Deutscher Gewerkschaftsbund

Von Amtsangemessenheit bis Zulagenwesen

20.01.2022
Aktueller Stand

Besoldungsrunden Länder und Kommunen 2022/2023

Im Anschluss an die Tarifeinigung für die Tarifbeschäftigten im öffentlichen Dienst der Länder (außer Hessen) forderten der DGB und die Gewerkschaften des öffentlichen Dienstes die zeit- und wirkungsgleiche Übertragung des Ergebnisses auf die Beamt:innen, Anwärter:innen und Versorgungsempfänger:innen in den Ländern und Kommunen. Wir haben Ihnen den aktuellen Stand der Besoldungsrunden zusammengefasst.

Der am 29.11.2021 erzielte Tarifabschluss der Gewerkschaften mit der Tarifgemeinschaft deutscher Länder (TdL) beinhaltet eine steuerfreie Corona-Sonderzahlung in Höhe von 1.300 Euro bzw. 650 Euro für Auszubildende, die bis März 2022 ausgezahlt wird, sowie eine Erhöhung der Tabellenentgelte um 2,8 Prozent bzw. der Ausbildungsentgelte um 50 Euro zum 01.12.2022. Zudem werden Zulagen im Gesundheitswesen angehoben. Die Laufzeit beträgt 24 Monate – vom 01.10.2021 bis 30.09.2023.

Wie sieht es nun aus?

Zahlreiche Landesregierungen hatten direkt nach der Einigung ihre Absicht verkündet, das Ergebnis zeit- und wirkungsgleich auf die Beamt:innen, Anwärter:innen und Versorgungsempfänger:innen zu übertragen. Überwiegend geschieht das mittels zweier getrennter Gesetze. Da die Corona-Sonderzahlung bis Ende März ausgezahlt werden muss, um steuerfrei zu sein, haben die meisten Länder bereits einen eigenen Gesetzentwurf hierfür vorgelegt. Ein Besoldungs-und Versorgungsanpassungsgesetz (BVAnpG) zur Übertragung der 2,8 Prozent bzw. der 50 Euro folgt noch in einem zweiten Schritt.

Abweichungen hiervon gibt es unter anderem in Bayern, Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz und Schleswig-Holstein. Bayern und Rheinland-Pfalz sehen bereits diese Anpassungen zum Dezember 2022 und letzteres zugleich Maßnahmen für eine amtsangemessene Alimentation vor. In Nordrhein-Westfalen und Schleswig-Holstein gibt es ebenfalls schon ein BVAnpG. Auf Grund der dort anstehenden Landtagswahlen haben sich die Landesregierungen beeilt. Nordrhein-Westfalen hat zudem zeitgleich einen Gesetzentwurf mit Maßnahmen zur Herstellung einer amtsangemessene Alimentation vorgelegt. In Schleswig-Holstein beinhaltet der Gesetzentwurf eine seit längerem beschlossene zusätzliche Erhöhung der Besoldung und Versorgung um 0,6 Prozent zum 1. Juni.

In Hessen, nicht Mitglied der TdL, hat der Landtag das BVAnpG 2022/2023 am 08.12.2021 verabschiedet. Es sieht eine steuerfreie Corona-Sonderzahlung in Höhe von 1.000 Euro bzw. 500 Euro für Anwärter:innen im Februar 2022 sowie eine lineare Anpassung um 2,2 Prozent zum 01.08.2022 und um 1,89 Prozent zum 01.08.2023 vor.

Infografik Gang der Besoldungsanpassung Land

DGB

 

Versorgung: 14 Monate Nullrunde

Die zeit- und wirkungsgleiche Übertragung des Tarifabschlusses war in der Vergangenheit in einigen Ländern keine Selbstverständlichkeit. Deshalb begrüßen der DGB und die Gewerkschaften des öffentlichen Dienstes die aktuelle Entwicklung. Bitter ist die Besonderheit der Corona-Sonderzahlung jedoch für die Versorgungsempfänger:innen. Sie ist definiert als Unterstützung des Arbeitgebers zur Abmilderung der zusätzlichen Belastung durch die Coronakrise. Sie wird zusätzlich zum gewährten Arbeitslohn gezahlt und wird den Beschäftigten zum Dank und als Anerkennung für die außergewöhnlichen Leistungen gewährt. Gemäß § 3 Nr. 11a Einkommensteuergesetz ist sie steuerfrei. Die Versorgungsbezüge werden deshalb erst zum 01.12.2022 um dann 2,8 Prozent erhöht. Damit müssen die Betroffenen eine Nullrunde von 14 Monaten hinnehmen. Der DGB setzt sich mit Verweis auf die hohe Inflationsrate für eine Kompensation in Form einer steuerpflichtigen Einmalzahlung in Höhe des Versorgungsatzes ein. Die Länder sind hierzu – bislang – nicht bereit.


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  1. Bundestag beschließt Anpassungsgesetz
  2. Tarif- und Besoldungsrunde der Länder: Warnstreiks werden ausgeweitet
  3. Tarif- und Besoldungsrunde der Länder: Verhandlungsauftakt
  4. Tarif- und Besoldungsrunde der Länder: 10,5 Prozent mehr – mindestens 500 Euro
  5. Inflationsausgleichszahlungen 2023: Abschlagszahlungen geplant
  6. Bund: Besoldungs- und Versorgungsanpassung kommt
  7. Bund muss bei Besoldung aufholen
  8. Gewerkschaften erklären Verhandlungen für gescheitert
  9. Tarifrunde öffentlicher Dienst Bund und Kommunen 2023
  10. Alle zusammen für mehr Geld
  11. Besoldung: Bundesbeamt*innen müssen 2022 keinen Widerspruch einlegen
  12. Tarifrunde Bund und Kommunen
  13. Verfassungskonforme Alimentation
  14. Besoldungsrunden Länder und Kommunen 2022/2023
  15. Wir sind nur gemeinsam stark
  16. Wie geht es mit der Besoldung weiter?
  17. Öffentlicher Dienst der Länder: Tarifverhandlungen abgeschlossen
  18. Die Warnstreikwelle rollt
  19. Öffentlicher Dienst der Länder: Auftakt der Tarifverhandlungen
  20. Tarifrunde Länder: 5 Prozent für die Tarifbeschäftigten im öffentlichen Dienst
  21. „Was mir Sorge bereitet, sind die mittlerweile sehr großen Besoldungsunterschiede zwischen den Ländern"
  22. DGB-Besoldungsreport 2021: Politik im Reparaturmodus
  23. Vorbildliches Signal des Bundesinnenministeriums
  24. Besoldungsanpassung 2021/2022 beschlossen
  25. Bundesbesoldung: Anpassungsgesetz 2021/2022 auf dem Weg
  26. Beamtinnen und Beamte erhalten Corona-Sonderzahlung 2020
  27. Dynamik in der Einkommensentwicklung der BeamtInnen
  28. Tarifrunde Bund und Kommunen: 4,8 Prozent, mindestens 150 Euro!
  29. 4,8 % für die Tarifbeschäftigten von Bund und Kommunen
  30. Zur Alimentation kinderreicher Beamtenfamilien
  31. Karlsruhe konkretisiert Rechtsprechung zur amtsangemessenen Besoldung
  32. Bund und Kommunen: Gewerkschaften beschließen Kündigung der Entgelttabellen
  33. Nachwuchsgewinnung im öffentlichen Dienst – Vorbereitungsdienst besser bezahlen!
  34. Besoldung: Bundestag verabschiedet Modernisierungsgesetz
  35. Modernisierung Besoldungsrecht: Anhörung im Innenausschuss des Bundestages
  36. Besoldung: Familienzuschlag wird nicht reformiert
  37. Die Besoldungsrunden der Länder und Kommunen
  38. Besoldung auf dem Prüfstand: Einige Länder müssen nachsteuern
  39. Besoldungsstrukturenmodernisierungs-Gesetz: Viel Schatten, wenig Licht
  40. Besoldung: Entwurf eines Modernisierungsgesetzes liegt vor
  41. Tarifrunde der Länder 2019 - Gewerkschaften fordern: mindestens 200 Euro mehr
  42. Hannack fordert Dialog zu Wochenarbeitszeit und Zulagen
  43. Besoldungsrunde Bund 2018-2019-2020: Gesetzentwurf liegt vor
  44. Öffentlicher Dienst: Besoldungspolitik nach Kassenlage
  45. DGB begrüßt Plus auch für Bundesbeamte
  46. Gewerkschaften fordern: mindestens 200 Euro mehr
  47. Bundesbeamte: Übertragung des Tarifergebnisses erreicht
  48. Urteil: Ämterbündelung mit Grundgesetz vereinbar
  49. Richter-Besoldung: Gerechtes Einkommen per Gerichtsurteil?
  50. Bundesverwaltungsgericht: Urteil zu Beamten-Besoldung nach Alter
  51. Beamte: Übernahme von Tarifergebnissen muss Standard werden
  52. DGB begrüßt Urteil des EuGH zur altersdiskriminierenden Besoldung
  53. Öffentlicher Dienst: Tarifabschluss wird auf BeamtInnen des Bundes übertragen
  54. DGB Besoldungsreport: 18,5 Prozent – Tendenz steigend
  55. Tarif- und Besoldungsrunde 2014: Gemeinsam für gute Ergebnisse
  56. Beamtenbesoldung: Keine Entscheidungen nach Gutsherrenart
  57. Besoldung folgt Tarif? Keine Selbstverständlichkeit mehr
  58. Beamtengehälter: Spar- statt Besoldungsrunde?
  59. DGB will einheitliche Besoldung für Beamte in Bund und Ländern
  60. Entwurf eines Bundesbesoldungs- und -versorgungsanpassungsgesetzes (BBVAnpG 2012/2013)
  61. Gewerkschaften beweisen Verhandlungsstärke im öffentlichen Dienst
  62. Auswirkungen des BAG-Urteils zur Urlaubsstaffel des TVöD auf die Beamtinnen und Beamten
  63. DGB begrüßt Urteil zur hessischen Professorenbesoldung
  64. Verfassungsmäßigkeit der Professorenbesoldung des Landes Hessen
  65. Altersdiskriminierung: BAT verstößt gegen europäisches Recht
  66. DGB begrüßt zügige Besoldungsanpassung für Beamte und übt Kritik an Nullrunde für Pensionäre
  67. Stellungnahme zur Anhörung: Gesetzentwurf zur Unterstützung der Fachkräftegewinnung im Bund
  68. Frauen im Staatsdienst finanziell benachteiligt
  69. Knut Rexed: "Moderne Verwaltung braucht ein flexibleres System"
  70. Bayern will bessere Beförderungsmöglichkeiten für Beamte
  71. Weiterhin Besoldungskürzungen für Bundesbeamte geplant