Am 18. März ist Equal Pay Day – bis zu diesem Tag erhalten Frauen in Deutschland rechnerisch für ihre Arbeit kein Geld. Gewerkschaften und Frauenverbände machen am Equal Pay Day auf die Lohnungleichheit zwischen Frauen und Männern aufmerksam. In welchen Branchen der "Gender Pay Gap" besonders hoch ist, hat sich der DGB-klartext genauer angesehen.
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„Hier und jetzt: 21 Prozent weniger!“ - Was sich wie eine Rabattschlacht im Handel anhört, ist leider bittere Realität, wenn es um die unterschiedliche Bezahlung von Frauen und Männern geht. Denn die Lohnlücke zwischen Frauen und Männern, auch Gender Pay Gap genannt, beträgt in Deutschland nach wie vor mehr als ein Fünftel. Seit 12 Jahren wird in Deutschland der sogenannte Equal Pay Day begangen, um auf die geschlechtsspezifische Lohnlücke hinzuweisen. Dieses Jahr fällt er auf den 18. März und markiert symbolisch die Lohnkluft. Statistisch ergeben sich 77 Tage, die Frauen unentgeltlich arbeiten. Damit ist der Gender Pay Gap auch im internationalen Vergleich hierzulande außerordentlich hoch.
Dabei variieren die Verdienstunterschiede je nach Wirtschaftszweig stark. Während beispielsweise im Gastgewerbe die Lohnlücke „nur“ 7 Prozent beträgt, erhalten Frauen in der Kunst- und Unterhaltungsbranche 32 Prozent weniger als ihre männlichen Kollegen (siehe Abbildung).
Doch damit nicht genug: Selbst nach dem Job ist für Frauen oftmals noch nicht Schluss. Denn zuhause wartet dann noch die Hausarbeit. So leisten Frauen durchschnittlich täglich rund 90 Minuten mehr unentgeltliche Hausarbeit als Männer – die Länge eines Fußballspiels.
Quelle: Statistisches Bundesamt
Frauen und Männer unterscheiden sich im Verlauf ihrer Erwerbsbiografien und der Berufswahl. Der Einfluss dieser Faktoren ist vorhanden, aber mitnichten als individuelle Entscheidung der Frauen abzutun, sondern vielmehr strukturell angelegt. Frauen unterbrechen ihre Erwerbstätigkeit familienbedingt durch z. B. Elternzeit oder Pflege von Angehörigen häufiger und länger als Männer. Auch typische Rollenbilder beeinflussen die Berufswahl.
Weniger Lohn im Erwerbsleben bedeutet auch weniger Rente im Alter. So erhalten Frauen im Durchschnitt etwa 50 Prozent weniger Alterssicherungseinkommen als Männer. Deutschland bildet hierbei das traurige Schlusslicht unter den OECD-Staaten. Die geplante Grundrente wird der Rentenkluft zumindest etwas entgegenwirken können, da von der Rente besonders Frauen profitieren werden.
Klar ist: Wir brauchen endlich Rahmenbedingungen, die Männern und Frauen die gleiche Teilhabe an Erwerbs- und Sorgearbeit ermöglichen und Arbeitszeitreduzierungen sozial absichern. Das Gesetz zur Brückenteilzeit ist ein Schritt in die richtige Richtung, aber nach jetziger Ausgestaltung nicht ausreichend, da zu viele Frauen ausgeschlossen sind. Auch muss zwingend das Entgelttransparenzgesetz verbindlicher gestaltet werden, welches die Betriebe zur Überprüfung ihrer Entgeltpraxis verpflichtet. Von einer Aufwertung sozialer Berufe würden insbesondere Frauen, die in großer Mehrheit hier arbeiten, profitieren. Es zeigt sich ebenso, dass dort, wo nach Tarifvertrag bezahlt wird, die Lohnlücke schmilzt. Somit führt eine stärkere flächendeckende Tarifbindung, die auch politisch unterstützt werden kann, zu einem Abbau der Unterschiede. Es bleibt viel zu tun, bis der Equal Pay Day auf den 1. Januar fällt.