Während die DGB-Gewerkschaften ihre freiheitliche Form bewahren können, verliert sie der 1946 in der SBZ gegründete FDGB schnell. 1950 erkennt er die Führungsrolle der SED an, offiziell gibt es im Sozialismus keinen Gegensatz zwischen Arbeitnehmervertretern und der aus den Arbeiterparteien SPD und KPD vereinten Partei. Doch soziale Konflikte lassen sich nur bedingt unter den Tisch kehren. Höhepunkt ist der Streik der Berliner Bauarbeiter 1953, der zu einem „Volksaufstand“ führt.
Mit der Anerkennung der Führungsrolle der SED auf seinem Bundeskongress 1950 verlor der FDGB die Gegnerunabhängigkeit, wenn man die SED–Führung unter den Bedingungen staatlicher Planwirtschaft als Gesamtarbeitgeber der DDR betrachtet.
Für die ArbeitnehmerInnen fiel der FDGB als wirtschaftliche Interessenvertretung jedenfalls weitgehend aus. Weil er soziale Dienstleistungen und den Feriendienst monopolisierte, blieb der Verbund dennoch von politischer Bedeutung.
Soziale Konflikte konnten nicht offen ausgetragen werden, ließen sich aber auch nicht so leicht unter den Tisch kehren, wie SED und FDGB das erhofften.
Streiks und Aufruhr eskalieren
Die Folge war eine Streik– und Aufruhrwelle, die das Land seit Anfang der fünfziger Jahre erfasste. Der Höhepunkt war der Streik der Berliner Bauarbeiter gegen Normerhöhungen am 17. Juni 1953, der sich binnen eines Tages zu einem DDR–weiten Aufstand gegen das SED–Regime ausweitete und nur durch den Einsatz sowjetischer Panzer unterdrückt werden konnte.
Mit „Rowdytum“ war das nicht mehr zu erklären. Die SED bemühte sich deshalb, die Legende von einem „faschistischen Putschversuch“ zu verbreiten. Niemand nahm ihr das ab, am wenigsten die eigene Bevölkerung. Jeder wusste, dass es viel mehr mit übertriebenen Verheißungen zu tun hatte, wie zum Beispiel, dass der Sozialismus dem Kapitalismus wirtschaftlich überlegen sei – gerade als im Westen das Wirtschaftswunder begann. Auch falsche Prioritätensetzung spielte eine Rolle. Die Schwerindustrie wurde bevorzugt und zu Lasten der Konsumgüterindustrien ausgebaut – mit schlimmen Folgen für die Versorgung der Bevölkerung.
Als sich dann mit der Verkündung der Normerhöhungen für 1953 den Arbeitern zeigte, dass sie es waren, die die Zeche für wirtschaftspolitische Fehlentscheidungen zahlen sollten, hätte eine konsequente gewerkschaftliche Interessenvertretung den Konflikt vielleicht zu kanalisieren vermocht. Unter den herrschenden Bedingungen musste er sich politisch aufladen und eskalieren.
Flucht und Mauerbau
Die gewaltsame Niederschlagung des Aufstands zeigte den DDR–Bürgern, dass Protest sehr riskant war. Viele wählten deshalb die Flucht in den Westen. Der Verlust von Arbeitskräften und Know–How wurde ein erstrangiges politisches und ökonomisches Problem für die DDR. Entgegen allen Beteuerungen Ulbrichts, niemand plane solche Maßnahmen, wurden am 13. August 1961 die Zugänge nach Westberlin abgeriegelt und die gesamte innerdeutsche Grenze mit Minenfeldern, Mauern und Stacheldraht unpassierbar gemacht – die Mauer entstand.