Deutscher Gewerkschaftsbund

PM 117 - 30.05.2000

Putzhammer: Gewerkschaften brauchen neues tarifpolitisches Konzept

Die Gewerkschaften brauchen nach Auffassung von DGB-Vorstandsmitglied Heinz Putzhammer ein neues tarifpolitisches Konzept. Immer mehr wird es zur Aufgabe der Tarifvertragsparteien zu definieren, was schon im Tarifvertrag geregelt werden soll und was erst durch die Betriebsparteien. So behält der Flächentarifvertrag als Bezugsgröße immer eine zentrale Rolle, sagte er am Dienstag in Hameln.

So könne er sich beim Entgelt als eine Möglichkeit Bausteine für einen Tarifvertrag vorstellen, die sich aus einem Grundentgelt, einer leistungsabhängigen Komponente und einer Erfolgsbeteiligung zusammensetzten. Bei der Arbeitszeit müsse es immer mehr flexible Spielräume geben. Jahresarbeitszeiten und Arbeitszeitkonten würden zunehmend in den Mittelpunkt rücken, auch um einen Ausgleich zwischen den Interessen des Betriebes und denen des Beschäftigten zu ermöglichen. Auch die Berührungsängste bei Aktien müssten abgebaut werden. Für immer mehr Menschen ist der Börsenbericht mittlerweile ähnlich wichtig wie der Wetterbericht. Warum sollte man nicht auch Belegschaftsaktien fordern, wenn es insbesondere im IT-Bereich immer mehr sogenannte Stock-Optionen für das Management anstelle von Bargeld gibt, sagte der Gewerkschafter.

Die Internet-Generation denke heute ganz anders, als der Stahlarbeiter der 50er Jahre. Wenn wir in den aufstrebenden Wirtschaftszweigen wie etwa der Software-Industrie Fuß fassen wollen, dann kann man das nicht mit Tarifmodellen aus der Welt der Groß- und Schwerindustrie. In den Software-Schmieden wird an immer neuen Projekten gearbeitet, die sich eben nicht schablonenhaft einem fixierten Stunden-Rhythmus un-terwerfen lassen.

Die von DGB-Chef Dieter Schulte in diesem Zusammenhang ins Gespräch gebrachte 50-Stunden-Woche, die man auch mal zulassen müsse, sei aber keinesfalls als Regelarbeitszeit gemeint. Vielmehr ginge es um die flexible Verteilung einer maximalen Wochenstundenzahl in ungleichen Portionen. Auch hier gelte natürlich, dass Mehrarbeit ausgeglichen werden könne und müsse. Die Chancen der Gewerkschaften bei den Belegschaften der neuen Ökonomie stünden gar nicht so schlecht, meinte Putzhammer. Diese seien sehr wohl an Mitbestimmung und Gewerkschaften interessiert. Der Druck in der Computerbranche sei so groß, dass sich die Beschäftigten dort mehrheitlich Betriebsräte wünschten.


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