Ein Jahr ist es her, da haben wir an gleicher Stelle vorsichtig Bilanz gezogen. Wir haben erste Erkenntnisse aus dem vom Bundesministerium für Arbeit und Soziales (BMAS) geförderten Projekt FührDiV – Führung in der digitalisierten öffentlichen Verwaltung vorgestellt. Sieben Organisationen wurden dabei begleitet, praktische Probleme bei der Umsetzung der Digitalisierung in der öffentlichen Verwaltung zu identifizieren und Lösungsansätze zu entwickeln. Nach rund zweieinhalb Jahren endete das Projekt nun. Einige der gesammelten Erfahrungen zeigen deutlich, warum die Digitale Transformation in deutschen Behörden hinterherhinkt, andere Erkenntnisse dagegen geben Anlass zur Hoffnung.
Dieser Beitrag ist Titel im BM Ausgabe 01/2020 - dem Magazin für Beamtinnen und Beamte des Deutschen Gewerkschaftsbundes.
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Eigentlich ist über die Digitalisierung der öffentlichen Verwaltung gefühlt schon alles gesagt oder geschrieben worden.
Es ist klar, dass die digitalen Möglichkeiten die Arbeitsprozesse und die Verwaltung an sich verändern werden. Es ist klar, dass die Digitalisierung für BürgerInnen, aber auch für Beschäftigte vieles leichter machen kann. Es ist klar, dass es klarer Spielregeln bedarf, um negative Auswirkungen zu verhindern.
Es ist klar, dass es dafür Zeit, Geld, Personal und eine gute Ausstattung braucht. Und es ist klar, dass die Digitalisierung politisch – unter Beteiligung der Beschäftigten und ihrer InteressenvertreterInnen – gestaltet werden kann und muss. Es muss nur endlich richtig angegangen werden!
Das FührDiV-Projektteam setzt sich aus VertreterInnen mehrerer Organisationen zusammen:
Mit dem Willen zu konkreten Ergebnissen und unter der Prämisse der Gestaltbarkeit, hat in den letzten zweieinhalb Jahren in den sieben Pilotverwaltungen jeweils eine Arbeitsgruppe rund um das Thema Digitalisierung gearbeitet.
Schwerpunkte und Ziele der Arbeitsgruppen unterschieden sich dabei, genau wie die jeweiligen organisationsspezifischen Herausforderungen. Bearbeitet wurden zum einen handfeste Vorhaben wie die Überarbeitung der eigenen Homepage oder die Überprüfung der technischen Ausstattung.
Zum anderen wurden Leitfäden und „Spielregeln“ entwickelt, etwa für mobiles Arbeiten, Telearbeit und Führen auf Distanz.
Auch das Thema Agilität spielte in mehreren Pilotverwaltungen eine wichtige Rolle. Die Herangehensweise der nach Geschlecht, Alter und Position gemischten Gruppen unterschieden sich ähnlich stark, wenngleich der Projektablauf definiert war.
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Auf diese Weise entstanden in den letzten Monaten verschiedene Materialien, die – teilweise in adaptierter Form – auch für andere Verwaltungen nutzbar sind und auf der Projektwebseite heruntergeladen werden können. Darüber hinaus wurde im Projektverlauf eine ganze Reihe von Erkenntnissen gewonnen, die an dieser Stelle verkürzt vorgestellt werden sollen:
Projektpiloten neben Dataport sind das Amt für Soziale Dienste und das Aus- und Fortbildungszentrum der Freien Hansestadt Bremen, die Behörde für Arbeit, Soziales, Familie und Integration der Freien Hansestadt Hamburg, der Kreis Soest, die Landeshauptstadt Hannover und das Statistische Bundesamt in Wiesbaden.
Im Ergebnis bestätigt sich, dass der Erfolg von Digitalisierungsprozessen von vielen verschiedenen Faktoren abhängt, die Verwaltungen kulturell, personell aber eben auch technisch-organisatorisch betreffen. Die Erkenntnisse geben aber insbesondere Aufschluss darüber, warum wir uns in Deutschland beim Thema Digitalisierung der Verwaltung so schwertun. Die Ursachen sind nicht die Beschäftigten, fehlende Innovationsbereitschaft oder eine grundsätzliche Angst vor Veränderung. Für Elke Hannack, stellvertretende Vorsitzende des DGB und Mitglied des FührDiv-Beirats ist klar: „Aktuell größter Hemmschuh bei der Digitalisierung der Verwaltung ist die über Jahrzehnte gehende Sparpolitik. Es fehlt an Personal und Knowhow ebenso wie an der entsprechenden Ausstattung. Vor allem aber fehlt Klarheit, wer eigentlich zuständig ist. Wir brauchen endlich eine eindeutige Steuerung der Digitalisierungsprozesse von Bund, Ländern und Kommunen mit dem Ziel einer flächendeckenden Digitalisierung der Verwaltung. Was wir nicht brauchen sind weitere Insellösungen. Hier stehen Politik und Dienstherren in der Verantwortung, umgehend die notwendigen Rahmenbedingungen zu schaffen. Es kann nicht sein, dass am Ende den Kolleginnen und Kollegen in der öffentlichen Verwaltung der schwarze Peter zugeschoben wird, wenn es mit der Digitalisierung nicht rund läuft. Sie sind selber die Leidtragenden einer mittlerweile weit verbreiteten politischen Entscheidungs- und Umsetzungsschwäche. Gerade das Projekt FührDiv hat aber aus meiner Sicht deutlich gezeigt: Wenn man die Verwaltung auch mal machen lässt, Raum, Geld und Kapazitäten bietet, dann entstehen auf einmal Lösungen und konkrete Ergebnisse. Die Verwaltung ist innovativer als ihr Ruf.“ Für den DGB als Projektpartner seien die letzten zweieinhalb Jahre lehrreich gewesen. Die gemachten Erfragungen und Erkenntnisse würden in die künftige Begleitung der Digitalisierung der Verwaltung weiter einfließen.
Weitere und vertiefende Informationen zum Projekt gibt es auf der Webseite http://www.fuehrdiv.org. Hier finden Sie auch einen umfassenden Leitfaden, der das Projekt umfangreich dokumentiert.