Deutscher Gewerkschaftsbund

30.11.2022
Veranstaltung auf der COP27 am 16.11.2022

Mittendrin (statt nur dabei) in der praktischen Umsetzung der Just Transition

von Von Jan-Ole Deitmer, Praktikant in der Abteilung Struktur-, Industrie- und Dienstleistungspolitik

Auf der DGB-Veranstaltung auf der COP27 am 16.11.2022 mit dem Titel „Just Transition auf regionaler Ebene – Konkrete Beispiele zur Gestaltung der Transformation“ ging es um konkrete gewerkschaftliche Projekte zur Umsetzung von Just Transition (Gerechter Strukturwandel) aus verschiedenen Teilen der Welt.

Hand zeichnet Symbole für erneuerbare Energien und Klima

DGB/sdecoret/123rf.com

Gleich zu Beginn der Veranstaltung setzte Jan Philipp Rohde, Referent für Umwelt-, Klima- und Nachhaltigkeitspolitik beim DGB-Bundesvorstand, als Moderator der Veranstaltung den Ton für die dann folgenden Beiträge – „Weg von der theoretischen Ebene, hin zu Beispielen der praktischen Umsetzung“.

In den letzten Jahren haben verschiedene Gewerkschaften sich auf der theoretischen Ebene Gedanken über Just Transition (Gerechter Strukturwandel) gemacht – Zeugnis dessen sind Publikationen der unterschiedlichen Gewerkschaften zum Thema Just Transition (u.a. COSATU 2022). Dabei gibt es, wie Frederik Moch, Abteilungsleiter für Struktur-, Industrie- und Dienstleistungspolitik deutlich machte, auf der praktischen Ebene keine Einheitslösung, welche den konkreten jeweiligen regionalen (Ausgangs-) Bedingungen gerecht wird. Entsprechend sei der Austausch über verschiedene Projekte im Rahmen der Just Transition zentral, nicht zuletzt mit Blick auf das, was daraus für die Gestaltung von Just Transition und konkreter Projekte hierzu in der Zukunft zu lernen ist. Allerdings braucht es einen entsprechenden Rahmen, damit Beschäftigte sich regional und in den Betrieben für eine nachhaltige Entwicklung einsetzen können. Zentral dafür sind die Einhaltung von Menschen- und Arbeitsnehmer*innenrechte als Arbeitsgrundlage für gewerkschaftliche Aktivitäten.

Das zeigte sich auch bei den Berichten der vier Panelist*innnen. Thiago Maeda, Berater des Sektretariats für Internationale Beziehungen beim brasilianischen Gewerkschaftsbund CUT, berichtete vom erfolgreichen Dialog zwischen Gewerkschaften und subnationalen Regierungen im Norden Brasiliens zur Umsetzung von Just Transition, welche unter der neuen, progressiven Regierung unter der Führung Lulas auf das ganze Land ausgeweitet werden soll. Als bedeutsam hob er unter anderem die Zusammenarbeit mit anderen zivilgesellschaftlichen Organisationen und den lokalen Communities im Einsatz für Just Transition hervor. Zwei andere gewerkschaftliche Projekte, die von Mark Hagen (Gewerkschaftlicher Berater von u.a. IndustriAll) und Diana Junquera (Leiterin des Bereichs Energiewirtschaft und Just Transition bei IndustriAll Global Union) vorgestellt wurden, adressierten konkret Beschäftigte. Mark Hagen stellte ein Projekt vor, welches auf die (Weiter-) Qualifizierung von Beschäftigten in Richtung „Transformation Guides“ in Nahost und Nordafrika abzielt. Ziel ist es, Multiplikator*innen auszubilden, die sich mit ihrer Expertise in die konkreten Prozesse im Betrieb einbringen und gleichzeitig Kolleg*innen für wirksame Klimaschutzmaßnahmen sensibilisieren können.

Thiago Maeda, Berater des Sekretariats für internationale Beziehungen beim Brasilianischer Gewerkschafts-bund CUT Diana Junquera, Leiterin des Bereichs Energiewirtschaft und Just Transition bei IndustriAll Global Union Moderator: Jan Philipp Rohde, Referent für Umwelt-, Klima-, und Nachhaltigkeitspolitik beim DGB

(v.l.n.r.) Thiago Maeda, Berater des Sekretariats für internationale Beziehungen beim Brasilianischer Gewerkschaftsbund CUT , Diana Junquera, Leiterin des Bereichs Energiewirtschaft und Just Transition bei IndustriAll Global Union und Moderator: Jan Philipp Rohde, Referent für Umwelt-, Klima-, und Nachhaltigkeitspolitik beim DGB. DGB

Diana Junquera berichtete über einen strategischen Austausch unter dem Dach von IndsturiAll für Beschäftigte aus dem fossilen Energiebereich über Länder- und Organisationsgrenzen hinweg. Ziel ist es auch hier, zu sensibilisieren und gleichzeitig Strategien zu entwickeln, wie für die betroffenen Branchen Zukunftsperspektiven aussehen können. Im nächsten Schritt geht es nun darum, konkrete Vereinbarungen mit Arbeitgebern zu treffen, um Handlungsspielräume für Beschäftigte zu schaffen und gleichzeitig die Unternehmen auf einen nachhaltigen Kurs zu bringen. 

Zum Abschluss stellte Dr. Inge Lippert (stellvertretende Leiterin des Projekts „Revierwende“) das DGB „Revierwende“-Projekt vor. Um die Transformation in den deutschen Kohlerevieren mit dem Ansatz einer aktiven regionalen und beteiligungsorientierten Strukturentwicklung sozial und ökologisch mitzugestalten, wurden in den einzelnen Kohleregionen „Revierbüros“ aufgebaut. Diese dienen als Anlaufstelle für Betriebs- und Personalräte, Beschäftigte aber auch anderen Akteuren von vor Ort. Alle Panelist*innen betonten mit Blick auf die Schlüsse, die aus ihren Projekten zu ziehen sind, die Bedeutung des Aufbaus von gewerkschaftlichen Kapazitäten sowie eines hohen Organisationsgrades im Kontext einer Just Transition. Arbeitnehmer*innen stellen den Dreh- und Angelpunkt der Transformation dar, daher ist es wichtig Ihnen eine starke Stimme zu geben.

Davon ausgehend vernetzen sich die Gewerkschaften mit anderen zivilgesellschaftlichen Organisationen und bauen Kontakte zu den verschiedenen politischen Entscheidungsebenen auf. Insgesamt bleibt der Eindruck, dass die Gewerkschaften mit einem klaren Wohin und Wie die Transformation gestalten – sie sind längst mittendrin in der praktischen Umsetzung der Just Transition. Auf einer COP27, in der gemäß dem Motto („Gemeinsam für die Umsetzung“) die Umsetzung im Vordergrund stand, sind die Gewerkschaften entsprechend treibende Kraft für eine nachhaltige Entwicklung.

Thiago Maeda, Berater des Sekretariats für internationale Beziehungen beim Brasilianischer Gewerkschafts-bund CUT Jan Philipp Rohde, Referent für Umwelt-, Klima-, und Nachhaltigkeitspolitik beim DGB Frederik Moch, Abteilungsleiter Struktur-, Industrie- und Dienstleistungspolitik beim DGB-Bundesvorstand Diana Junquera, Leiterin des Bereichs Energiewirtschaft und Just Transition bei IndustriAll Global Union

(v.l.n.r.) Thiago Maeda, Berater des Sekretariats für internationale Beziehungen beim Brasilianischer Gewerkschaftsbund CUT, Jan Philipp Rohde, Referent für Umwelt-, Klima-, und Nachhaltigkeitspolitik beim DGB, Frederik Moch, Abteilungsleiter Struktur-, Industrie- und Dienstleistungspolitik beim DGB-Bundesvorstand und Diana Junquera, Leiterin des Bereichs Energiewirtschaft und Just Transition bei IndustriAll Global Union.
DGB

Hinweise:

Veranstaltung zum Nachschauen: https://www.german-climate-pavilion.de/live-programm/just-transition-on-the-ground-concrete-examples-of-how-to-shape-the-transition

COSATU (2022): Just Transition – Blueprint for Workers. Summary Document. Publikation abrufbar unter: http://mediadon.co.za/wp-content/uploads/2022/04/COSATU-Just-Transition-Blueprint-Full-version.pdf.

CUT Brazil (2021): Just Transition. A Trade Union proposal to adress the climate and social crisis. Publikation abrufbar unter: https://www.cut.org.br/acao/download/3719ee96b667057b112a1fd5d12d2542.

IndustriAll Global Union: A Just Transition for Workers. Publikation abrufbar unter: https://www.industriall-union.org/sites/default/files/uploads/documents/Just_Transition/a_just_transition_-_english.pdf.

Informationen zum Revierwende-Projekt unter: https://revierwende.de/

Informationen zum Projekt von LO-Norway, ITUC und IndustriAll Global Union unter: https://www.industriall-union.org/launch-of-initiative-for-a-just-transition-in-the-energy-sector.


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