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Anja Piel ist am 4. März 2020 vom Bundesausschuss zum neuen Mitglied des Geschäftsführenden Bundesvorstands des DGB gewählt worden. Sie übernimmt das Amt ab Mai 2020 von Annelie Buntenbach. Während ihrer Ausbildung zur Industriekauffrau wurde sie Mitglied in der IG Chemie Papier und Keramik und setzt sich seitdem in Politik und Gesellschaft für bessere Lebens- und Arbeitsbedingungen ein. Bei ver.di trat sie ein als sie Abgeordnete wurde. Zu Ihrer Wahl hielt sie eine eindrucksvolle Rede, die der einblick in Auszügen dokumentiert: „Wo lernt man Demokratie und Beteiligung?"
DGB/Simone M. Neumann
"Meine Eltern haben sehr früh meinen drei Geschwistern und mir ein umfangreiches Mitspracherecht eingeräumt. Klingt vielleicht ein bisschen merkwürdig, aber Entscheidungen trafen wir grundsätzlich gemeinsam. (…) Selbstverständlich: Zeitungslesen ebenso wie Diskussionen abends nach der Tagesschau. Sozialdemokratische Werte, ein Verständnis vom Wert guter Arbeit und Respekt vor jeder Art von Beschäftigung - statt Taschengeld haben wir Zeitungen ausgetragen, Nachhilfe gegeben und am Fließband gearbeitet.
Für ordentliche Arbeit verdienst du Respekt, zu allererst als Mensch und unabhängig von deinem Status. Ich weiß gar nicht, ob das meinen Eltern und mir zu dem Zeitpunkt so klar war, aber das prägt mein politisches Verständnis bis heute. (…)
Warum hatten meine Eltern die Zeit und Muße, ihre Kinder politisch an die Hand zu nehmen? Weil sie neben ihrer christlichen Haltung und ihrem Kompass für soziale Gerechtigkeit unbefristete sichere Arbeitsplätze hatten. Weil sie betriebliche Mitbestimmung kannten und an uns weitergeben konnten. (…)
Aber auch, weil beiden bewusst war, dass ihre Stimme zählt. Dazu haben die Gewerkschaften zu großen Teilen beigetragen. Ohne Bildung, gute Arbeit, ein sicheres Auskommen hätten wir als Familie unser Leben nicht so gestalten können. Und ich will, dass wir gemeinsam dafür Sorge tragen, dass wir die Grundlage dafür schaffen, dass solche Biografien wie die meiner Eltern und meiner Familie weiterhin möglich sind. Und dass Menschen die Chance haben, etwas gemeinsam bewegen zu können. Für einander und für sich selbst.“