In Deutschland ist eine überwältigende Mehrheit für die Einführung von Mindestlöhnen. Das zeigt eine aktuelle Umfrage von TNS Infratest im Auftrag der Arbeiterwohlfahrt (AWO). Demnach sprachen sich 67 Prozent der Befragten für einen Mindestlohn in allen Branchen aus. Weitere 23 Prozent befürworteten Lohnuntergrenzen in bestimmten Branchen. Gegen Mindestlöhne waren nur 7 Prozent, 3 Prozent machten keine Angabe oder waren unentschieden.
Die AWO sieht darin eine klare Bestätigung ihrer jahrelangen Forderungen. „Die Einführung eines Mindestlohns ist schlicht ein Gebot der sozialen und wirtschaftlichen Vernunft“, erklärte der AWO-Bundesvorsitzende Wolfgang Stadler bei der Veröffentlichung des Sozialbarometers.
In drei Einkommensgruppen unterteilt, war die Zustimmung zu einem allgemeinen Mindestlohn in der untersten (bis 1.500 Euro Nettoeinkommen) und der mittleren Gruppe (bis 3.000 Euro) mit jeweils 70 Prozent besonders hoch. Die Spitzenverdiener unter den Befragten (über 3.000 Euro Nettoeinkommen) waren mit 61 Prozent für einen allgemeinen Mindestlohn und mit 35 Prozent für einen Mindestlohn in bestimmten Branchen. Die grundsätzliche Ablehnung von Lohnuntergrenzen war in dieser Gruppe mit 3 Prozent sogar am niedrigsten.
Nach Parteipräferenz aufgeschlüsselt zeigt das AWO-Sozialbarometer vor allem eines: Die klare Mehrheit für Mindestlöhne zieht sich durch alle politischen Lager. Unter den potentiellen Wählern der FDP war die Zustimmung zwar am niedrigsten, mit 79 Prozent jedoch immer noch überdeutlich.
„Die Ergebnisse zeigen, dass die Menschen in unsicheren Zeiten mehr denn je eine verbindliche Lohnuntergrenze wünschen“, kommentierte Stadler die hohe Zustimmung. Für ihn sei es „umso unverständlicher, warum Teile der Politik dies nicht wahrhaben wollen“. Wer eine Absicherung der Löhne nach unten ablehne, nehme „sehenden Auges soziale Spaltungen in unserer Gesellschaft in Kauf“.