Deutscher Gewerkschaftsbund

11.03.2013

BarCamp Mobitopia: Visionen für die Zukunft des Verkehrs

Wie werden wir uns in Zukunft fortbewegen? Wie sieht urbane Mobilität im Jahr 2050 aus? Jugendliche der DGB-Mitgliedsgewerkschaften haben in einem BarCamp ihre Ideen für ein Verkehrskonzept der Zukunft entworfen. Ihr Fazit: Verkehrsausbau kostet - Mobilität darf aber trotzdem keine Frage des Geldes sein.

Teilnehmer eines BarCamps

Beim BarCamp "Mobitopia" von DGB, ver.di und EVG wurde intensiv über die Mobilität der Zukunft diskutiert. DGB/von Polentz, transit

Im Jahr 2050 fahren die Menschen am liebsten Seil- oder Schwebebahn, die nächste Haltestelle ist nie weit von zu Hause entfernt und wer studiert, fährt kostenlos – und zwar in ganz Deutschland. So zumindest stellen sich junge GewerkschafterInnen den Verkehr der Zukunft vor. 30 Jugendliche haben am vergangenen Wochenende (1. und 2. März) bei einem BarCamp in Berlin eine Utopie zur urbanen Mobilität im Jahr 2050 entworfen. Mobitopia – so der Name der fiktiven Stadt der Zukunft und der Titel des BarCamps.

Organisiert hatten die alternative Konferenz der DGB, die Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft ver.di sowie die Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG). Das Teilnehmerfeld war bunt gemischt: Mit dabei waren SchülerInnen, Studierende, Auszubildende und junge Beschäftigte aus unterschiedlichen Bereichen der Verkehrswirtschaft.

Das BarCamp Mobitopia

BarCamps sind alternative, offene Konferenzen, beziehungsweise Tagungen mit Themenworkshops. Im Gegensatz zu klassischen Tagungen stehen Inhalte und Ablauf der Workshops nicht bereits vor Beginn fest, sondern werden von den TeilnehmerInnen im Laufe der Veranstaltung selbst aufgestellt und entwickelt.

Beim BarCamp "Mobitopia - Mobilität in der Stadt der Zukunft" entwickelten junge GewerkschafterInnen Anfang März in Berlin Ideen für künftige Verkehrskonzepte.

Für Marion Jungbluth, Referentin für Nachhaltige Mobilität beim DGB-Bundesvorstand, war die Veranstaltung ein voller Erfolg: "Es war eine gelungene Aktion. Ich bin immer wieder begeistert, wie fit und klar die jungen Leute sind. Die Methoden des BarCamps funktionieren gut, weil sich alle beteiligen und die Diskussionen selbst gestalten."

Zum Programm des BarCamps Mobitopia

Von der Seilbahn bis zum Solarbus

Zu Beginn des BarCamps schlüpften die Jugendlichen in die Rolle von PolitikerInnen: Aus dem Blickwinkel des Verkehrs-, Umwelt-, des Finanz- oder des Arbeitsministerium sammelten und bewerteten die jungen „Ministerinnen und Minister“ Ideen für Mobitopia: Darunter Innovationen wie Schwebe- oder Seilbahnen über bereits vorhandenen Straßen, Busse mit Solarmodulen und ein Jetpack – ein Fluggerät, das mit Biogas angetrieben wird. Außerdem brauche Mobitopia, so der Tenor, viel Personal, das für Service und Sicherheit sorgt – besonders in den Verkehrsbetrieben.

Mehr Bürgerbeteiligung beim Nahverkehr

Ein guter ÖPNV muss sein – auch in Mobitopia: um beispielsweise jungen Familien kostengünstige Mobilität zu ermöglichen. Im Politik-Planspiel des BarCamps wurde klar: Das muss finanziert werden. Nicht nur der "Mobitopia-Finanzminister" pochte darauf, dass vieles machbar, aber nicht für alles Geld da ist. Die Idee der TeilnehmerInnen: Unternehmen sollen eine ÖPNV-Abgabe zahlen.

Gleichzeitig müsse ein Mindeststandard für die Erreichbarkeit der nächsten öffentlichen Haltestelle eingeführt werden. Bei der Entwicklung von Nahverkehrsplänen und dem Bau von Verkehrsinfrastruktur soll es in Mobitopia, so das Ergebnis der Diskussionen, außerdem eine starke Bürgerbeteiligung geben.

Investitionen in die Zukunft des Verkehrs

Den jungen GewerkschafterInnen war bei ihren Überlegungen bewusst, dass der Ausbau der Verkehrsinfrastruktur einiges kosten wird. Intensiv diskutierten sie beim BarCamp deshalb, aus welchen Töpfen der Nahverkehr in Mobitopia finanziert werden könnte. Einige ihrer Vorschläge: Arbeitslosigkeit abbauen, Vollbeschäftigung anstreben und so die Einnahmen der öffentlichen Haushalte verbessern. Weiteres Geld könne außerdem durch eine Nutzerabgabe für alle Verkehrswege und Verkehrsmittel eingeführt werden – egal ob Straße, Schiene, Luft- oder Wasserweg. Besonders günstige Mobilitätsangebote sollten nach dem Willen der BarCamp-TeilnehmerInnen für junge Menschen geschaffen werden.

 
Jede Menge innovative Ideen

Auch Car- und Bikesharing für kleines Geld machten die Mobitopia-PlanerInnen zum Teil ihres Konzepts. Junge Beschäftigte und junge Erwerbslose erhalten in Mobitopia ferner ein Sozialticket. Auch wer sich ehrenamtlich engagiert, erhält in der Stadt der Zukunft Freifahrten für den ÖPNV. Der Strompreis, der beim Stichwort E-Mobilität künftig eine noch größere Rolle im Verkehrssektor spielen könnte, soll in Mobitopia grundsätzlich einkommensabhängig berechnet werden.

Selbst neue Fahrzeugtypen entwickelten die Jugendlichen: Fahrzeug-Module, die je nach Ziel individuell fahren oder mit anderen gekoppelt zu einem gemeinsamen Vehikel werden. Oder Schienenfahrzeuge, die auch straßentauglich sind, Gondeln in Städten, Amphibienfahrzeuge oder gar „menschliche Rohrpostsysteme“. Im BarCamp "Mobitopia" wurden viele Visionen und Utopien für zwei Tage Realität.

Forderungen aus dem BarCamp "Mobitopia"

Die jungen Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Barcamps haben ihre Ideen für die Zukunft der Mobilität in politische Forderungen übertragen. Die vier Kernforderungen für "Mobitopia" sind:

  • Mobilität sollte für junge Menschen nichts kosten. Für Jugendliche ist Mobilität oft zu teuer. Dabei ist Mobilität für junge Menschen besonders wichtig. Der Arbeitgeber sollte stärker in die Pflicht genommen werden und jungen Beschäftigten mehr Mobilität ermöglichen. Der Demografie-Tarifvertrag zwischen EVG und DB AG könnte dafür ein Vorbild sein.
  • Nachhaltigkeit bei der Entwicklung neuer Technologien muss gefördert werden. Der Staat sollte Innovationen subventionieren. Auf Dauer soll es mehr Elektro-Fahrzeuge geben und durch gesetzliche Regelungen müssten Benzinfahrzeuge nach und nach verdrängt werden. Die rasante Entwicklung auf dem IT-Markt muss mit noch mehr Dynamik in die Entwicklung von Mobilitätsinnovationen einfließen.
  • Wir wollen ein effektives, einheitliches und modulares Verkehrssystem. Energieeffizienz wird auch im Verkehrsbereich künftig großgeschrieben. Nur ein effektives und effizientes Verkehrssystem hat Zukunft. Gleichzeitig wollen wir einen Einheitstarif für den ÖPNV für ganz Deutschland. Neuartige Formen von Mobilität, die den Individualverkehr mit dem öffentlichen Verkehr verknüpfen, sollten erprobt werden.
  • Jugendarbeitslosigkeit muss frühzeitig vorgebeugt werden. Junge Menschen müssen im Beruf Verantwortung übernehmen können. Es müssen ausreichend viele und gute Ausbildungsplätze vorhanden sein. Außerdem könnten mit mehr Schülerpraktika, auch in Verkehrsbetrieben, bessere Anregungen für die Berufswahl geboten werden – ohne junge Menschen dabei in Praktika auszubeuten.

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