Deutscher Gewerkschaftsbund

27.01.2020
Smart City als Soziale Stadt

Smart City zwischen Zentralisierung und Regionalisierung

Die digitale Vernetzung hat die Welt zum Dorf gemacht: Ohne Zeitverlust können Informationen auf die andere Seite der Erdkugel geschickt werden. Für den Alltag vieler Menschen weitaus wichtiger sind allerdings die Entwicklungen in ihrem direkten Umfeld. Die soziale „Smart City“ vernetzt Initiativen nachbarschaftlicher Hilfe, Bildungsanbieter oder soziale Dienste genauso wie Stadtlogistik und Einzelhandel.

Symbolbild Skyline einer Großstadt

DGB/gongzstudio/123rf.com

Die digitale Vernetzung hat die Welt zum Dorf gemacht: Ohne Zeitverlust können Informationen auf die andere Seite der Erdkugel geschickt werden. Für den Alltag vieler Menschen weitaus wichtiger sind allerdings die Entwicklungen in ihrem direkten Umfeld. Die Versorgung mit Lebensmitteln aus der Umgebung, die Vernetzung von Kleinbetrieben und die Förderung regionaler Spezialitäten lassen sich über digitale Plattformen organisieren. Die soziale „Smart City“ vernetzt Initiativen nachbarschaftlicher Hilfe, Bildungsanbieter oder soziale Dienste genauso wie Stadtlogistik und Einzelhandel.

Arbeitsteams aus verschiedenen Orten einer Stadt, Region oder gar über Kontinente hinweg hat Einfluss auf Verkehr und Siedlungsstrukturen. Mehr Home Office heißt weniger Verkehr. Ist die Trennung von Gewerbe- und Wohngebieten noch zeitgemäß, wenn die Produktion kleinteiliger und leiser wird und nicht mehr mit qualmenden Schloten verbunden ist? Jobs in digitalisierten Gewerbegebieten sind seltener am Fließband, wenn maßgeschneiderte Produkte am Ort der Nutzung gedruckt werden. Der Trend geht zur gemischten Stadt. Aber Bau- und Siedlungsstrukturen verändern sich nur langsam. 

Zugleich nimmt aber auch die Zentralisierung von Wirtschaftsmacht zu. Das Zentrallagerkonzept des Onlinehändlers Amazon basiert auf niedrigen Löhnen, Stress und Kontrolle. Gleichzeitig setzen Amazon und Co. den stationären Einzelhandel enorm unter Druck, viele Geschäfte in den Innenstädten geben auf. Eine Ursache sind bequeme Konsumentinnen und Konsumenten. Etwa 500 Millionen online bestellte Artikel haben die Deutschen im vergangenen Jahr zurückgeschickt – oft kostenfrei.

Zwar nutzen inzwischen auch viele Einzelhändler das Internet als zusätzlichen Vertriebsweg. Doch der Trend geht zu großen Läden, in denen immer weniger Beschäftigte auf immer mehr Verkaufsfläche arbeiten. Auch in ehemals handwerklichen Bereichen wie Bäckereien dominieren Ketten den Markt. Die Folge: Reduzierung und Dequalifizierung des Personals, die regionale Vielfalt verschwindet. 

In der Konsequenz fließt das Geld der Konsument_innen in immer größerem Umfang dorthin, wo die Konzernzentralen ihren Sitz haben – raus aus der eigenen Region. „Smart“ im Sinne von klug ist eine solche Wirtschafts- und Arbeitsplatzentwicklung für die meisten Städte nicht.

Zielt die soziale „Smart City“ hingegen auf ökonomisch und ökologisch dauerhaft tragfähige Wirtschaftsstrukturen, die sich auch an Bedarfen vor Ort orientieren, stärkt dies die Nahversorgung. Das hat positive Effekte auf Beschäftigung und regionale Wirtschaftskreisläufe, weil das Geld vor Ort verdient und auch wieder ausgegeben werden kann. Darüber hinaus lässt sich der klimabelastende Transportaufwand auf diese Weise erheblich reduzieren. Digitale Plattformen bündeln diese Warenströme wesentlich effizienter als bisher.

Auch langlebig und reparaturfreundlich konstruierte Produkte sind gleichermaßen förderlich für Umwelt, lokalen Arbeitsmarkt und örtliche Wirtschaft. Sie sparen Ressourcen und schaffen vor Ort Beschäftigung (Wartung, Reparatur). Neben Sharing-Plattformen sind Ansätze von dezentraler Produktion in „FabLabs“ im Experimentierstadium. Sie könnten sich zu einer bedarfsorientierten Versorgung mit spezialisierten Einzelprodukten entwickeln.

In der sozialen „Smart City“ haben Politik und Verwaltung Umwelt und Arbeit gleichermaßen im Blick. Win-win-Effekte sind bei kleinteiligen, vielfältigen, an regionalen Bedürfnissen ausgerichteten Versorgungsstrukturen möglich. Es gilt, dafür faire und gleiche Wettbewerbsbedingungen z.B. gegenüber Amazon, Uber und Airbnb zu schaffen.

Die international vernetzte Plattformökonomie darf die Bedingungen in der analogen Welt nicht aushöhlen. Es müssen die gleichen Lohn- und Arbeitsbedingungen gelten. Das gilt auch für Steuerfragen. Internationale Abkommen müssen einen Regulierungsrahmen setzen, der digitale und analoge Geschäfte umfasst. Wie die Beispiele Uber oder Airbnb zeigen, kann die soziale „Smart City“ hier durchaus gegensteuern.


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