Deutscher Gewerkschaftsbund

22.06.2012
klartext 23/2012

Vermögen: Europas Millionäre gut geschützt

Der Club der Millionäre ist 2011 zwar nicht größer geworden. Aber er wird Multikulti: In China, Brasilien und Russland wächst die Zahl der Millionäre weiter – und in Deutschland. Zeit, die Privilegien der Millionäre abzuräumen.

Jeder zweite Millionär auf diesem Globus kommt aus den USA, Deutschland und Japan. Der Club der Millionäre ist 2011 zwar nicht größer geworden. In den angelsächsischen Ländern, Australien oder Indien hat er sogar Mitglieder verloren. Aber er wird dem Global Wealth Report 2012 zufolge Multikulti: In China, Brasilien und Russland wächst die Zahl der Millionäre weiter – und in Deutschland. 2011 wuchs die deutsche Sektion um 27.300 auf 951.200 Millionäre, nur 38.100 weniger als in den vier BRIC-Staaten zusammen.

Millionäre in ausgewählten Ländern - US-Dollar- Millionäre (Vermögen) pro 1000 Einwohner -

Que lle: Capgemini, RBC We alth Management - World We alth Report 2012; World Data Bank; CIA World Factbook; eigene Berechnungen

Großteil der Rettungspakete landet bei Banken

Nun ist der Global Wealth Report von Capgemini kein Verteilungs­bericht. Er dient der Anlageberatung. Die Höhe der Vermögen wird nach Weltregionen ausge­wiesen. Motto: Wohin ist das Kapital, das scheue Reh, geflüchtet. Im letzten Jahr wurde nur im Mittleren Osten – dank steigender Ölpreise – Geld angehäuft, weltweit verloren die Millionäre 1,7 % ihres Vermögens.

Erstaunlicherweise stand das kriselnde Europa neben der asiatisch-pazifischen Region mit gleichfalls 1,1 % Vermögensverlust noch gut da. Europas Millionärsclub ist dabei sogar um 1,1 % größer geworden. Wie das? Offensichtlich haben sich die Rettungs­einsätze von Merkel & Co. hier gelohnt. Ein Großteil der Milliarden­pakete landet ja nicht bei den Griechen, sondern bei den Banken und ihren Anlegern, den Millionären.

Sinkende Nachfrage in Europa trifft Weltwirtschaft

Trotzdem hat die Krise der Eurozone die Anleger im letzten Jahr verunsichert. Jetzt stellen ihre Berater unangenehme Fragen: Wie gehen Austeritätspolitik und Wachstum zusammen? Viele Investoren blieben „an der Seitenlinie“ und warteten auf klare Signale, dass die Eurozone den politischen Willen hat, Lösungen für die Gesundung der Volkswirtschaften der Krisenländer zu erarbeiten. Ihr Problem: Selbst bisher sichere Geldan­lagen wie die Staatsanleihen stabiler Länder werden nicht mehr als sicherer Hafen angesehen.

Wie der G20-Gipfel Anfang dieser Woche gezeigt hat, ist die Eurokrise längst ein globales Problem. Auch der asiatisch-pazifische Raum, in 2011 erstmals die Region mit den meisten Millionären, war betroffen. Die exportorientierten Volkswirtschaften litten unter der sinkenden Nachfrage aus den EU-Staaten.

Trotz Krise wachsende Vermögen

Auch wenn die Sparschweine der Reichen weltweit im Jahr 2011 etwas schlanker geworden sind – es sind immer noch 42.000 Mrd. Dollar drin. Genug Geld für die Lösung der globalen Herausforderungen ist also vorhan­den, könnte man meinen: für Investitionen in Zukunfts­felder, zur Schaffung von Arbeitsplätzen, zur Armuts­bekämpfung, für den Klimaschutz.

Aber die gute Tat bringt nicht schnell genug Rendite – und abgeschöpft wird überall zu wenig. In Deutschland am allerwenigsten: Hierzulande ist das Privatvermögen laut Bundesbank 2011 um 149 Mrd. Euro auf rekord­verdächtige 4.715 Mrd. Euro angestiegen. Sein Beitrag zum Gesamtsteueraufkommen lag 2008 bei 5,1 % – die Hälfte des OECD-Durchschnitts. Zeit, die Privilegien der deutschen Millionäre abzuräumen: Weg mit der Abgel­tungssteuer. Her mit nennenswerten Vermögens- und Erbschaftssteuern, einen höheren Spitzensteuersatz und einer Finanztransaktionssteuer in ganz Europa.


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