„Nach dem Einsturz hat es lange gedauert, bis ich gefunden wurde. Und dann mussten sie mehrere Tage kämpfen, um mich rauszuholen“, berichtet die Rana-Plaza-Überlebende Rosina Begam. Sie hat bei dem Unglück einen Arm verloren. Begam und andere Näherinnen erzählen in einer Doku des Vereins „Gewerkschaften helfen“, wie es nach dem Einsturz weiterging – und warum sie heute Gewerkschafterinnen sind.
Fast vier Millionen Beschäftigte, ganz überwiegend Frauen, arbeiten in den rund 5000 Textilfabriken Bangladeschs. Eine von ihnen war Rosina Begam. Heute kann Begam nicht mehr arbeiten. Zehn Jahre hat sie in Textilfabriken gearbeitet, ihre letzte Arbeitsstätte war der Rana-Plaza-Komplex, der im April 2014 einstürzte. "Nach dem Einsturz hat es lange gedauert, bis die Rettungskräfte mich gefunden haben. Und dann mussten sie mehrere Tage kämpfen, um mich rauszuholen. Erst am dritten Tag kam ich aus den Trümmern raus", berichtet Begam. "Um mich zu befreien, musste ich meinen Arm selbst absägen. Danach war ich lange in verschiedenen Krankenhäusern. Ich war viele Monate im Krankenhaus."
Begam hat sich in ihren Fabriken immer für benachteiligte Kolleginnen eingesetzt. Mit Gewerkschaften hat sie aber erst nach der Rana-Plaza-Katastrophe Kontakt. Heute ist sie überzeugt: Mit Gewerkschaft „wäre die Situation in den Textilfabriken nicht so schlimm“. Genau deshalb unterstützt der deutsche Verein "Gewerkschaften helfen" die Arbeit der National Garment Workers Federation (NGWF) in Bangladesch. "Ich glaube, in jeder Fabrik sollten solche Organisationen den Menschen beistehen. Das wäre das Beste für die Arbeiter", erklärt Begam. Denn der Druck der Fabrikbesitzer auf die Frauen ist enorm, wie Begam weiß: "Uns wurden manchmal die Löhne nicht ausgezahlt, um uns zu zwingen, weiter zur Arbeit zu gehen. Vielen Frauen geht es so. Und sie haben niemanden an ihrer Seite."
Gewerkschaften helfen e.V.
Das will die NGWF ändern. Viele Näherinnen und Textilarbeiterinnen sind inzwischen NGWF-Mitglied geworden. So wie Sriti Akhtar. Sie erkenne jetzt, was eine Gewerkschaft den Arbeiterinnen bringt, sagt sie. „Vorher hatten wir nicht einmal das Wochenende frei. Jetzt haben wir diese freien Tage bekommen. Mittlerweile gibt es sogar Urlaubsgeld oder Zahlungen im Krankheitsfall. Das alles haben wir durch die Gewerkschaftsarbeit erkämpft.“
Trotzdem bleibt noch viel zu tun für die Gewerkschafterinnen und Gewerkschafter in Bangladesch. Zwar gibt es inzwischen einen Mindestlohn, dafür haben viele Fabrikbesitzer aber auch die geforderte Produktionsmenge erhöht. „Früher musste ich pro Tag 120 Stück schaffen, heute muss ich 200 Stück schaffen", berichtet Akhtar. "Aber wir müssen trotzdem weiter kämpfen. Ich möchte, dass viel mehr Arbeiterinnen sich der Gewerkschaft anschließen. Gemeinsam müssen wir die Fabrikbesitzer überzeugen, dass es so einfach zu viel für uns ist.“
Die komplette Dokumentation