Deutscher Gewerkschaftsbund

15.09.2023
Tarifticker

DGB-Tarifmeldungen vom 9. bis 15. September

Die erste Tarifverhandlung für die rund 25.000 Beschäftigten in der privaten Energiewirtschaft in Ostdeutschland endete ergebnislos. Tarifabschlüsse in der technischen Gebäudeausrüstung, der Stärke- und feinkeramischen Industrie und beim Mineralöl- und Erdgasproduzenten Shell erzielt. Niedersächsische Brauer*innen streiken erneut für höhere Löhne. Erste Tarifrunde für die deutsche Seeschifffahrt ergebnislos vertagt und die Stahl-Tarifkommissionen fordern 8,5 Prozent mehr Geld.

Gewerkschafter*innen auf Demonstration für besseren Tarif

DGB/Hans-Christian Plambeck

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Erste Runde der Tarifverhandlungen für die private Energiewirtschaft in Ostdeutschland ohne Ergebnis

Die Gewerkschaft ver.di ist am 13. September 2023 in die Tarifrunde für die rund 25.000 Beschäftigten in der privaten Energiewirtschaft in Ostdeutschland (AVEU) gestartet. Zum Auftakt der Verhandlungen hat der Arbeitgeberverband AVEU ein aus Sicht von ver.di unakzeptables Angebot vorgelegt. Demnach schlägt der Arbeitgeberverband eine Vergütungserhöhung für einen Zeitraum von 23 Monaten vor, die Reallohnverlust bedeuten würden.

Die Gewerkschaft fordert für die Beschäftigten unter anderem 12 Prozent mehr Geld bei einer Laufzeit von 12 Monaten, mindestens jedoch 500 Euro. Für die Auszubildenden fordert ver.di 300 Euro monatlich mehr.

In den nächsten Tagen werden erste Warnstreiks in einzelnen Unternehmen durchgeführt. Die Verhandlungen werden am 27. September 2023 in Dresden fortgesetzt.

Zu den Betrieben der privaten Energiewirtschaft gehören unter anderem Unternehmen wie

  • die Sachsen Energie,
  • die TEAG,
  • die Leipziger Stadtwerke,
  • die Eins Energie in Sachsen,
  • die Städtischen Werke Magdeburg,
  • die Stadtwerke Erfurt,
  • die Energie und Wasser Potsdam
  • sowie zahlreiche weitere Unternehmen.

Weitere Informationen zur Tarifrunde der privaten Energiewirtschaft in Ostdeutschland

Mehr Geld für die Beschäftigten in der technischen Gebäudeausrüstung

Die IG Metall hat einen Tarifvertrag für die rund 45.000 Beschäftigten in der technischen Gebäudeausrüstung in Baden-Württemberg erzielt. Die Entgelte steigen rückwirkend zum 1. September 2023 um 6 Prozent und ab September 2024 um weitere 3 Prozent. Auszubildende und dual Studierende profitieren von einer Erhöhung im September 2023 um 120 Euro und weiteren 60 Euro ab September 2024.

Zudem erhalten die Beschäftigten eine steuerfreie Inflationsausgleichsprämie in Höhe von 3.000 Euro, Auszubildende und dual Studierende bekommen insgesamt 1.500 Euro. Die Prämie wird in zwei Schritten ausgezahlt.

Der Tarifvertrag hat eine Laufzeit von 24 Monaten.

Zur Meldung der IG Metall

Tarifabschluss in der Stärkeindustrie

Die NGG hat für die Beschäftigten in der Stärkeindustrie Niedersachsen/ Brandenburg einen Tarifabschluss erzielt. Die Löhne und Gehälter steigen um 250 Euro oder mindestens 6 Prozent zum 1.Oktober 2023 und um weitere 160 Euro oder mindestens 4 Prozent zum 1. Oktober 2024. Im Ecklohn entspricht das insgesamt 13,5 Prozent. Zuzüglich zahlen die Arbeitgeber bei Anrechnung bereits geleisteter Zahlungen die volle Inflationsausgleichsprämie in Höhe von 3.000 Euro, Teilzeitkräfte bekommen die Zahlung anteilig.

Auszubildende erhalten in allen Ausbildungsjahren 100 Euro mehr plus 1.500 Euro Inflationsausgleichsprämie. Die Laufzeit beträgt 24 Monate und endet am 30. April 2025.

Zur Meldung der NGG

Feinkeramische Industrie Ost: Tarifabschluss erzielt

In der ersten Tarifverhandlung hat sich die IGBCE mit dem Arbeitgeberverband Keramische Industrie auf einen Abschluss für die 2.400 Beschäftigten in der feinkeramischen Industrie Ost geeinigt. Für die Beschäftigten in der Vergütungsgruppe 4 bedeutet dieser beispielsweise, dass ihre Entgelte stufenweise um insgesamt 13,5 Prozent steigen.

Insgesamt steigen die Vergütungen in vier Stufen um 500 Euro monatlich. Zusätzlich gibt es für die Arbeitnehmer*innen eine Inflationsausgleichsprämie in Höhe von 2.000 Euro. Ab dem 1. Januar 2025 gibt es einheitliche Entgelttabelle für alle Unternehmen der feinkeramischen Industrie Deutschlands.

Zu den Meldungen der IGBCE

Mineralöl- und Erdgasproduzent Shell: Tarifabschluss erzielt

Die IGBCE und der Mineralöl- und Erdgasproduzent Shell haben sich auf einen neuen Entgelttarifvertrag geeinigt. Für die bundesweit 3.600 Beschäftigten steigen die Tarifentgelte, Ausbildungsvergütungen, Schichtzulagen und Nachtzuschläge in zwei Stufen. Zum 1. Oktober 2023 um 4,7 Prozent und zum 1. Oktober 2024 um weitere 2,8 Prozent.

Darüber hinaus bekommen die Arbeitnehmer*innen 3.000 Euro Inflationsausgleichsprämie in zwei Stufen (1500 Euro im Oktober 2023 und weitere 1.500 Euro im Dezember 2023).

Die Laufzeit des Tarifvertrags beträgt 24 Monate.

Zum Tarifinfo der IGBCE

Niedersächsische Brauer*innen erneut im Streik

Nachdem das Angebot der Arbeitgeber in den laufen Tarifverhandlungen weiterhin hinter den Forderungen der Gewerkschaft NGG bleibt, sind die Beschäftigten der Privatbrauerei Wittingen wie auch des Hofbrauhauses Wolters in Braunschweig und des Einbecker Brauhauses in Einbeck in den Streik getreten. Damit wollen sie ein weiteres Zeichen für die nächste Verhandlungsrunde Ende September setzen. Zuvor hatten die Beschäftigten schon im August für 24 Stunden ihre Arbeit niedergelegt.

Zur Meldung der NGG

Tarifrunde für die deutsche Seeschifffahrt ergebnislos vertagt

Die erste Runde der Verhandlungen über den Heuertarifvertrag der deutschen Seeschifffahrt (HTV-See) ist ohne Ergebnis zu Ende gegangen. Die Gewerkschaft ver.di fordert für die Seeleute 12 Prozent mehr Geld bei einer Laufzeit von 12 Monaten, um zumindest die Reallohnverluste der vergangenen Jahre auszugleichen. Der Verband Deutscher Reeder (VDR) mit seiner Tarifgemeinschaft legte dagegen nur ein Angebot von 3,5 Prozent für 2024 und 2,5 Prozent für 2025 vor, für das letzte Quartal des laufenden Jahres soll es gar keine Einkommenssteigerungen geben.

Im Anschluss an die erste Verhandlungsrunde hat die ver.di-Tarifkommission einstimmig die fristgemäße Kündigung des Tarifvertrags beschlossen.

Der zwischen der ver.di und dem VDR ausgehandelte HTV-See gilt für Seeleute der wichtigsten deutschen Reedereien, die sich der VDR-Tarifgemeinschaft angeschlossen haben, unter ihnen Hapag-Lloyd, TT-Line und Fairplay.

Zur ver.di-Pressemitteilung

Stahl-Tarifkommissionen fordern 8,5 Prozent und 32 Stunden

Nach der Tarifkommission der nordwestdeutschen Stahlindustrie hat auch die Tarifkommission der ostdeutschen Eisen- und Stahlindustrie ihre Forderungsempfehlungen an den IG Metall-Vorstand beschlossen. Auch sie fordert für die Beschäftigten 8,5 Prozent mehr Geld. Und eine Verkürzung der Arbeitszeit von 35 auf 32 Stunden in der Woche, bei vollem Entgeltausgleich.

Darüber hinaus sollen die Tarifverträge zur Altersteilzeit, über den Einsatz von Werkverträgen und zur Beschäftigungssicherung für die über 80.000 Beschäftigten verlängert werden. Das Ergebnis soll zudem eine mitgliederorientierte soziale Komponente enthalten.

Am 18. September wird der Vorstand der IG Metall die endgültigen Tarifforderungen für die Stahl-Tarifrunde 2023 beschließen.

So geht es in der Stahl-Tarifrunde weiter:

  • 18. September 2023: Forderungsbeschluss durch den Vorstand der IG Metall
  • Mitte November 2023: Erste Verhandlung
  • 30. November 2023: Auslaufen der Entgelttarifverträge und Ende der Friedenspflicht. Danach sind dann Warnstreiks möglich.
    (In der saarländischen Stahlindustrie gelten eigene Tarifverträge mit anderen Laufzeiten. Dort ist der Entgelttarifvertrag erst zum 29. Februar 2024 kündbar.)

Zur Meldung der IG Metall

Steine und Erden Industrie Thüringen: 12,5 Prozent mehr Geld

Die IG BAU hat für die Gewerkschaftsmitglieder der Steine und Erden Industrie Thüringen einen Tarifabschluss erzielt. Die Einkommen steigen ab dem 1. Oktober 2023 um 200 Euro in jeder Entgeltgruppe. Die Ausbildungsvergütungen steigen um 100 Euro für alle Lehrjahre. Zum 1. Oktober 2024 erhöhen sich die Einkommen um weitere 4 Prozent. Die Ausbildungsvergütungen steigen um weitere 50 Euro.

Zusätzlich steigt die Jahressondervergütung 2023 von 50 auf 60 Prozent und 2024 nochmal von 60 auf 70 Prozent des Bruttomonatslohns.

Die Laufzeit des Tarifvertrags beträgt 24 Monate und endet am 30. September 2025.

Zur Meldung der IG BAU


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