Mit dem gleichen Selbstbewusstsein, mit dem die IG Metall für die Verbesserung der Ausbildungsbedingungen für die Auszubildenden eintritt, wird sie sich künftig auch für die Qualität von Studium und Lehre einsetzen. Es geht um den Anteil der Hochschulen an der demokratischen und sozialen Entwicklung der Gesellschaften und letztendlich um ihren Einfluss auf die Entwicklung von Arbeit und die Sicherung von Beschäftigung.
Von Berthold Huber, Erster Vorsitzender der IG Metall
DGB/Simone M. Neumann
Nicht der Wettbewerb der Ideen, sondern der ökonomische Wettbewerb erscheint weltweit zum Antrieb im Bildungssystem geworden zu sein. Hochschulen sollen sich als Unternehmen begreifen. Steuerungskonzepte aus der Privatwirtschaft werden neben die hochschulische Selbstverwaltung gestellt oder ersetzen sie.
Dazu kommt, dass das öffentliche Bildungssystem deutlich unterfinanziert ist. Das auf dem Bildungsgipfel 2008 verkündete Ziel, die öffentlichen und privaten Bildungsausgaben auf 10 Prozent des Bruttoinlandsprodukts zu steigern, ist nicht eingelöst. Doppelte Jahrgänge drängen in die Hochschulen, die Hörsäle sind überfüllt, während die Zahl der Lehrenden nicht angepasst wurde.
"Wissenschaft muss sich als kritische Wissenschaft etablieren, die auf Fehlentwicklungen hinweist und Alternativen entwickelt"
Es geht es um viel. Es geht darum, welchen Anteil die Hochschulen auch künftig für die nachhaltige Entwicklung der Gesellschaften zu leisten bereit sind und zu leisten vermögen. Es geht um ihren Anteil an der demokratischen und sozialen Entwicklung der Gesellschaften und letztendlich um ihren Einfluss auf die Entwicklung von Arbeit und die Sicherung von Beschäftigung. Und es geht um eine gute wissenschaftliche Berufsausbildung, die auch Kritikfähigkeit und Persönlichkeitsentwicklung umfasst.
Mit dem Leitbild "Demokratische und Soziale Hochschule" und dem in Diskussion befindlichen Hochschulpolitischen Programm mischen sich die Hans-Böckler-Stiftung und die Gewerkschaften ganz bewusst in die gesellschaftliche Debatte ein, um Alternativen aufzuzeigen und die öffentliche Diskussion zu sensibilisieren.
Seit mehr als vierzig Jahren pflegt die IG Metall erfolgreich die Kooperation mit der Ruhr-Universität in Bochum. Die IG Metall hat in den letzten Jahren ihre Aktivitäten in der Studierendenarbeit verstärkt, um junge Menschen, die nach der Ausbildung ein Studium anschließen und zu einem großen Teil auch schon Mitglied der IG Metall sind, weiter an sich zu binden und um neue Mitglieder zu gewinnen. Mit dem gleichen Selbstbewusstsein, mit dem die IG Metall für die Verbesserung der Ausbildungsbedingungen für die Auszubildenden eintritt, wird sie sich künftig auch für die Qualität von Studium und Lehre einsetzen.