Deutscher Gewerkschaftsbund

30.01.2023
kurzInfo

Bestenauslese statt Ausbildungschancen

Die Bertelsmann-Stiftung hat mit dem Monitor Ausbildungschancen 2023 eine Studie zu den Ausbildungschancen von jungen Menschen vorgestellt. Demnach steigt der Anteil von Auszubildenden mit Abitur seit Jahren kontinuierlich. Umgekehrt haben sich die Chancen auf einen Ausbildungsplatz für junge Menschen mit maximal einem Hauptschulabschluss deutlich verschlechtert. Diese Ausbildungslosigkeit ist eine der größten Herausforderungen für den Ausbildungsmarkt.

Junge Menschen mit Laptops auf einer Bank

DGB/rawpixel/123rf.com

Eine bekannte Klage über den Ausbildungsmarkt lautet häufig: Der zunehmende Trend zu Abitur und Studium bedroht die duale Ausbildung. Für alle Ausbildungsinteressierten seien genügend Ausbildungsangebote verfügbar. Die aktuellen Zahlen zeigen aber, dass diese Beschreibung mit der Realität wenig zu tun hat.

Im Fazit schreiben die Autor*innen deutlich: „Übergreifend findet insbesondere im dualen System eine Strukturveränderung zugunsten von Abiturient*innen statt“. Die demografische Entwicklung kann die Strukturverschiebungen und die nachlassende Zahl von Ausbildungsbewerber*innen nicht vollständig erklären.

„Es passt einfach nicht zusammen, wenn die Arbeitgeber einerseits über fehlende Bewerber*innen klagen, auf der anderen Seite aber vielfach eben eine Bestenauslese betreiben“ erklärt Elke Hannack, stellvertretende DGB-Vorsitzende gegenüber der dpa. „Es gibt durchaus ein enormes Potenzial für mehr Ausbildung und damit zur Linderung des Fachkräftemangels. Dies brach liegen zu lassen, können wir uns als Gesellschaft nicht leisten. Deshalb ist es wichtig, dass bei der geplanten Ausbildungsgarantie noch deutlich nachgebessert wird.“

Überraschend ist die gesunkene Zahl von Ausbildungsverträgen und die gleichzeitig gesunkene Zahl von Einmündungen in den Übergangsbereich. Dies lässt sich durch die dramatisch steigende Zahl von jungen Menschen zwischen 15 und 24 Jahren erklären, die weder in Ausbildung noch Arbeit sind (NEET). Während der Pandemie ist deren Zahl um 135.000 gestiegen (2019: 492.000, 2021: 627.000). Der Anstieg ist insbesondere bei denjenigen mit maximal einem Hauptschulabschluss am höchsten.

Die Zahlen unterstreichen einmal mehr, wie wichtig eine Ausbildungsgarantie für junge Menschen ist. Das Hauptproblem am Übergang zwischen Schule und Erwerbsleben sind junge Menschen, die bei der Suche nach einem Ausbildungsplatz leer ausgehen. Anders als Unternehmen und Wirtschaftsverbände behaupten, haben sich die Chancen auf einen Ausbildungsplatz für bestimmte Gruppen nicht verbessert.

Der bisherige Vorschlag der Ausbildungsgarantie wird an dieser Situation nur wenig ändern. Deshalb braucht es dringend Nachbesserungen. Sonst drohen weiterhin junge Menschen beim Start ins Berufsleben zu scheitern.


Das DGB-Kurzinfo zum Download:

Bestenauslese statt Ausbildungschancen (PDF, 110 kB)

KurzInfo der Abteilung Bildungspolitik und Bildungsarbeit beim DGB Bundesvorstand zur Bertelsmann-Studie zu Übergängen in die Ausbildung


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