Deutscher Gewerkschaftsbund

PM 135 - 13.08.2010

Rente mit 67 – Altersarmut vorprogrammiert

Zur Debatte um die Rente mit 67 erklärt Annelie Buntenbach, DGB-Vorstandsmitglied am Freitag in Berlin:

„Kaum ein Arbeitnehmer oder eine Arbeitnehmerin schafft die Rente mit 65, von der 67 gar nicht zu reden. Es ist somit ein großer sozialpolitischer Fehler, wenn die Bundesarbeitsministerin Ursula von der Leyen an der Rente mit 67 festhält. Ohne ernsthaft die Fakten zu überprüfen und sich mit der Lebenswirklichkeit der Menschen z.B. auf den Baustellen, in den Krankenhäusern und Kindergärten, am Hochofen oder auf den Werften auseinander zu setzen, schickt sie ältere Beschäftigte in die Altersarmut oder in die Langzeitarbeitslosigkeit. Denn die Erwerbschancen Älterer sind nach wie vor schlecht – da helfen alle Vergleiche nicht, dass es vor wenigen Jahren noch katastrophaler war.

Fast ein Drittel aller Arbeitslosen, nämlich 900 000, sind älter als 50 Jahre, und über 300.000 sind länger als zwei Jahre arbeitslos. Bei der Arbeitslosigkeit unter den Älteren hat es keinerlei Verbesserung gegeben. Dies gilt vor allem für die Gruppe der über 60-Jährigen, deren Arbeitslosigkeit ist in den letzten zwölf Monaten um 50% angestiegen. Und nur jeder vierte ältere Arbeitslose über 55 Jahren findet überhaupt noch einmal Zugang zum Arbeitsmarkt. Deshalb sind am Ende noch nicht einmal 10% der 64-Jährigen sozialversicherungspflichtig beschäftigt. Heute muss die Hälfte der Altersrentner vor 65 mit Abschlägen in Rente gehen und verliert dabei im Durchschnitt 110 Euro Monatsrente. Und diejenigen, die aus gesundheitlichen Gründen vorher ausscheiden, werden mit Erwerbsminderungsrenten von ca. 640 Euro pro Monat abgespeist. Rente mit 67, das wissen die Menschen, bedeutet für sie Rentenkürzung. Lebensstandardsicherung ist damit für die meisten nur noch eine Illusion, Altersarmut für viele eine reale Gefahr.

Diese Fakten darf die zuständige Ministerin nicht länger ignorieren, sonst lässt sie viele Menschen, die ihr Leben lang geschuftet haben und dann nicht mehr können, einfach abstürzen. Viele Frauen und Männer werden in Zukunft nur mit massiven Rentenkürzungen in Rente gehen können und zahlen wieder einmal die Zeche für eine falsche Politik.

Altersarmut droht, wenn die Politik nicht endlich am Arbeitsmarkt und bei der Rente umsteuert, in den nächsten Jahren zu einem großen Problem zu werden – gerade auch für Frauen. Besonders in Ostdeutschland spitzt sich die Situation wegen der hohen Arbeitslosigkeit und dem riesigen Niedriglohnsektor zu.

Wir brauchen Arbeitsplätze für 62- und 63-Jährige und nicht die Rente mit 67. Wer mehr Erwerbschancen für Ältere will, muss die gesamte Erwerbsbiografie in den Blick nehmen. Wir brauchen gute Arbeitsbedingungen für Jung und Alt, alters­angemessene Arbeits­zeit­regelungen, vorbeugende Gesundheits­förderung in den Betrieben und bessere Weiter­bildungs­angebote. Hier gibt es für die Arbeitgeber noch jede Menge zu tun. Und auch die Bundesregierung muss hier ihren Beitrag leisten.

Ich erwarte jetzt von den Abgeordneten des Deutschen Bundestages, dass sie ihrer Verantwortung gerecht werden, die Überprüfung sehr ernst nehmen und dafür sorgen, dass die Rente mit 67 gar nicht erst an den Start geht.“


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