42 Prozent der JournalistInnen in Deutschland sind im vergangenen Jahr verbal oder körperlich attackiert worden. Das zeigt eine Online-Umfrage des Instituts für Interdisziplinäre Konflikt- und Gewaltforschung (IKG) der Universität Bielefeld und des Mediendienstes Integration. Die traurige Botschaft: Für die Mehrheit der MedienmacherInnen gehören Anfeindungen mittlerweile zum Berufsalltag.
Colourbox
Zwei Drittel der insgesamt rund 780 Befragten gaben an, dass hasserfüllte Reaktionen in den vergangenen zwölf Monaten deutlich zugenommen hätten. 42 Prozent waren 2016 selbst Ziel von Angriffen, 26 Prozent berichteten sogar von mehrmaligen oder regelmäßigen Angriffen. Am häufigsten wurden die JournalistInnen bei Demonstrationen, Interviews oder auf Veranstaltungen attackiert. Die Umfrage zeigt: Auch in den sozialen Netzwerken oder in Kommentaren unter Online-Beiträgen bricht sich der Hass Bahnen. Telefonische Attacken oder per Leserbrief sind eher selten.
Cornelia Haß, Bundesgeschäftsführerin der Deutschen Journalistinnen- und Journalisten-Union (dju) erklärt: „Die Ergebnisse der Studie decken sich mit den täglichen Erfahrungen der Kolleginnen und Kollegen in den Redaktionen und sind ein Weckruf für die demokratischen Kräfte in diesem Land.“ Sie fordert, den „unverzichtbaren Stellenwert und die Bedeutung freier Medien in einer Demokratie“ zu verteidigen und ihren Wert darzustellen und den Journalistinnen und Journalisten damit den Rücken zu stärken in einer Auseinandersetzung, in der sie zum Ziel populistischer und antidemokratischer Angriffe werden.
Es gehe darum, sowohl die körperliche als auch die seelische Unversehrtheit der Kolleginnen und Kollegen zu schützen, so Haß. ver.di bietet unter anderem Sicherheitstrainings für JournalistInnen an, unterstützt die Vernetzung Betroffener und stellt gewerkschaftlichen Rechtschutz. Es gelte, das Selbstbewusstsein der MedienmacherInnen für die Bedeutung ihres Berufs zu stärken und dem Publikum den Prozess journalistischer Arbeit, zum Beispiel bei der Themenfindung oder in der Arbeit mit Informanten, nahe zu bringen.
Gesetzesvorhaben, bei denen das Kind mit dem Bade ausgeschüttet werden soll, sprich, vermeintliche Sicherheit vor fake news geschaffen und dadurch in die Pressefreiheit eingegriffen werden soll, lehnen wir ab: Es muss eher um die Legitimation und die Rolle von seriösem Journalismus als vierter Gewalt im Staat gehen, die informiert, Missstände aufdeckt und durch ihre Vielfalt einen Beitrag zur Meinungsbildung leistet.“