Deutscher Gewerkschaftsbund

10.09.2018

"Grundsätze des Kündigungsschutzes werden über Bord geworfen"

Die Bundesregierung will den Kündigungsschutz für Banker lockern – und damit den Finanzplatz Deutschland nach dem Brexit attraktiver machen. Der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) übt deutliche Kritik. Die Pläne gefährdeten "die Grundsätze des deutschen Kündigungsschutzsystems".

Mann im Anzug mit Jacket über dem Arm geht Treppe zu einem Gebäude mit Glasfassade der Commerzbank hoch

DGB/Simone M. Neumann

Es soll eine Gesetzesänderung sein, die eigentlich nur eine kleine Gruppe von Beschäftigten betrifft: Die Bundesregierung will Banken die Möglichkeit geben, Top-Banker (so genannte Risikoträger) beim Kündigungsschutz mit leitenden Angestellten gleichzustellen. Das würde bedeuten, dass sie leichter gekündigt werden können. Damit soll der Finanzplatz Deutschland für Banken attraktiver werden – und nach dem Brexit Finanzinstitute anlocken, die die City of London als Standort verlassen wollen.

DGB-Vorsitzender: Die Pläne sind "Unsinn"
Kündigungsschutz für Banker - Um diesen Absatz im Koalitionsvertrag geht es:

"Angesichts des bevorstehenden Austritts des Vereinigten Königreichs aus der EU wollen wir den Standort Deutschland für Finanzinstitute attraktiver gestalten. Dazu werden wir es möglich machen, Risikoträger im Sinne von § 2 Abs. 8 Institutsvergütungsverordnung, deren jährliche regelmäßige Grundvergütung das Dreifache der Beitragsbemessungsgrenze in der Rentenversicherung überschreitet, im Kündigungsschutzgesetz leitenden Angestellten gleichzustellen."

(Koalitionsvertrag zwischen CDU, CSU und SPD, 19. Legislaturperiode, Seite 70)

"Es ist Unsinn anzunehmen, dass britische Banken zu uns kommen, wenn wir den Kündigungsschutz für ihre Angestellten abschaffen", sagt der DGB-Vorsitzende Reiner Hoffmann gegenüber dem Handelsblatt. "Selbst die OECD sagt, dass der Kündigungsschutz keinen Einfluss auf die wirtschaftliche Wettbewerbsfähigkeit hat." Außerdem dürften die Pläne "für diese ausgewählte Personengruppe ohnehin verfassungsrechtlich problematisch sein", so Hoffmann.

Brexit darf nicht zum Abbau von Arbeitnehmerrechten führen

Doch die Kritik des DGB reicht noch weiter: "Mit diesem Vorhaben werden die Grundsätze des deutschen Kündigungsschutzsystems über Bord geworfen. Es beruht auf dem Prinzip, dass Arbeitnehmer grundsätzlich vor dem Verlust ihres Arbeitsplatzes geschützt werden - und nicht nur bis zu einer bestimmten Einkommenshöhe. Das ist gut so. Wir sind uns auch mit den britischen Gewerkschaften einig, dass der Brexit nicht zum Abbau grundlegender Arbeitnehmer-Schutzrechte führen darf."


LINK

Handelsblatt: "Bundesregierung sägt am Kündigungsschutz – aber nur für Top-Banker"


Nach oben

Weitere Themen

1. Mai 2024: Mehr Lohn, mehr Frei­zeit, mehr Si­cher­heit
1. Mai 2024. Mehr Lohn. Mehr Freizeit. Mehr Sicherheit.
DGB
Tag der Arbeit, Maifeiertag, Kampftag der Arbeiterbewegung: Am 1. Mai 2024 haben DGB und Gewerkschaften zu bundesweiten Kundgebungen aufgerufen. 330.000 Menschen waren bei 450 Veranstaltungen dabei. Unser Motto in diesem Jahr: "Mehr Lohn, mehr Freizeit, mehr Sicherheit".
weiterlesen …

#Ta­rif­wen­de: Jetz­t!
Infografik mit Kampagnenclaim "Eintreten für die Tarifwende" auf roten Untergrund mit weißen Pfeil, der leicht nach oben zeigt.
DGB
Immer weniger Menschen arbeiten mit Tarifvertrag. Die Tarifbindung sinkt. Dadurch haben Beschäftigte viele Nachteile: weniger Geld und weniger Sicherheit. Wir sagen dieser Entwicklung den Kampf an – zusammen mit unseren Gewerkschaften – und starten für dich und mit dir die Kampagne #Tarifwende!
weiterlesen …

Die ge­setz­li­che Ren­te gibt Si­cher­heit
Frau hält Tafel mit Schriftzug "Rente"
DGB/Bjoern Wylezich/123rf.com
Die gesetzliche Rente gibt den Beschäftigten Sicherheit. Deswegen begrüßt der DGB die Entscheidung der Bundesregierung, das Rentenniveau bis 2039 festzuschreiben. Die Deckelung der Rentenzuschüsse sowie die Aktienrente sieht der DGB kritisch.
weiterlesen …

Der So­zi­al­staat schützt Be­schäf­tig­te: Kei­ne Kür­zun­gen, kei­ne Ein­schnit­te
Zwei Miniaturfiguren Bauarbeiter und mehrere Stapel Münzen
DGB/Hyejin Kang/123rf.com
Bei Krankheit, im Alter, bei Arbeitslosigkeit: Die Sozialversicherungen sind ein Sicherheitsnetz für Beschäftigte. Den Sozialstaat abzubauen, um die Wirtschaft anzukurbeln, ist der völlig falsche Weg. Menschen brauchen nicht weniger, sondern mehr Schutz in der Arbeitswelt – gerade jetzt.
weiterlesen …

ein­blick - DGB-In­fo­ser­vice kos­ten­los abon­nie­ren
einblick DGB-Infoservice hier abonnieren
DGB/einblick
Mehr online, neues Layout und schnellere Infos – mit einem überarbeiteten Konzept bietet der DGB-Infoservice einblick seinen Leserinnen und Lesern umfassende News aus DGB und Gewerkschaften. Hier können Sie den wöchentlichen E-Mail-Newsletter einblick abonnieren.
zur Webseite …