Welche Rolle spielt Mitbestimmung beim Klimaschutz? Dies diskutierte der DGB mit internationalen Teilnehmerinnen und Teilnehmern auf der Veranstaltung „Innovation durch Mitbestimmung“ während der 24. Weltklimakonferenz im polnischen Kattowitz. Entscheidend sei, dass Klimaschutz, Wohlstand und Gute Arbeit zusammengedacht werden, sagte DGB-Vorstand Stefan Körzell.
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Auf der Veranstaltung des DGB im Rahmen der 24. Weltklimakonferenz in Kattowitz diskutierten Teilnehmende aus aller Welt über die Rolle der Beschäftigten im Klimaschutz. Mit seiner Veranstaltung zu Innovation durch Mitbestimmung legte der DGB den Fokus auf die Rolle der Beschäftigten im Klimaschutz. Im gut besuchten Deutschen Pavillon begrüßte Stefan Körzell, Mitglied des Geschäftsführenden Bundesvorstandes des DGB, die Gäste. Dabei machte er deutlich, dass Gewerkschaften weltweit die Bedrohung durch den Klimawandel ernst nehmen und aktiv dagegen vorgehen. So würde es nicht mehr um die Fragen des Ob gehen, sondern darum, wie der Umbau der Wirtschaft erfolgreich gelingen kann. Entscheidend sei, dass Klimaschutz, Wohlstand und Gute Arbeit zusammengedacht werden. Wie wichtig breite gesellschaftliche Akzeptanz ist, zeigen die massiven Proteste in Frankreich, so Körzell. „Wenn wir die ökologische Notwendigkeit herausstellen, ohne die soziale Frage zu beantworten, werden wir nicht auf die Erfolgsspur kommen“, stellte Stefan Körzell klar.
Die Bedeutung der Beschäftigten unterstrich auch Norbert Gorißen, Unterabteilungsleiter im Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit, in seiner Keynote. Er hob hervor, dass das gewerkschaftliche Konzept der Just Transition mittlerweile in der internationalen Debatte angekommen sei.
Auf dem anschließenden Panel diskutierten Samantha Smith, Direktorin des Just Transition Centre des Internationalen Gewerkschaftsbundes, Montserrat Mir, Vorstandsmitglied des Europäischen Gewerkschaftsbundes und Stefan Körzell über notwendige politische Rahmenbedingungen des gerechten Strukturwandels. Hier wurde auch deutlich, dass Beschäftigte maßgebliche Treiber für den Wandel sind und von ihnen ein enormes Innovationspotential ausgeht. Samantha Smith berichtete von Beispielen rund um den Globus, bei denen Beschäftigte gemeinsam mit den Arbeitgebern langfristige Lösungen zum Erhalt und zur Schaffung von Arbeitsplätzen erarbeitet haben und unterstrich so die Bedeutung der Sozialpartnerschaft. In Kanada wurde eine Vereinbarung zwischen Beschäftigten, Arbeitgebern und dem Staat getroffen, über Investitionen in vom Strukturwandel betroffenen Regionen für nachhaltige Infrastrukturen, Weiterbildungsmaßnahmen sowie in die soziale Absicherung. Montserrat Mir betonte mit Blick auf die Europawahlen 2019 die Notwendigkeit der Ausrichtung der EU-Fördergelder im Sinne des ökologischen Umbaus. Stefan Körzell berichtete von der Arbeit der Strukturwandelkommission und unterstrich den Einfluss industrieller Wertschöpfung auf den Wohlstand. „Wir müssen unsere industriellen Kerne erhalten und durch Investitionen modernisieren. Ohne Industrie droht uns Wohlstandsverlust und ohne Industrie fehlt die Lösungskompetenz beim Klimaschutz“, so Stefan Körzell.
Fotostrecke: "Innovation durch Mitbestimmung"
Wie Mitbestimmung den Klimaschutz voranbringen kann, zeigte Angelika Thomas von der IG Metall anhand praktischer Beispiele. Sie berichtete von einem deutschen Stahlwerk, welches unter Beteiligung von Betriebsrat und Belegschaft ein Energiemanagementsystem eingeführt hat. Energieeffizienz wird dort sozialpartnerschaftlich vorangetrieben. So werden spezielle Schulungen für die Belegschaft im Umgang mit Energie angeboten und innovative Ideen besonders gefördert. Eine Betriebsvereinbarung regelt die Gewinnbeteiligung der Beschäftigten bei Energiekosteneinsparungen.
Auch aus dem Gastgeberland Polen wurde ein Beispiel vorgestellt. So berichtete Grzegorz Trefon, KADRA, von Betriebsvereinbarungen, mit Hilfe derer Belegschaften im Strukturwandel der Schwerindustrie begleitet und absichert werden. Die Unternehmen werden dabei verpflichtet, nachhaltige Investitionen zu tätigen. Aber nicht nur in Europa sondern auch auf anderen Kontinenten bringen sich Beschäftigte in Klimaschutzmaßnahmen ein. Von ihrer praktischen Arbeit berichtete Rebecca Okello, vom kenianischen Gewerkschaftsdachverband COTU-K. In Kenia hat COTU-K ein Trainingszentrum für Beschäftigte eingerichtet, um sie über den Klimawandel und dessen Auswirkungen zu informieren. Dort werden aber auch Schulungen für Gewerkschafter angeboten, um sie fit für den Klimadiskurs zu machen und ihnen so die Möglichkeit zu bieten, sich aktiv gegenüber ihren Arbeitgebern aber auch staatlichen Akteuren einzubringen.
Frederik Moch, Abteilungsleiter Struktur-, Industrie- und Dienstleistungspolitik beim DGB-Bundesvorstand, unterstrich in seinem Schlusswort die Bedeutung einer starken Mitbestimmung und von Tarifverträgen für einen ambitionierten Klimaschutz. „Ein erfolgreicher Wandel kann nur mit den Beschäftigten und nicht gegen sie funktionieren und muss gleichzeitig auch Antworten auf die soziale Frage geben“, schloss Moch die Veranstaltung.