Unternehmen aber auch die Politik müssen mehr tun, um Schutz und Prävention vor sexueller Belästigung am Arbeitsplatz zu stärken, forderte die DGB-Vizevorsitzende Elke Hannack anlässlich des Internationalen Tages gegen Gewalt an Frauen am 25. November. Die Bundesregierung müsse endlich die Konvention 190 der Internationalen Arbeitsorganisation ratifizieren.
DGB
Elke Hannack, stellvertretende DGB-Vorsitzende:
„Fünf Jahre nach #metoo steht der Kampf gegen sexuelle Belästigung leider immer noch auf der Agenda. Noch immer wird viel zu oft weggeschaut. Noch immer wird zu wenig für Prävention und Schutz getan. Dabei sind die Unternehmen gesetzlich verpflichtet, gegen sexuelle Belästigung am Arbeitsplatz vorzugehen. Gerade den Führungskräften kommt hier eine besondere Bedeutung zu, denn sie entscheiden letztlich über vorbeugende Maßnahmen. Genauso wichtig ist die Einrichtung von Beschwerdestellen, an die sich Jede und Jeder vertrauensvoll wenden kann.
Doch laut Antidiskriminierungsstelle haben fast 60 Prozent der Betriebe, vor allem kleine und mittlere Unternehmen, keine Beschwerdestelle eingerichtet. Und nur ein Viertel der Unternehmen verfügt über eine Betriebsvereinbarung, die ein Verfahren für das Vorgehen bei sexueller Belästigung am Arbeitsplatz vorsieht. Dabei helfen Betriebsvereinbarungen, klare Regeln und Sanktionen für alle transparent festzulegen und damit Handlungssicherheit zu schaffen.
Auch die Bundesregierung sollte endlich ein deutliches Signal gegen sexuelle Belästigung setzen und umsetzen, wozu sie sich im Koalitionsvertrag verpflichtet hat: Die Ratifizierung der ILO*-Konvention 190 ist seit Jahren überfällig. Mit ihr wurden erstmals internationale Standards gesetzt, um sexuelle Belästigung und Gewalt zu bekämpfen. Sie müssen auch in Deutschland greifen.“
*Die ILO ist die Internationale Arbeitsorganisation der Vereinten Nationen (UN).
Erst am 7. November hatte das Kompetenzzentrum Frauen in Wissenschaft und Forschung (CEWS) eine Studie „UNIsafe" über geschlechtsbezogene Gewalt an Hochschulen veröffentlicht. Demnach gaben 62 Prozent der befragten Personen an, mindestens eine Form von geschlechtsbezogener Gewalt erlebt haben, seit sie an ihrer Einrichtung arbeiten oder studieren.
Eine aktuelle Studie der Antidiskriminierungsstelle (ADS) zeigt die (nicht vorhandenen) Beschwerdestellen in Unternehmen (2021).