Deutscher Gewerkschaftsbund

PM 036 - 07.03.2008

Vereinbarkeit von Beruf und Familie verbessern

Fast jeder Zweite laut DGB-Index unzufrieden

Obwohl eine bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf seit vielen Jahren auch von Arbeitgebern und Politik gefordert wird, sieht die Wirklichkeit anders aus. 42 Prozent der Beschäftigten haben danach erhebliche Probleme, ein ausgewogenes Verhältnis zwischen beruflichem und privatem Leben zu erreichen. Wie eine am Freitag in Berlin vorgestellte Sonderauswertung des DGB-Index Gute Arbeit weiter ergab, hängt die sogenannte Work-Life-Balance entscheidend von der tatsächlichen Länge der Arbeitszeit und vom beruflichen Stress ab. So ergab die Befragung der rund 6.000 ArbeitnehmerInnen, dass Vollzeitbeschäftigte durchschnittlich 44 Wochenstunden arbeiten müssen, aber 38 Stunden für ideal halten. Dagegen wünschen sich die meisten Teilzeitbeschäftigten offenbar aus finanziellen Gründen eine längere Arbeitszeit.

Besonders bedenklich ist, dass nur 31 Prozent der Befragten angeben, ihr Arbeitgeber berücksichtige familiäre Bedürfnisse in relevantem Umfang. Fast genauso viele (26 %) beklagen, dass ihr Arbeitgeber diesem Thema keine Bedeutung zumisst. Wenn es betriebliche Modelle zur Vereinbarkeit gibt, dann stehen an erster Stelle familiengerechte Arbeitszeiten (34 %), gefolgt von Arbeitsorganisation wie Teleheimarbeit (16 %). Nur 4 % der Betriebe bieten Kinderbetreuung an.

Der DGB-Vorsitzende Michael Sommer betonte bei der Vorstellung der DGB-Index-Sonderauswertung, dass gute allgemeine Arbeitsbedingungen, angemessene Arbeitszeiten und familienfreundliche Angebote der Unternehmen die entscheidenden Voraussetzungen für eine bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf seien. In diesem Zusammenhang unterstützten die Gewerkschaften den geplanten Ausbau der Krippen. Sie lehnten aber das ebenfalls vorgesehene Betreuungsgeld strikt ab. Es sei absurd, jenen Eltern Geld zu geben, die ein staatliches Angebot nicht wahrnehmen wollten. Hinzu kämen berufliche Nachteile für Frauen, die wegen des Zusatzeinkommens zuhause blieben. Und schließlich profitierten viele Kinder von Krippen, wie neuere Untersuchungen belegten.

IG Metall-Vorstandsmitglied Helga Schwitzer wies darauf hin, dass die bessere Vereinbarkeit vor allem Aufgabe der Betriebsräte vor Ort sei. Dies habe zu zahlreichen Betriebsvereinbarungen vorwiegend in der Automobilindustrie und in Großunternehmen geführt. Motor dieser Entwicklung seien insbesondere die Kolleginnen in den Gleichstellungsausschüssen gewesen. Hier gebe es eine Vorreiterrolle der Frauen in der IG Metall. Daneben fördere die IG Metall seit Längerem konkrete Projekte in Betrieben und Verwaltungen unter Einbeziehung der Beschäftigten. Und schließlich gebe es bereits Tarifverträge, die z.B. Arbeitszeiten an die Öffnungszeiten von Kinderbetreuungseinrichtungen anpassten. Dennoch bleibe viel zu tun. Die Forderungen der IG Metall nach familienfreundlicheren tariflichen Arbeitszeiten reichten von Gleitzeitmodellen bis hin zum Anspruch auf Freistellung in familiär bedingten Not- und Härtefällen.

Auch die IG Bergbau, Chemie, Energie (IGBCE) konnte im Rahmen einer zweijährigen Kampagne eine Vielzahl von Betriebsvereinbarungen abschließen, berichtete Hauptvorstandsmitglied Edeltraud Glänzer. Die Erfahrungen dabei seien:

  • Mitentscheidend sei die Aufgeschlossenheit der Führungskräfte im Betrieb. Vereinbarkeit sei damit ein Top-Down-Thema.
  • Zunehmend betreffe es auch Männer. Allerdings stießen Väter auf wenig Verständnis und Akzeptanz, wenn sie das Familienleben dem Berufsleben nicht unbedingt unterordnen wollten.
  • Vereinbarkeit brauche zielgenaue, betriebliche Lösungen unter Einbeziehung der Beschäftigten.
  • Die Vereinbarkeit von Beruf und Familie müsse Pflege der Angehörigen einbeziehen. Darüber wolle die IGBCE mit den Arbeitgebern sprechen.

„Wir brauchen einen Dreiklang aus Geld, Zeit und Infrastruktur, dann sind Beruf und Familie so zu vereinbaren, dass alle gewinnen,“ betonte Glänzer.

 


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