Kaiser Wilhelm II. irrte 1904 gewaltig, als er feststellte: „Ich setze auf das Pferd – das Auto ist nur eine vorübergehende Erscheinung.“ Auch wenn diese Anekdote mehr als 100 Jahre zurückliegt, eignet sie sich, um vor Fehleinschätzungen der digitalen Revolution zu warnen.
„Wer meint, die digitale Technologie sei nur ein Veränderungsfaktor unter vielen oder gar irgendwie aufzuhalten, der setzt ganz sicher aufs falsche Pferd“, stellt der DGB-Vorsitzende Reiner Hoffmann gemeinsam mit dem DGB-Digitalisierungsexperten Oliver Suchy in einem Diskussionspapier der Hans-Böckler-Stiftung fest. Sie kritisieren, dass in der aktuellen Debatte um Arbeit 4.0 ein politisches Leitbild für gute Arbeit und gutes Leben in einer digitalisierten Welt fehlt.
Die beiden Autoren skizzieren anhand verschiedener Themenkomplexe die gewerkschaftlichen Schwerpunkte, die für ein solches Leitbild essentiell sind. Es geht unter anderem um die Plattform-Ökonomie, um Datenschutz, Flexibilität und die Folgen des digitalen Wandels. Kritisch setzen sich Hoffmann und Suchy mit der Prognose der britischen Wissenschaftler Carl Benedikt Frey und Michael Osborne auseinander.
Diese prognostizieren in einer Studie, dass 47 Prozent der Jobs in den USA durch Automatisierung gefährdet sind. Für Hoffmann und Suchy sind Zukunftsprognosen dieser Art Momentaufnahmen mit beschränkter Aussagekraft. Neue Technologien sollten dazu genutzt werden, um menschliche Arbeit nicht zu verdrängen, sondern aufzuwerten. „Es geht um eine neuartige Interaktion von Mensch mit smarten Maschinen.“
Digitalisierung und Arbeit 4.0: Der DGB-Vorsitzende Reiner Hoffmann und DGB-Experte Oliver Suchy beschreiben in einem "Working Paper" der Hans Böckler Stiftung, wie Gute Arbeit in Zukunft gestaltet werden kann.