Das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) schätzt, dass bis zum Jahr 2035 etwa 1,5 Millionen Arbeitsplätze durch Digitalisierung wegfallen. Ebenso viele Arbeitsplätze sollen aber auch neu entstehen, vor allem in den Städten. Die soziale „Smart City“ bietet die Chance, mit der Nutzung der Digitalisierung für das Gemeinwesen auch Standards für Gute Arbeit zu setzen.
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Das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) schätzt, dass bis zum Jahr 2035 etwa 1,5 Millionen Arbeitsplätze durch Digitalisierung wegfallen. Ebenso viele Arbeitsplätze sollen aber auch neu entstehen, vor allem in den Städten. Über die Qualität der Arbeitsplätze ist damit jedoch wenig gesagt. Nun ist die technische Entwicklung kein Naturgesetz, sondern menschengemacht, folglich ist die politische Gestaltung dieser neuen Arbeitswelt eine zentrale Aufgabe. Die soziale „Smart City“ hat die Chance, mit der Nutzung der Digitalisierung für das Gemeinwesen auch Standards für Gute Arbeit zu setzen.
Für den DGB sind lebenswerte Städte mit neuer Beschäftigung und verbesserter Arbeitsqualität verknüpft. Wie können neue Marktplätze in Ortszentren und Innenstädten entstehen? Welche Arbeitsfelder eröffnet eine nachhaltige Stadtpolitik mit neuen digitalen Angeboten, obwohl sie zunächst kein „Business-Case“ versprechen?
Die soziale „Smart City“ entwickelt Kriterien für ihre Infrastrukturen und die zugrundeliegenden Algorithmen, die nicht auf Rationalisierung abzielen, also auf den Wegfall von Arbeitsplätzen, auf Arbeitsintensivierung und -verdichtung sowie Leistungskontrollen.
Stattdessen wird Arbeit im Sinne der Beschäftigten flexibler gestaltet. Vor allem Bürotätigkeiten lassen sich durch Vernetzung dezentral organisieren, Home Office wird selbstverständlich. Langweilige oder körperlich schwere Arbeit kann von Maschinen übernommen werden.
Aktuell ist eine Gestaltung der digitalen Arbeitswelt in der „Smart City“ im Sinne der Beschäftigten nur selten erkennbar. Zwar sind Softwarespezialist_innen, Robotertechniker_innen, Ingenieur_innen und nicht zuletzt die sogenannte Kreativwirtschaft gefragt. Aber die Schatten der Digitalisierung sind länger. Viele einfache Büroarbeiten werden von Computern erledigt. Auch ein Großteil der Beratungs- und Verwaltungstätigkeiten sollen künftig „Robo-Advisoren“ übernehmen.
Mit der Plattformökonomie entstehen in der Smart City immer mehr schlecht bezahlte Jobs, bei der die Beschäftigten die Risiken tragen, während die Betreiber bei jeder Dienstleistung mitkassieren. Dazu zählen Fahrradlieferdienste, die Betreuung von Kindern und Senior_innen, die Vermittlung von Handwerker_innen und Reinigungskräften und nicht zuletzt Crowdworking. Unreguliert bedrohen diese Angebote etablierte Arbeitsplätze und verschlechtern die Arbeitsbedingungen.
In der sozialen „Smart City“ dagegen arbeiten Maschinen und digitale Plattformen für den Menschen, nicht umgekehrt! Der DGB fordert, dass der digitale Wandel gestaltet wird. Wir brauchen eine Bildungsstrategie 4.0, Weiterbildung ist als ein lebenslanges Konzept für alle erforderlich.
Neue Technologien, flexiblere Strukturen und mobiles Arbeiten können Stress erhöhen und bergen Gesundheitsrisiken. Eine starke Mitbestimmung und ein rechtlicher Rahmen bieten den Beschäftigten Schutz. Der Begriff der Selbständigkeit bei Plattformarbeit gehört auf den Prüfstand, verbindliche Mindestarbeitsbedingungen sind festzulegen.
Daten, die durch Arbeiterinnen und Arbeitern generiert werden, dürfen nicht für Leistungskontrollen missbraucht werden. Der DGB fordert ein Beschäftigtendatenschutzgesetz, digitale Arbeitsprozesse dürfen nicht die Rechte der Beschäftigten – u. a. auch auf Nichterreichbarkeit – beschneiden.