Deutscher Gewerkschaftsbund

12.08.2020
DGB-Sommertour

DGB-Vorsitzender Reiner Hoffmann auf Sommertour 2020

Der DGB-Vorsitzende Reiner Hoffmann hat bei seiner diesjährigen DGB-Sommertour Station in Berlin und Brandenburg gemacht. Vor Ort wollte Hoffmann in Gesprächen mit Politik, Betriebsräten und den Beschäftigten wissen: Vor welchen Herausforderungen steht die Arbeitswelt in Corona-Zeiten, wie geht's weiter - und wo stecken Potenziale für die Arbeit der Zukunft?

Verfolgen können Sie die Sommertour 2020 des DGB-Vorsitzenden Reiner Hoffmann ab dem 12. August 2020 auch bei Twitter und in unserer Instagram-Story.

Reiner Hoffmann vor dem Schloss Schwerin Mecklenburgischer Landtag 2019

DGB

Hoffmann ist auf seiner Sommertour vom 12. bis zum 14. August 2020 in Berlin und Brandenburg unterwegs und besucht Betriebe aus den unterschiedlichsten Branchen. Auch Gespräche mit polnischen Gewerkschafterinnen und Gewerkschaftern sind geplant.

Die Stationen der Sommertour 2020

Mittwoch, 12. August 2020
  • Erste Station der Sommertour ist die DHL-Paketzustellbasis im brandenburgischen Großbeeren. Mit dabei: Ministerpräsident Dietmar Woidke und der DGB-Bezirksvorsitzende Christian Hoßbach. Die Zustellbasis in Großbeeren ist einer von acht Standorten in Berlin und Brandenburg, in denen Pakete mit einer Verteilanlage automatisch den Touren für die Paketzusteller zugeordnet werden. Das soll Zeit sparen und den ZustellerInnen die Arbeit erleichtern.

"Die beste Werbung für Fachkräfte sind gute Arbeitsbedingungen. Tarifbindung gehört dazu", sagte Ministerpräsident Woidke beim Besuch der DHL-Paketzustellbasis. Und das ist in diesem Betrieb der Fall. "Auch die Beschäftigten der Logistikbranche gehörten in der Corona-Krise zu den ‚Heldinnen und Helden der Arbeit‘", so der DGB-Vorsitzende Reiner Hoffmann. "Gut, dass hier tarifgebunden und mitbestimmt gearbeitet wird. Wo tarifgebunden gearbeitet wird, sind Arbeitsbedingungen deutlich besser."

Der DGB-Vorsitzende Reiner Hoffmann (4.v.r.) und der brandenburgische Ministerpräsident Dietmar Woidke (2.v.r.) beim Besuch der DHL-Paketzustellbasis in Großbeeren. DGB

  • Danach geht's gemeinsam Ministerpräsident Dietmar Woidke zur MTU Maintenance Berlin-Brandenburg GmbH in Ludwigsfelde. MTU ist der führende deutsche Triebwerkshersteller - und Ausbildungsbetrieb. Die TeilnehmerInnen der DGB-Sommertour besuchten in Ludwigsfelde unter anderem die Ausbildungshalle.

Langfristiges Ziel beim Triebwerkehersteller ist das emissionsfreie Fliegen. Soweit ist die Entwicklung zwar noch nicht, aber mit nachhaltigen Kraftstoffen und neuen Technologien erprobt die Branche bereits Möglichkeiten der Emissionsreduktion. Natürlich ist auch MTU von der Corona-Krise nicht unberührt geblieben. Deswegen wurde in den Gesprächen in Ludwigsfelde klar: insgesamt 24 Monate Laufzeit für eine corona-gerechte Kurzarbeitergeld-Regelung wären wichtig, um betriebsbedingte Kündigungen zu vermeiden. Bei MTU gibt es aktuell 12 Auszubildende. Denn klar ist: Eine gute Qualifikation ist in dieser Branche besonders wichtig - deswegen müssen Azubis auch in der Krise übernommen und gehalten werden, sonst fehlen Fachkräfte, wenn die Krise vorbei ist.

Der DGB-Vorsitzende Reiner Hoffmann in der Ausbildungshalle bei MTU im Gespräch mit Azubis. DGB

  • Anschließend führte die Sommertour zum Bahnbetriebswerk der Fahrzeuginstandhaltung der Deutschen Bahn (DB) in Cottbus. Der Betrieb mit fast 150-jähriger Tradition war bereits 1874 "Königliche Hauptwerkstatt", beschäftigt heute ca. 400 MitarbeiterInnen und bildet rund 20 Azubis aus. Bei den Gesprächen in Cottbus ging es auch um Strukturpolitik in vom Kohleausstieg betroffenen Regionen wie der Lausitz.

In Cottbus werden ältere Loks von grundauf erneuert und wieder für die Schiene fit gemacht. Das ist zum einen günstiger als die Verschrottung alter und Anschaffung neuer Loks - und vor allem nachhaltiger. Es gab Zeiten, da war eine Schließung des Standorts der DB-Fahrzeuginstandhaltung in Cottbus im Gespräch. Jetzt sieht es anders aus: Aktuell wird ein deutlicher Ausbau des Werks geplant - mit Hunderten neuen Arbeitsplätzen. Das wäre Cottbus und die Lausitz besonders wichtig: Nach dem Beschluss zum Kohleausstieg wäre der Ausbau ein echtes Signal für einen positiven Strukturwandel in der Region. Und wenn so zudem noch Arbeitsplätze im Bereich nachhaltiger, klimafreundlicher Mobilität entstehen, ist das eine echte Win-win-Situation. "Die Lausitz ist massiv vom Strukturwandel betroffen", sagte der DGB-Vorsitzende Reiner Hoffmann in Cottbus. Deswegen müsse es jetzt darum gehen, neue Industriearbeitsplätze in der Region zu schaffen und zu halten. Dafür setzt sich auch der Betriebsrat der DB Fahrzeuginstandhaltung massiv ein. Das sein ein Beispiel dafür, wie wichtig das Engagement von betrieblicher Interessenvertretung im Zusammenspiel mit Industriepolitik sei, "damit der Strukturwandel im Interesse der Menschen gelingt", so Hoffmann.

Der DGB-Vorsitzende Reiner Hoffmann auf einer im Werk in Cottbus runderneuerten Lok. Ein Ausbau des Standortes der DB-Fahrzeuginstandhaltung wäre eine Win-win-Situation: für die vom Strukturwandel betroffene Lausitz und für klimafreundliche Mobilität. DGB

  • Die Gastronomie-Branche hat - gerade im Lockdown - unter der Corona-Krise besonders gelitten. Letzte Station des Tages war deshalb ein Gespräch zum Thema "Corona-Krise - Neustart für die Gastronomie, den Tourismus und die Hotellerie?" in Neuzelle. Am Gespräch nahmen neben Reiner Hoffmann unter anderem der Landesvorsitzende Ost der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG), Uwe Ledwig, sowie Olaf Lücke, Hauptgeschäftsführer von DEHOGA Brandenburg, teil.

Nach einer aktuellen Umfrage bangen rund 60 Prozent der Betriebe im Gastgewerbe um ihre Existenz. Der NGG-Vorsitzende Guido Zeitler hat deshalb in einem Interview mit der Rheinischen Post betont: Die Situation vieler Köchinnen und Restaurantfachleute sei inzwischen dramatisch. "In ihrer Branche sind die Löhne ohnehin zu niedrig, mit Kurzarbeitergeld kommen sie kaum über die Runden. Deshalb muss das Kurzarbeitergeld dringend aufgestockt werden. Wenigstens müssen aber die bestehenden Kurzarbeitergeld-Regelungen verlängert werden."

Hochofen bei Arcelor Mittal in Eisenhüttenstadt - 1500 Grad heiß DGB

Donnerstag, 13. August 2020
  • Der zweite Tag der Sommertour startet mit einem Termin bei Arcelor Mittal in Eisenhüttenstadt. Das Stahl-Hüttenwerk ist mit rund 2.500 MitarbeiterInnen einer der größten Arbeitgeber in Ostbrandenburg.

Arcelor Mittal Eisenhüttenstadt gehört heute mit rund 2.500 Mitarbeitern zu einem der größten Arbeitgeber in Ostbrandenburg und mit einem Jahresumsatz von etwa 1,3 Milliarden Euro zu einen der wichtigsten industriellen Entwicklungskerne im Land Brandenburg. Mit 190 Ausbildungsplätzen ist das Unternehmen außerdem einer der größte Ausbildungsträger der Region.

Der DGB-Vorsitzende Reiner Hoffmann bei Arcelor Mittal Eisenhüttenstadt DGB

  • Anschließend traf sich der DGB-Vorsitzende in Frankfurt/Oder mit Kolleginnen und Kollegen der polnischen Gewerkschaften Solidarnosc und OPZZ aus der Frankfurter Partnerstadt Słubice, die mit den deutschen Gewerkschaften im Interregionalen Gewerkschaftsrat Viadrina zusammenarbeiten. Thema der Gespräche: die Situation grenzüberschreitend tätiger polnischer Beschäftigter in der Grenzregion. Mit dabei: VertreterInnen des DGB-Projekts "Faire Mobilität" und von ARBEIT & LEBEN.

"Die Corona-Krise hat die prekären Arbeitsbedingungen der Beschäftigten ans Licht gebracht - und weiter verschärft", erklärte Philipp Schwertmann von ARBEIT & LEBEN beim Gespräch. Ein Beispiel: Per Video war auch eine polnische Arbeitnehmerin zugeschaltet, die in Deutschland in der häuslichen Pflege arbeitet. Sie berichtet von fehlende Ruhezeiten, keinerlei Freizeit und extremem Druck der privaten Agentur, von der sie vermittelt wurde.

 

Solche Beispiele würden zeigen, dass grenzüberschreitend tätige Beschäftigte teils "unter miserablen Bedingungen beschäftigt werden", so der DGB-Vorsitzende Reiner Hoffmann. "Hier brauchen wir dringend Abhilfe. Und das DGB-Projekt 'Faire Mobilität' leistet hierfür einen ganz tollen Beitrag", so Hoffmann. Das Engagement des DGB - auch für grenzüberschreitend tätige Beschäftigte - werde nicht nachlassen. "Wir müssen für die Menschen, die hier unter schwierigsten, zum Teil unter ausbeuterischen Bedingungen tätig sind, unsere Hilfe anbieten."

Freitag, 14. August 2020
  • Der dritte Tag der Sommertour des DGB-Vorsitzenden führt nach Berlin. Erste Station: Ein Besuch der Polizeiakademie Berlin mit dem Berliner Innensenator Andreas Geisel.
  • Danach ging es zum Zukunftsprojekt "Siemensstadt 2.0". Am Standort des 1906 gegründeten ersten Siemens-Werks in Berlin arbeitet Siemens mit "Siemensstadt 2.0" nach eigener Aussage am "größten Entwicklungsprojekt seiner Geschichte": mit "Work- und Eventspace" und Investition in die Zukunft der Arbeit in Verbindung mit Produzieren, Forschen, Lernen, Wohnen und Leben.
Siemensstadt 2.0

So - oder so ähnlich - soll "Siemensstadt 2.0" einmal aussehen. press.siemens.com

  • Letzte Station der Sommertour ist ein Besuch bei IAV - gemeinsam mit dem Regierenden Bürgermeister von Berlin Michael Müller. IAV ist mit mehr als 8.000 Beschäftigten weltweit (davon 1.500 in Berlin) einer der weltweit führenden Engineering-Partner der Automobilindustrie. Das Unternehmen entwickelt seit über 35 Jahren innovative Konzepte und Technologien für zukünftige Fahrzeuge - zum Beispiel im Bereich automatisiertes und autonomes Fahren.

Und: Der Innovationstreiber mitten in Berlin hat selbstverständlich einen Betriebsrat. "Die Frage der Mobilität - in Verbindung mit Klimaschutz und erneuerbaren Energien - wird uns noch Jahrzehnte beschäftigen. Und dieser anspruchsvolle Transformationsprozess gelingt immer dort am besten", wo es gute Mitbestimmung gibt, so Hoffmann.


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