Beim Filmfest Emden-Norderney war es einer der Höhepunkte: Die Welturaufführung des Dokumentarfilmes "Der letzte Jolly Boy". Drei Jahre hat Regisseur Hans-Erich Viet den 97-jährigen Auschwitzüberlebenden Leon Schwarzbaum dabei begleitet, wie er auf den Spuren seiner Vergangenheit wandelt. Am 21. Februar zeigt der DGB die Dokumentation in Berlin. Im Anschluss findet eine Gesprächsrunde mit Leon Schwarzbaum, Regisseur Hans-Erich Viet und dem DGB-Vorsitzenden Reiner Hoffmann statt.
Drei Jahre gemeinsame Dreharbeiten haben sie zusammengeschweißt - den Holocaust-Überlebenden Leon Schwarzbaum und den Dokumentarfilmer Hans-Erich Viet. Drei Jahre, in denen Regisseur Viet den heute in Berlin lebenden Schwarzbaum auf seiner Suche nach Identität und Versöhnung mit der Kamera begleitete.
Die Kamera ist dabei im Landgericht Detmold, wenn dem ehemaligen SS-Mann und Auschwitz-Wächter Reinhold Hanning der Prozess gemacht wird. Schwarzbaum ist Nebenkläger und Hauptzeuge in dem Prozess gegen den gleichaltrigen Hanning, der am Ende wegen Beihilfe zum Mord in mindestens 170.000 Fällen verurteilt wird. Die Kamera begleitet Schwarzbaum nach Polen in die Heimatstadt, und sie zeigt ihn beim Besuch der heutigen Gedenkstätte Auschwitz. Das ehemalige Vernichtungslager, in dem er von 1943 bis 1945 als junger Mann ums Überleben kämpfte.
Leon Schwarzbaum, Jahrgang 1921, wächst in einer jüdischen Familie im polnischen Bedzin auf. Als Jugendlicher singt und steppt er mit Freunden in seiner "Boy Group", den "Jolly Boys", amerikanischen Swing, nach dem Abitur 1939 will er Zahnmedizin studieren. Doch mit dem deutschen Überfall auf Polen beginnt für den gerade 18-Jährigen der Kampf um die pure Existenz. August 1943 wird er ins Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau deportiert, überlebt später auch die Konzentrationslager Buchenwald und Haselhorst und zwei Todesmärsche. Im Mai 1945 wird er in der Nähe von Schwerin von den Amerikanern befreit.
Jahrzehntelang schwieg der heute 97-Jährige Leon Schwarzbaum über diese Erlebnisse. Doch im hohen Alter entschied er sich zu reden, um endlich "die Wahrheit zu sagen".
Der Dokumentarfilm über die Spurensuche Leon Schwarzbaums und den Holocaust wurde beim 29. Internationalen Filmfest Emden-Norderney im Juni 2018 uraufgeführt und dort mit dem DGB-Filmpreis ausgezeichnet.
Am 21. Februar zeigt der Deutsche Gewerkschaftsbund den Film im Kino in der Kulturbrauerei in Berlin. Danach findet eine Gesprächsrunde mit Leon Schwarzbaum, Regisseur Hans-Erich Viet und dem DGB-Vorsitzenden Reiner Hoffmann statt.