrumentarium besser nutzen.
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"Dass die Bundesregierung angesichts dieser Zahlen einfach schulterzuckend auf die Arbeitgeber verweist, ist eine Frechheit", kommentiert DGB-Vorstandsmitglied Annlie Buntenbach. "Arbeitsstress, Arbeitsverdichtung und Flexibilität als Risikofaktoren für psychische Erkrankungen befinden sich seit Jahren auf einem hohen Niveau und dieses Problem wird sich nicht von selbst in Luft auflösen.
Natürlich wäre es auch für die Politik möglich und nebenbei bemerkt dringend geboten, hier endlich zu handeln. Die Gewerkschaften haben schon vor Jahren einen konkreten Entwurf für eine Anti-Stress-Verordnung vorgelegt, die eine Richtschnur liefert für die Betriebe für einen besseren Schutz der Arbeitnehmer vor psychischen Belastungen und bessere Kontrollen durch die Arbeitsschutzaufsicht ermöglicht. Das muss die Koalition endlich in Angriff nehmen.“