Deutscher Gewerkschaftsbund

26.02.2014

Reichtum in Deutschland: Vermögen bleibt ungleich verteilt

Die Vermögen in Deutschland sind heute deutlich ungleicher verteilt als noch vor 10 oder 20 Jahren. Eine aktuelle Studie im Auftrag der Hans-Böckler-Stiftung zeigt: heute besitzt das reichste Prozent im Durchschnitt mehr als 800.000 Euro – 28 Prozent der Bevölkerung sind dagegen mittellos oder verschuldet. Die Bundesregierung müsse prekäre Beschäftigungsformen zurückdrängen, fordert DGB-Vorstandsmitglied Reiner Hoffmann. Der Mindestlohn sei dafür ein „erster, unverzichtbarer Schritt“.

Die Vermögen in Deutschland sind weiterhin sehr ungleich verteilt. Eine Peron, die zum reichsten Zehntel der erwachsenen Bevölkerung gehört, besitzt netto mindestens 217.000 Euro. Dagegen haben 28 Prozent der Bevölkerung keinen Euro auf der hohen Kante oder gar Schulden. Zu diesem Ergebnis kommt eine aktuelle Studie im Auftrag der Hans-Böckler-Stiftung.

Damit weist Deutschland zusammen mit Österreich die höchste Vermögensungleichheit unter allen Euro-Ländern auf. Dieses Missverhältnis kritisiert DGB-Vorstandsmitglied Reiner Hofmann scharf, gerade mit Blick auf die Stärke der deutschen Wirtschaft: "Wir sind Europameister, wenn es um die Leistungsfähigkeit unserer Wirtschaft und die Leistungsbereitschaft unserer Belegschaften geht.“ Dennoch liege die deutsche Vermögensungleichheit weit über dem Niveau vergleichbarer Länder wie Frankreich oder Italien. „Diese soziale Schieflage muss zurückgedrängt werden“, fordert Hoffmann.

Ungleichheit hoch, kaum Veränderung über das letzte Jahrzehnt

Die Zahlen der Böckler-Studie sind in der Tat beeindruckend: Das reichste Zehntel besaß 2012 mindestens 217.000 Euro an Vermögen. Wer zum reichsten Prozent gehört, verfügt gar über ein Nettovermögen von mehr als 800.000 Euro. Das tatsächliche Durchschnittsvermögen im obersten Hundertstel dürfte sogar noch höher sein. Denn Superreiche – Milliardäre und Besitzer von großen Millionenvermögen – erfasst die Statistik nur unzureichend. An dieser Vermögensungleichheit in Deutschland  hat sich gegenüber den Vergleichsjahren 2002 und 2007 kaum etwas geändert, schreiben die Forscher.

Erhebliche Unterschiede zwischen Ost und West

Beim privaten Reichtum gibt es laut Studie zum Teil erhebliche Unterschiede zwischen West und Ost, Männern und Frauen, Unternehmern und Beschäftigten. So war das durchschnittliche Nettovermögen der Westdeutschen 2012 mit 94.000 Euro mehr als doppelt so hoch wie das der Ostdeutschen, die nur auf 41.000 Euro kamen. Männer besaßen im Schnitt 97.000 Euro, Frauen 27.000 weniger.

Drastische Vermögenseinbußen unter Arbeitslosen

Drastische Einbußen mussten im Laufe der Zeit die Arbeitslosen hinnehmen: Im Jahr 2002 belief sich ihr durchschnittliches Nettovermögen noch auf rund 30.000 Euro, 2012 waren es nur noch 18.000. Dabei dürften die Hartz-Gesetze eine wichtige Rolle gespielt haben, so die Analyse der Wissenschaftler. Denn Arbeitslose müssen vor dem Bezug von ALG II zunächst den größten Teil ihres Vermögens aufbrauchen. Die Folge: Fast zwei Drittel der Personen ohne Job hatten 2012 unter dem Strich kein Vermögen oder sogar Schulden.

„Diese zeigt, wie stark Einkommen und Vermögen zusammenhängen“, sagt Reiner Hoffmann. Die Studie mache deutlich: „Die Reichen werden reicher, die Armen werden ärmer“. Hoffmann fordert die Bundesregierung auf, diese Ungerechtigkeit zu bekämpfen. „Die Regierung muss prekäre Beschäftigungsformen zurückdrängen – der gesetzliche Mindestlohn für alle Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer ist hierzu ein erster, unverzichtbarer Schritt. Aber auch die stärkere Regulierung von Leiharbeit und Werkverträgen gehören auf die Agenda. Ebenso kann die Beseitigung der sogenannten kalten Progression dazu beitragen, die Kluft zwischen Reich und Arm zu schließen. Deutschland muss gerechter werden."

Download Studie: Grabka/Westermeier: Anhaltend hohe Vermögensungleichheit in Deutschland, (in: DIW-Wochenbericht 9/2014)


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