Am 1. März ist das neue Fachkräfteeinwanderungsgesetz in Kraft getreten - verbunden mit der Hoffnung, die vielen offenen Stellen im Handwerk, in Krankenhäusern und im Gastgewerbe leichter mit Fachkräften aus dem Ausland besetzen zu können. Doch ein Gesetz allein reicht nicht. Gut ausgebildete Menschen werden nur zu uns kommen und bleiben, wenn sie fair behandelt werden.
DGB/Hyejin Kang/123rf.com
Am 01.03.2020 ist das Fachkräfteeinwanderungsgesetz in Kraft getreten. Damit verbunden sind große Hoffnungen für die Sicherung der steigenden Fachkräftebedarfe in vielen Branchen durch Kolleg*innen aus dem außereuropäischen Ausland. Die Versuchung ist groß zu glauben, dass gut ausgebildete, deutschsprachige Fachkräfte aus dem Ausland über Nacht in Krankenhäuser, auf Baustellen, im Handwerk, Industrie oder Gastgewerbe einfach dort weitermachen werden, wo ältere Kolleg*innen in Rente gehen oder neue Bedarfe entstehen. Wir sollten uns aber nichts vormachen: Mit dem neuen Gesetz ist es bei Weitem nicht getan. Die Fachkräfte werden nur kommen und bleiben, wenn wir sie fair behandeln. Da gibt es noch viel zu tun.
aGeB = ausschließlich geringfügig entlohnte Beschäftigte DGB
Mehr als 4o Prozent der Beschäftigten in Deutschland arbeiten in atypischen Arbeitsformen. Mit Ausnahme der geringfügigen Beschäftigung finden sich in all diesen Beschäftigungsformen überdurchschnittlich oft Kolleg*innen ohne deutschen Pass wieder. In der Leiharbeit beispielsweise hat jede*r dritte Beschäftigte einen ausländischen Pass. Auch viele Fachkräfte sind davon betroffen. Knapp 20 Prozent von ihnen arbeiten in Vollzeit zu einem Niedriglohn. Dabei ist der Anteil der Kolleg*innen ohne deutsche Staatsangehörigkeit mit 35 Prozent hier sogar noch wesentlich höher.
Branchen wie Gesundheits- und Sozialwesen, Erziehung und Unterricht oder Gastgewerbe sind Vorreiter beim Einsatz von Befristungen, bei niedrigen Löhnen und geringer Tarifbindung. Viele davon beklagen aber gleichzeitig einen gestiegenen Fachkräftemangel.
DGB
Das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung IAB rechnet mit einer wesentlichen Schrumpfung des Erwerbspersonenpotentials in Deutschland bis 2060. Erst bei einer jährlichen Nettozuwanderung von mindestens 400.000 Personen bliebe das Erwerbspersonenpotenzial auf seinem Ausgangsniveau von 2015.[1] Deshalb ist es gut und wichtig, auf eine erhöhte Zuwanderung von Fachkräften aus EU und Drittstaaten zu setzen. Aber um sicherzustellen, dass Fachkräfte, um die im Grunde die ganze Welt konkurriert, nach Deutschland kommen und solche, die schon hier sind, langfristig bleiben, muss der Grundsatz lauten:
Gute Arbeit sichert gute Fachkräfte.
Denn wenn die Beschäftigungsbedingungen nicht stimmen, laufen alle Maßnahmen zur Ausbildung und Sicherung von Fachkräften ins Leere. Mittel- und langfristig werden alle die Arbeitsmarktsektoren verlassen, in denen ihre Arbeit nicht wertgeschätzt wird.
[1] IAB Kurzbericht 6/2017