Frauen und Männer mit Kindern nutzen flexible Arbeitszeiten sehr unterschiedlich, zeigt eine Studie des WSI der Böckler-Stiftung: Väter stecken mehr Zeit in den Job, Mütter in die Kinderbetreuung. DGB-Vize Elke Hannack fordert deshalb "mehr Bewegung in den Köpfen bei Männern und Frauen." Die "neue Flexibilität" muss dafür genutzt werden, Erwerbsarbeit und Kinderbetreuung partnerschaftlich aufzuteilen.
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Mütter, die im Homeoffice arbeiten, kommen laut WSI-Studie in der Woche auf drei Stunden mehr Betreuungszeit für die Kinder als Mütter, die nicht von Zuhause arbeiten können. Zugleich machen sie eine zusätzliche Überstunde im Job. Bei Vätern sieht es anders aus: Sie machen im Homeoffice mehr Überstunden – wöchentlich zwei mehr als Väter ohne Heimarbeit –, nehmen sich aber nicht mehr Zeit für die Kinder.
Frauen und Männer mit Kindern nutzen flexible Arbeitsmodelle wie Gleitzeit, Vertrauensarbeitszeit und Homeoffice unterschiedlich: Während Väter sehr viel mehr Zeit in den Job stecken, nehmen sich Mütter deutlich mehr Zeit für die Kinderbetreuung. Das zeigt die Studie "Weniger Arbeit, mehr Freizeit? Wofür Mütter und Väter flexible Arbeitsarrangements nutzen" des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Institut (WSI) der Hans-Böckler-Stiftung. Flexibles Arbeiten hilft laut Studie zwar bei der Vereinbarkeit von Beruf und Familie, es kann zugleich aber auch die klassische Rollenverteilung zwischen Frauen und Männern festigen oder sogar verstärken.
Elke Hannack, stellvertretende DGB-Vorsitzende, fordert deshalb "mehr Bewegung in den Köpfen bei Männern und Frauen" - hin zu einer partnerschaftlichen Verteilung von Erwerbsarbeit und Kinderbetreuung:
"Es ist gut und richtig, mit einem Recht auf Homeoffice die Präsenzkultur in deutschen Unternehmen aufzubrechen. Aber wir brauchen nicht nur klare Regeln für Homeoffice und selbstbestimmte Arbeit. Wichtig ist ebenso mehr Bewegung in den Köpfen bei Männern und Frauen. Männer und Frauen müssen die neue Flexibilität auch so nutzen, dass sie die Erwerbsarbeit und Kinderbetreuung (bzw. Erwerbs- und häusliche Sorgearbeit) untereinander partnerschaftlich aufteilen. Denn immer noch leisten Frauen den Löwenanteil der unbezahlten Sorgearbeit, während sie immer öfter auch einen bezahlten Job haben. Wir wollen, dass sich das ändert. Damit mehr Homeoffice nicht zu mehr Doppelbelastung der Frauen führt, müssen sich auch die Männer einsichtig zeigen. Die Männer müssen zu Hause nicht nur mehr mitanpacken, sie müssen Aufgaben auch komplett übernehmen."