Deutscher Gewerkschaftsbund

PM 089 - 02.05.2000

Wechselkursschwäche des Euro nicht ideologisch missbrauchen

Der DGB warnt davor, die aktuelle Wechselkursschwäche des Euro ideolo-gisch zu missbrauchen, indem sie pauschal auf einen angeblichen Reform-stau in der Steuer-, Arbeitsmarkt- und Sozialpolitik in Europa zurückgeführt wird. Die Fehler der unseligen Standortdiskussion, die Deutschland in den 90er Jahren viele Wachstumsverluste beschert habe, dürften nicht wiederholt werden: ,,Wenn wir Europa und den Euro selbst kaputt reden, dann werden die Finanzmärkte das irgendwann glauben, und wir bekommen tatsächlich ein Euro-Problem," sagte DGB-Vorstandsmitglied Heinz Putzhammer am Freitag in Berlin angesichts jüngster Äußerungen von Sachverständigen, Verbänden und Kommentatoren in Finanzblättern. Es sei richtig, dass der Euro mittelfristig in eine stärker integrierte europäi-sche Wirtschaftsunion eingebettet werden müsste. Dazu seien Strukturrefor-men in Europa nötig, insbesondere die wirkliche Vollendung des europäi-schen Binnenmarktes. Um den Weg Europas in die New Economy zu ebnen, müsse außerdem eine Bildungs- und Qualifizierungsoffensive gestartet wer-den. Ein besseres Management und mehr Unternehmergeist müßten die Innovationsfähigkeit befördern. Pauschale Angriffe gegen das Europäische Sozialmodell und der Ruf nach blinder Deregulierung würden weder die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit erhöhen, noch den Wechselkurs des Euro ein Stück verbessern. Putzham-mer appellierte, die Ergebnisse des Lissabon-Gipfels zügig umzusetzen und Vollbeschäftigung anzustreben. ,,Wenn die Karawane in diese Richtung wei-terzieht, dann ist die aktuelle Euro-Schwäche nur ein kurzes Zwischenspiel, an das sich in kurzer Zeit niemand mehr erinnern wird".
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