Ohne neue Konzepte im Verkehrssektor ist die Energiewende gefährdet. Wie städtische Mobilität energiesparender gestaltet werden kann, diskutierten DGB und Hans-Böckler-Stiftung auf der Tagung „Wer schafft die Verkehrswende?“
Weltweit verändert sich in den Städten die Mobilität. Diesen Wandel beschrieb Dr. Bodo Schwieger, der Kommunen bei der Umsetzung neuer Mobilitätskonzepte berät, in seinem Impulsvortrag. So nehme in den großen Städten bei jungen Menschen der Wert des Autos als Statussymbol ab, sagte Schwieger. Stadtbewohner seien stattdessen zunehmend „multimodal“ unterwegs, sie benützten also viele verschiedene Verkehrsmittel. Ein weiterer Trend sind laut Schwieger neue Verkehrsdienstleistungen, wie „One-Way-Carsharing“ oder Mitfahrerbörsen, die Anbieter und Kunden mithilfe von Smartphone-Apps vernetzen. In diesem Markt mischen inzwischen auch die öffentlichen Verkehrsunternehmen mit, die sich längst nicht mehr auf den Betrieb von Bussen und Bahnen beschränken. Kleinstfahrzeuge mit elektrischem Antrieb, wie Elektrofahrräder und der Stehroller Segway seien im knappen Raum der Städte eine weitere zukunftsfähige Mobilitätsform.
DGB/Joe Goergen(BestSabel)
Hubert Resch, ehemals Arbeitsdirektor der Bremer Straßenbahn AG, hatte die Arbeitszufriedenheit von Fahrerinnen und Fahrern im öffentlichen Nahverkehr untersucht. Er stellte fest: „Die Arbeitsbedingungen sind durch den Wettbewerbsdruck deutlich verschärft. Für neue Ideen bleibt da keine Luft.“ Resch forderte nach der wirtschaftlichen auch eine soziale Restrukturierung. Beschäftigte müssten Motor von Innovationsprozessen werden können. Dafür seien Freiräume im Arbeitsalltag nötig. Zu ähnlichen Ergebnissen kam das ver.di-Innovationsbarometer. Die Mehrzahl der Befragten spüre eine starke Zunahme der Arbeitsintensität und sehe dies als Hemmnis für Innovationsbeteiligung an, berichtete Dr. Nadine Müller vom ver.di Referat Gute Arbeit. „Statt die Arbeit weiter zu intensivieren und den Leistungsdruck zu erhöhen, ist ein modernes Management zur Steigerung der Innovationsfähigkeit notwendig“. Dieses müsse gute Arbeit etablieren, Partizipation aus- und Qualifikation und Kompetenzen aufbauen, schlussfolgerte sie.
Die politischen Rahmenbedingungen verdeutlichte Rolf Lutzke, Bereichsleiter Politik der Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft. So würden zum Beispiel die Weichen für den öffentlichen Personennahverkehr in den nächsten Jahren neu gestellt. Um das Mobilitätsangebot des öffentlichen Nahverkehrs für alle auf hohem Niveau zu sichern, sei noch viel Lobbyarbeit nötig. Erfolg hätten Bündnisse, die unterschiedliche Kräfte bündelten, so wie die „Allianz pro Schiene“. Wie der Verkehr in Zukunft letztendlich aussehen könnte, dazu hatte Mobilitätsberater Bodo Schwieger eine klare Meinung: „Wir fahren elektrisch, gemeinsam und staufrei“. Den Prozess der Verkehrswende frühzeitig und aktiv zu gestalten, darauf werden der DGB und seine Mitgliedsgewerkschaften ihr Handeln fokussieren, sagte DGB-Vorstandsmitglied Dietmar Hexel.