Deutscher Gewerkschaftsbund

21.01.2022
klartext Nr. 3/2022

Vermögenskonzentration macht Umverteilung nötig

Die zehn reichsten Deutschen konnten ihr Vermögen während der Pandemie um 100 Milliarden Euro vergrößern. Der größte Teil des Geldes liegt in Immobilien und Grundstücken, viel zu wenig wird in Zukunftsinvestitionen gesteckt. Vermögen werden in Deutschland so gering besteuert wie in kaum einem anderen Land. Der Reichtum muss umverteilt werden.

Schwarzer "Scherenschnitt" vor blauem Himmel mit Wolken: Eine Person springt nach einem Geldsack mit Euro-Zeichen und fällt dabei in Abgrund; Geldsack hängt an der Angel eines höher sitzenden "Reichen" mit Zylinderhut

Colourbox.de

Die zehn reichsten Personen weltweit haben ihr Vermögen verdoppelt

Es klingt unglaublich: Die zehn reichsten Personen weltweit (darunter keine Frau) haben im Laufe der Corona-Pandemie ihr Vermögen von 700 Milliarden auf 1,5 Billionen US-Dollar mehr als verdoppelt. Das hat die Hilfsorganisation Oxfam berechnet.

Die zehn reichsten Deutschen konnten ihr Vermögen demnach von etwa 125 auf 225 Milliarden Euro vergrößern, gewannen also 100 Milliarden Euro hinzu. Das ist nicht viel weniger als der Betrag, den alle deutschen Städte und Gemeinden zusammengenommen im Jahr 2020 an Steuereinnahmen zur Verfügung hatten. Mit 100 Milliarden Euro ließen sich auf einen Schlag zwei Drittel des kommunalen Investitionsrückstands beheben.

Anstieg der Vermögen von der Wirtschaftsleistung entkoppelt

Während in den Kommunen aber jeder Euro zweimal umgedreht werden muss und der Bundesfinanzminister schon wieder zu öffentlicher Sparsamkeit mahnt, profitieren jene, denen es ohnehin schon am besten geht: Bereits vor der Pandemie gehörte dem reichsten Prozent hierzulande fast ein Drittel des gesamten Vermögens.

Das McKinsey Global Institute hat kürzlich ebenfalls eine Studie über die globalen Vermögenswerte veröffentlicht. Sie zeigt auf, dass sich der Anstieg der Vermögen von der Entwicklung der Wirtschaftsleistung entkoppelt hat und beklagt, dass der größte Teil in Immobilien und Grundstücken steckt (in Deutschland sind es vier Fünftel aller Vermögen). Zu wenig werde hingegen in Zukunftsinvestitionen und produktive Investitionen gesteckt.

 

Grafik:

DGB/ Quelle: Revenue Statistics 2021 - OECD

Enorme reale Investitionsbedarfe

Tatsächlich herrscht – auch in Deutschland – in mehrfacher Hinsicht ein Ungleichgewicht: Haushalte mit kleinen und mittleren Einkommen können sich angesichts der Inflation zum Teil grundlegende Güter nicht mehr leisten, während Vermögende mit spekulativen Finanz-Anlagen Immobilien- und andere Preise hochtreiben. Gleichzeitig stehen den gewachsenen Privatvermögen enorme reale Investitionsbedarfe gegenüber – für bessere Infrastruktur, eine Stärkung der öffentlichen Daseinsvorsorge und den ökologischen Umbau der Industrie etwa.

Deshalb muss der Reichtum umverteilt werden. Gerade hierzulande ist die Vermögensungleichheit größer als in vielen anderen Ländern. Gleichzeitig werden Vermögen in Deutschland so gering besteuert, wie in kaum einem anderen vergleichbaren Land (siehe Grafik).

100 Millionäre sprechen sich für Vermögensteuer aus

Der DGB fordert unter anderem die Wiedererhebung der in Deutschland ausgesetzten Vermögensteuer: Ab einem Freibetrag von einer Million Euro (Single) sollte der Steuersatz auf jeden zusätzlichen Euro ein Prozent betragen, dann bis 20 Millionen Euro linear progressiv auf 1,5 Prozent ansteigen. Ab 100 Millionen Euro erhöht sich der Steuersatz auf 1,75 Prozent, bei mehr als einer Milliarde auf  zwei Prozent. Außerdem muss die Begünstigung von Betriebsvermögen bei der Erbschaftsteuer abgeschafft werden. Von ihr profitieren vor allem Superreiche. Sie kostet jährlich zwischen fünf und sieben Milliarden Euro und ist die größte Steuersubvention im Subventionsbericht der Bundesregierung.

Vor einigen Tagen haben sich sogar mehr als 100 Millionäre öffentlich für eine Vermögensteuer ausgesprochen. Das sollte auch den FDP-Finanzminister überzeugen.


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Der DGB-Steuerrechner

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Hier finden Sie die Stellungnahmen und Positionen der Abteilung Wirtschafts-, Finanz- und Steuerpolitik des Deutschen Gewerkschaftsbunds (DGB).
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Die Abteilung Wirtschafts-, Finanz- und Steuerpolitik

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Gewerkschaftliche Wirtschaftspolitik stellt sich der Frage, wie der gesellschaftliche Reichtum gesteigert und zum Wohl der arbeitenden Bevölkerung verteilt werden kann. Uns geht es darum, den Zuwachs an wirtschaftlicher Leistungsfähigkeit für höhere Löhne, weniger Arbeitszeit und mehr Sozialstaat zu nutzen. Dies erfordert ein produktives Zusammenwirken von Staat und Markt. Märkte können schöpferisch sein und den gesellschaftlichen Wohlstand mehren. Märkte sind jedoch sozial und ökologisch blind. Die jüngste Finanz- und Wirtschaftskrise hat das destruktive Potenzial unregulierter Märkte eindrucksvoll offengelegt. Deswegen bedarf es staatlicher Regulierung, Verteilungs-, Wirtschafts-, Sozial-, sowie Industrie- und Dienstleistungspolitik, um die Marktkräfte zu zivilisieren. Die Abteilung Wirtschafts-, Finanz- und Steuerpolitik entwickelt und popularisiert wirtschaftspolitische Strategien und Instrumente, die diesen Zielen dienen.

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