Vor zwei Jahren verbrannten im pakistanischen Karatschi 255 Menschen. Eine illegal umgebaute Textilfabrik, die für westliche Firmen produzierte, wurde für sie zur Todesfalle. Seitdem hat sich zu wenig getan, um den Schutz der Beschäftigten in der asiatischen Textilindustrie zu verbessern. Die deutschen Gewerkschaften unterstützen Betroffene und Hinterbliebene – und rufen zu Spenden auf.
Die Vorsitzenden von DGB, ver.di und IG Metall - Reiner Hoffmann, Frank Bsirske und Detlef Wetzel - rufen anlässlich des zweiten Jahrestages des verheerenden Brandes in der pakistanischen Textilfabrik Ali Textile zur Unterzeichnung des Aufrufs „Wir stehen am Anfang“ auf. Darin fordern die Gewerkschaftsvorsitzenden zu öffentlichem Handeln und konkreter Hilfe für die ArbeiterInnen der globalen Textilindustrie auf: „Die Kolleginnen und Kollegen an den Nähmaschinen in Süd- und Südostasien haben Anspruch auf eine angemessene und faire Entschädigung“, so Detlef Wetzel, Vorsitzender der IG Metall, „sie brauchen dringend bessere Arbeitsbedingungen und eine anerkannte gewerkschaftliche Vertretung.“
Am 11. September 2012 verbrannten 250 ArbeiterInnen qualvoll in einer maroden Fabrik, die maßgeblich für einen deutschen Textilhändler produzierte. Noch immer gibt es für die Opfer und Hinterbliebenen keine substantiellen Entschädigungen. „An den Arbeitsbedingungen in der asiatischen Textilindustrie, die weltweit für Empörung sorgen, hat sich kaum etwas geändert“, so Reiner Hoffmann, Vorsitzender des DGB. „Würdige Arbeits- und Lebensbedingungen für die Beschäftigten sind nicht in Sicht. Um das zu ändern, braucht es Öffentlichkeit, in den betroffenen Ländern, aber auch und gerade bei uns.“
Die drei Gewerkschaftsvorsitzenden fordern ein deutlich verschärftes Haftungsrecht für deutsche und europäische Unternehmen, die in den Ländern des Südens fertigen lassen. Zugleich rufen sie unter dem Stichwort „Gewerkschaftshaus Karatschi“ zu Spenden für die sozialmedizinische Hilfs- und Menschenrechtsorganisation medico international auf, mit denen medizinische Hilfe, die Finanzierung von Gerichtsverfahren der Überlebenden und Hinterbliebenen sowie der Ankauf eines Gewerkschaftshauses in Pakistans Industriemetropole Karatschi gewährleistet werden sollen. „Wir tun das nicht, um die Unternehmen aus ihrer Verantwortung zu entlassen, im Gegenteil: Wir wollen Druck machen. Es geht um gute Arbeit und ein gutes Leben, hier wie anderswo.“, so der ver.di-Vorsitzende Frank Bsirske.
Im Aufruf "Wir stehen am Anfang" der Vorsitzenden von DGB, IG Metall und ver.di heißt es unter anderem:
Wir alle sind die Öffentlichkeit. Wir bitten Sie daher, beim Einkauf darüber nachzudenken, unter welchen Bedingungen Ihre Hose, Ihr Kleid oder Ihr T-Shirt genäht wurde. Wir bitten Sie ausdrücklich um eine Spende für die betroffenen Kolleginnen und Kollegen. Wir tun das nicht, um die Unternehmen aus ihrer Verantwortung zu entlassen, im Gegenteil: Wir wollen Druck machen. Wir spenden für einen Opferfonds, der medizinische Behandlungen unterstützt. Wir tragen zur Finanzierung von Gerichtsverfahren gegen die Schuldigen hier in Deutschland bei. Und: Wir unterstützen den Ankauf eines Gewerkschaftshauses in Karatschi. Es geht um gute Arbeit und ein gutes Leben. Überall. Helfen Sie mit!