Wie werden wir uns in Zukunft fortbewegen? Wie sieht urbane Mobilität im Jahr 2050 aus? Jugendliche der DGB-Mitgliedsgewerkschaften haben in einem BarCamp ihre Ideen für ein Verkehrskonzept der Zukunft entworfen. Ihr Fazit: Verkehrsausbau kostet - Mobilität darf aber trotzdem keine Frage des Geldes sein.
DGB/von Polentz, transit
Im Jahr 2050 fahren die Menschen am liebsten Seil- oder Schwebebahn, die nächste Haltestelle ist nie weit von zu Hause entfernt und wer studiert, fährt kostenlos – und zwar in ganz Deutschland. So zumindest stellen sich junge GewerkschafterInnen den Verkehr der Zukunft vor. 30 Jugendliche haben am vergangenen Wochenende (1. und 2. März) bei einem BarCamp in Berlin eine Utopie zur urbanen Mobilität im Jahr 2050 entworfen. Mobitopia – so der Name der fiktiven Stadt der Zukunft und der Titel des BarCamps.
Organisiert hatten die alternative Konferenz der DGB, die Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft ver.di sowie die Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG). Das Teilnehmerfeld war bunt gemischt: Mit dabei waren SchülerInnen, Studierende, Auszubildende und junge Beschäftigte aus unterschiedlichen Bereichen der Verkehrswirtschaft.
BarCamps sind alternative, offene Konferenzen, beziehungsweise Tagungen mit Themenworkshops. Im Gegensatz zu klassischen Tagungen stehen Inhalte und Ablauf der Workshops nicht bereits vor Beginn fest, sondern werden von den TeilnehmerInnen im Laufe der Veranstaltung selbst aufgestellt und entwickelt.
Beim BarCamp "Mobitopia - Mobilität in der Stadt der Zukunft" entwickelten junge GewerkschafterInnen Anfang März in Berlin Ideen für künftige Verkehrskonzepte.
Für Marion Jungbluth, Referentin für Nachhaltige Mobilität beim DGB-Bundesvorstand, war die Veranstaltung ein voller Erfolg: "Es war eine gelungene Aktion. Ich bin immer wieder begeistert, wie fit und klar die jungen Leute sind. Die Methoden des BarCamps funktionieren gut, weil sich alle beteiligen und die Diskussionen selbst gestalten."
Zu Beginn des BarCamps schlüpften die Jugendlichen in die Rolle von PolitikerInnen: Aus dem Blickwinkel des Verkehrs-, Umwelt-, des Finanz- oder des Arbeitsministerium sammelten und bewerteten die jungen „Ministerinnen und Minister“ Ideen für Mobitopia: Darunter Innovationen wie Schwebe- oder Seilbahnen über bereits vorhandenen Straßen, Busse mit Solarmodulen und ein Jetpack – ein Fluggerät, das mit Biogas angetrieben wird. Außerdem brauche Mobitopia, so der Tenor, viel Personal, das für Service und Sicherheit sorgt – besonders in den Verkehrsbetrieben.
Ein guter ÖPNV muss sein – auch in Mobitopia: um beispielsweise jungen Familien kostengünstige Mobilität zu ermöglichen. Im Politik-Planspiel des BarCamps wurde klar: Das muss finanziert werden. Nicht nur der "Mobitopia-Finanzminister" pochte darauf, dass vieles machbar, aber nicht für alles Geld da ist. Die Idee der TeilnehmerInnen: Unternehmen sollen eine ÖPNV-Abgabe zahlen.
Gleichzeitig müsse ein Mindeststandard für die Erreichbarkeit der nächsten öffentlichen Haltestelle eingeführt werden. Bei der Entwicklung von Nahverkehrsplänen und dem Bau von Verkehrsinfrastruktur soll es in Mobitopia, so das Ergebnis der Diskussionen, außerdem eine starke Bürgerbeteiligung geben.
Den jungen GewerkschafterInnen war bei ihren Überlegungen bewusst, dass der Ausbau der Verkehrsinfrastruktur einiges kosten wird. Intensiv diskutierten sie beim BarCamp deshalb, aus welchen Töpfen der Nahverkehr in Mobitopia finanziert werden könnte. Einige ihrer Vorschläge: Arbeitslosigkeit abbauen, Vollbeschäftigung anstreben und so die Einnahmen der öffentlichen Haushalte verbessern. Weiteres Geld könne außerdem durch eine Nutzerabgabe für alle Verkehrswege und Verkehrsmittel eingeführt werden – egal ob Straße, Schiene, Luft- oder Wasserweg. Besonders günstige Mobilitätsangebote sollten nach dem Willen der BarCamp-TeilnehmerInnen für junge Menschen geschaffen werden.
Auch Car- und Bikesharing für kleines Geld machten die Mobitopia-PlanerInnen zum Teil ihres Konzepts. Junge Beschäftigte und junge Erwerbslose erhalten in Mobitopia ferner ein Sozialticket. Auch wer sich ehrenamtlich engagiert, erhält in der Stadt der Zukunft Freifahrten für den ÖPNV. Der Strompreis, der beim Stichwort E-Mobilität künftig eine noch größere Rolle im Verkehrssektor spielen könnte, soll in Mobitopia grundsätzlich einkommensabhängig berechnet werden.
Selbst neue Fahrzeugtypen entwickelten die Jugendlichen: Fahrzeug-Module, die je nach Ziel individuell fahren oder mit anderen gekoppelt zu einem gemeinsamen Vehikel werden. Oder Schienenfahrzeuge, die auch straßentauglich sind, Gondeln in Städten, Amphibienfahrzeuge oder gar „menschliche Rohrpostsysteme“. Im BarCamp "Mobitopia" wurden viele Visionen und Utopien für zwei Tage Realität.
Die jungen Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Barcamps haben ihre Ideen für die Zukunft der Mobilität in politische Forderungen übertragen. Die vier Kernforderungen für "Mobitopia" sind: