Im öffentlichen Dienst gibt es einen hohen Krankenstand. Das kommt nicht von ungefähr: "Seit Jahren dreht sich in vielen Dienststellen die Abwärtsspirale aus Stellenabbau, Arbeitsverdichtung und steigendem Krankenstand", kritisierte die stellvertretende DGB-Vorsitzende Elke Hannack auf einer Tagung. Darunter leiden Beschäftigte im öffentlichen Dienst – und die Bürgerinnen und Bürger.
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"Seit Jahren dreht sich in vielen Dienststellen die Abwärtsspirale aus Stellenabbau, Arbeitsverdichtung und steigendem Krankenstand", so die stellvertretende DGB-Vorsitzende Elke Hannack auf einer Tagung zum Arbeitsschutz im öffentlichen Dienst, zu der DGB und Hans-Böckler-Stiftung am 22. Oktober nach Berlin eingeladen hatten. "Die Beschäftigten im Bürgerbüro, der Wache oder der Schule kämpfen von Tag zu Tag damit, die Aufgaben ausgeschiedener oder seit langem erkrankter Kolleginnen und Kollegen zu stemmen."
Am 22. Oktober 2014 verstaltete die Hans-Böckler-Stiftung in Kooperation mit dem Deutschen Gewerkschaftsbund eine Fachtagung zu psychischen Belastungen im öffentlichen Dienst. Der Titel: Neustart des Arbeitsschutzes im öffentlichen Dienst? Erste Schritte bei Gefährdungsbeurteilungen in Behörden. Thesenpapiere und Präsentationen zur Tagung sind auf der Webseite der Hans-Böckler-Stiftung dokumentiert.
Unterrichtsausfall, langes Warten nach dem Notruf, schleppende Genehmigungsverfahren – der enorme Krankenstand im öffentlichen Dienst ist auch für Bürger und Unternehmen eine Belastung. "Die öffentlichen Arbeitgeber müssen endlich flächendeckend Ihre Pflichten erfüllen", so Hannack. Denn ein Viertel der öffentlichen Arbeitgeber führt die gesetzlich vorgeschriebene Beurteilung gesundheitlicher Gefährdungen am Arbeitsplatz nicht durch. Bei einem weiteren Drittel ist die Gefährdungsbeurteilung unvollständig oder fehlerhaft, so ein Ergebnis der Tagung.
"Die öffentlichen Arbeitgeber und Dienstherrn müssen prüfen, ob die Arbeitsbedingungen die Gesundheit der Arbeitnehmerinnen, Arbeitnehmer, Beamtinnen und Beamten gefährden", forderte Hannack. "Und sie müssen dann natürlich auch die richtigen Schlussfolgerungen ziehen und entsprechende Maßnahmen zum Schutz der Gesundheit einleiten. Die Realität in den Dienststellen sieht leider anders aus. Deswegen setzt sich der DGB dafür ein, die Regeln zu ergänzen und zu konkretisieren. Neben einer Anti-Stress-Verordnung bedeutet dies vor allem Dienstvereinbarungen."
"Immer mehr Bundesbeschäftigte werden krank," warnte Hannack, "und vor allem immer länger." So habe 2012 die durchschnittliche Zahl der Fehltage beim Bund 19,25 betragen. In den Ländern sehe es nicht anders aus. "Je drastischer der Stellenabbau umso dramatischer der Krankenstand", so Hannack. Dies zeige das Land Berlin, wo öffentlich Beschäftigte im Durchschnitt über fünf Arbeitswochen pro Jahr fehlten.
"Der öffentliche Dienst fährt auf Verschleiß", kritisierte die stellvertretende DGB-Vorsitzende. "Das ist unzumutbar für Beschäftigte, Bürger und die Staatskasse."