Wochenendarbeit wird in Deutschland zusehends zur Regel. Nur noch ein Drittel der Beschäftigten hat frei an Samstagen und Sonntagen, so die DGB-Studie "Stressfaktor Wochenendarbeit". Für Erholung, Kultur und Familie bleibt immer weniger Zeit. Der DGB fordert eine Anti-Stress-Verordnung.
Von Annelie Buntenbach, DGB-Bundesvorstandsmitglied
Der DGB-Index Gute Arbeit zeigt: Wochenendarbeit wird immer mehr zur Regel, gleichzeitig steigt der Arbeitsstress überdurchschnittlich an. Nur ein Drittel der ArbeitnehmerInnen hat tatsächlich an Samstagen und Sonntagen frei. Dagegen müssen 35 Prozent der Beschäftigten regelmäßig an einem oder beiden Wochenendtagen arbeiten. Zudem nimmt die ohnehin zunehmende Arbeitshetze am Wochenende noch einmal zu: 62 Prozent derer, die auch am Wochenende zur Arbeit gehen, leiden unter Stress. Besonders betroffen sind die Beschäftigten im Gastgewerbe, im Handel und im Bereich Erziehung und Unterricht.
Eine solche Entwicklung ist ungesund für Beschäftigte, Familien und auch für die Kultur. Vor allem Alleinerziehende stehen vor neuen Schwierigkeiten bei der Vereinbarkeit von Familie und Beruf, denn die Kinderbetreuung ist gerade am Wochenende ein Riesenproblem.
DGB
Es kann nicht richtig sein, dass die Belastungen am Arbeitsplatz steigen und gleichzeitig immer weniger Zeit für Erholung und Kultur, Familie und Kinder bleibt. Dass ein Drittel der Wochenend-ArbeiterInnen auch noch mehr als zehn Überstunden pro Woche machen muss, zeigt, wie wenig Zeit für die notwendige Erholung bleibt.
Es ist dringend erforderlich, den Stress am Arbeitsplatz abzubauen, um den gefährlichen Boom an psychischen Erkrankungen und Burnout zu stoppen. Dafür müssen der Arbeitszeit und den Arbeitsbelastungen wieder Grenzen gesetzt werden. Der DGB-Slogan aus dem Jahr 1956, „Samstags gehört Vati mir“, bleibt weiter aktuell. Nur dass heute zwei Versionen nötig sind, damit samstags auch „Mutti“ Zeit für ihre Kinder hat.
Da die Arbeitgeber Stress nicht freiwillig reduzieren, sind dazu auch neue rechtliche Vorgaben zum Umgang mit psychischen Belastungen – wie eine Anti-Stress-Verordnung – notwendig. Die Arbeitgeber müssen dafür sorgen, dass die zum Teil erhebliche Kluft zwischen der vereinbarten und der tatsächlichen Arbeitszeit verringert wird. Bei den hohen Arbeitsbelastungen müssen die Beschäftigten auch entsprechende Pausen und Erholzeiten haben. Ein zeitnaher Ausgleich bei der Überschreitung von Arbeitszeiten muss selbstverständlich sein.
"Samstags gehört Vati mir" – mit diesem Slogan warb der Deutsche Gewerkschaftsbund 1956 für die Einführung der Fünf-Tage-Woche. Mit Erfolg. Und mit dem Resultat, dass die Fünf-Tage-Woche bis heute in Deutschland offiziell als Standard gilt. Die Realität aber sieht inzwischen leider schon wieder anders aus, wie die Repräsentativumfrage des DGB-Index Gute Arbeit zeigt.
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