Deutscher Gewerkschaftsbund

14.01.2013

Frauen: Chancengleichheit bei Verdienst und Karriere in weiter Ferne

Nur zwei Prozent soll der Gehaltsunterschied zwischen Frauen und Männern laut einer Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft betragen. Damit werde die strukturelle Benachteiligung von Frauen im Beruf klein gerechnet, sagt DGB-Vize Ingrid Sehrbrock. Sie fordert statt Rechenakrobatik eine nachdrückliche Gleichstellungspolitik.

Von Ingrid Sehrbrock, stellvertretende DGB-Vorsitzende

Frauen arbeiten in anderen Berufen als Männer, sie steigen seltener auf als ihre Kollegen und aufgrund familiärer Pflichten unterbrechen Frauen ihre Berufstätigkeit längerfristig und arbeiten öfter in Teilzeit oder in Minijobs. Die Frage ist doch, warum technische Berufe besser bezahlt werden als Betreuungs- und Sorgeaufgaben. Und warum sich in Deutschland berufliches Fortkommen und Familienaufgaben zu schlecht miteinander vereinbaren lassen. Damit sich daran etwas ändert, brauchen wir einen Mix aus gesetzlichen Vorgaben, betrieblichem Handeln und gesellschaftlichem Umdenken – aber keine wissenschaftlichen Institute, die strukturellen Benachteiligungen klein rechnen.

Equal Pay Day 2012

DGB/Simone M. Neumann

Frauen erhalten in Deutschland durchschnittlich 23 Prozent weniger Entgelt als Männer. In kaum einem anderen EU-Land ist die Einkommenslücke so groß zwischen den Geschlechtern.

Viele Frauen bleiben wegen der Familie im Teilzeitjob

Frauen arbeiten öfter in Teilzeit oder in Minijobs als Männer. Aber es ist nicht zu erklären, warum Teilzeitbeschäftigte in Deutschland häufig einen niedrigeren Stundenlohn erhalten als ihre Vollzeit-Kollegen – obwohl eine solche Benachteiligung verboten ist. Teilzeitbeschäftigten werden – insbesondere im Minijob – gesetzlich und tarifvertraglich verbriefte Rechte vorenthalten. Viele Frauen finden aus familienbedingter Teilzeit nicht in eine Vollzeiterwerbstätigkeit zurück, weil es in Deutschland zwar auch nach der Elternzeit einen Rechtsanspruch auf Teilzeit gibt, aber nicht auf eine Wiederaufstockung der Stundenzahl. Beides läuft auf eine strukturelle Benachteiligung von Frauen im Erwerbsleben hinaus. Sie muss behoben werden, nicht klein gerechnet. Die Gewerkschaften fordern gerechte Bezahlung und einen Rechtsanspruch auf Rückkehr aus Teilzeit.

Kinderbetreuung dringend ausbauen

Auch die Gewerkschaften fordern den Kita-Ausbau weiter voran zu treiben, damit Eltern Beruf und Familie besser vereinbaren können. Das Elterngeld als Lohnersatzleistung ist der richtige Weg, um eine schnelle Rückkehr von Frauen auf ihren Arbeitsplatz zu fördern. Doch weil die Entgelte in vielen frauendominierten Branchen so niedrig sind und das Ehegatten-Splitting das Modell des Alleinverdieners bevorzugt, unterbrechen viele Mütter ihre Erwerbstätigkeit zu lange. Dadurch verschlechtern sie ihre beruflichen Perspektive noch weiter. Gefordert ist eine stringente Gleichstellungspolitik mit dem Ziel einer eigenständigen Existenzsicherung von Frauen. Der Vergleich real existierender männlicher Erwerbsbiographien mit fiktiven Erwerbsverläufen von Frauen ist dabei nicht hilfreich.


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