Die Bundesregierung hat heute den Berufsbildungsbericht 2023 beschlossen und veröffentlicht. Der Bericht zeigt: Die Ausbildung ist weiter in der Krise. Erstmals haben mehr als 2,64 Millionen junge Menschen zwischen 20 und 34 Jahren keinen Berufsabschluss und nur noch knapp 19 Prozent der hiesigen Unternehmen bilden überhaupt aus.
DGB/bialasiewicz/123RF.com
„Immer mehr junge Menschen sind ohne Berufsausbildung, das ist ein bildungspolitischer Skandal. Nach wie vor fallen zu viele junge Menschen durch das Raster und bekommen nicht die Unterstützung, die nötig wäre“, kommentiert die stellvertretende DGB-Vorsitzende Elke Hannack den Berufbildungsbericht.
Die Zahl junger Menschen zwischen 20 und 34 Jahren, die ohne abgeschlossene Berufsausbildung bleiben, ist auf ein Rekordhoch gestiegen. Sie lag im Jahr 2021 bei 2,64 Millionen Besonders besorgniserregend ist dabei der steile Anstieg in den vergangenen beiden Jahren. Es muss davon ausgegangen werden, dass die Spätfolgen von Corona, z. B. verloren gegangene Schulabgänger*innen und geringeres Ausbildungsangebot, diesen Anteil in den kommenden Jahren noch weiter steigen lassen werden. Hierin zeigt sich das Problem der Ausbildungslosigkeit der vergangenen Jahre. Ohne eine abgeschlossene Berufsausbildung drohen aber häufige Phasen der Arbeitslosigkeit und prekäre Jobs mit Befristungen und zu geringen Löhnen.
Bereits seit Jahren ist die Zahl der Ausbildungsbetriebe rückläufig und liegt bei nur noch 19,1 Prozent im Jahr 2021 (2020: 19,4 Prozent). Dieser Prozess vollzieht sich bereits seit vielen Jahren, ohne dass ein Stopp oder eine Umkehrung dieser Entwicklung erkennbar wäre. Die Ausbildung künftiger Fachkräfte für die Betriebe liegt damit in den Händen immer weniger Betriebe und somit auf einer zunehmend schmaleren Basis.
Trotz unbesetzter Ausbildungsstellen sind auch im letzten Jahr wieder über 200.000 junge Menschen in den vielen Maßnahmen des Übergangsbereichs gelandet. Der Umfang des Übergangsbereichs steigt erstmals seit 2016 wieder an auf insgesamt 239.090 Personen (+6,3 Prozent ggü. 2021). Anders als von Arbeitgeberseite behauptet, gibt es ein großes Potenzial an Ausbildungsinteressierten, die aber bei der Suche nach einer Ausbildung nicht zum Zug kommen. Im Übergangsbereich können keine Berufsabschlüsse erworben werden. Damit werden die Maßnahmen für Viele zur Warteschleife oder sie bleiben ganz ohne Berufsausbildung. Die Betriebe müssen deshalb ihre Erwartungen bei der Vergabe von Ausbildungsplätzen hinterfragen und auch jungen Menschen mit schwächeren Schulleistungen eine Chance geben.
Junge Menschen brauchen durch eine Ausbildungsgarantie das Versprechen, eine Ausbildung aufnehmen zu können und eine Chance auf einen vollqualifizierenden Ausbildungsabschluss zu erhalten. Die bestehenden Maßnahmen im Übergangsbereich bieten diese Chance gerade nicht. Begleitet werden muss diese Ausbildungsgarantie von einem umlagefinanzierten Zukunftsfonds, wie er in Bremen gerade auf den Weg gebracht wurde. Die Umsetzung der im Koalitionsvertrag verankerten Ausbildungsgarantie muss jetzt endlich kommen.
„Wichtig ist außerdem eine Stärkung der betrieblichen Ausbildung. Wer nach Fachkräften ruft, muss auch in die Ausbildung investieren“, appelliert Elke Hannack an die Betriebe. Ohne entschlossene Maßnahmen drohen sich diese Entwicklungen weiter zu verschärfen und letztlich die Herausforderungen der Transformation und den Einsatz für mehr Chancengleichheit im Bildungssystem zu konterkarieren. Alle Maßnahmen von Bund und Ländern müssen sich künftig stärker daran messen lassen, inwiefern sie zur Lösung dieser Probleme beitragen.