Deutscher Gewerkschaftsbund

13.06.2014
klartext 19/2014

FIFA – Seriensieger der Fußball-WM

In Brasilien formiert sich Protest gegen die Fußball-Weltmeisterschaft. Während das Land Ausgaben von über 10 Milliarden Euro bewältigen muss, erzielt der Weltfußballverband Milliardenprofite. Die Proteste zeigten, dass die FIFA ihre bisherige Politik ändern muss, meint der DGB-klartext.

Als Brasilien 2007 den Zuschlag für die WM erhielt, schien der perfekte Gastgeber gefunden: Heimat der Ballkünstler, Schwellenland auf dem Weg in die 1. Liga, mit einem Gewerkschafter als Präsident und überhaupt ein Paradies auf Erden. Sieben Jahre und eine Finanz­krise später formiert sich ausgerechnet hier massiver Protest gegen die WM. Was ist schiefgelaufen mit der FIFA-Inszenierung? Weltweit freuen sich die Fans zwar auf die Überdosis Fußball. Gleichzeitig hoffen viele, dass von Rios Straßen Veränderungen ausgehen.

Gigantismus, Korruption und falsche Versprechungen

Aber richtet sich der Protest gegen die WM – oder treibt die Brasilianer auf die Straße, was die Münchener oder Stockholmer jüngst „Nein“ zu Olympia sagen ließ? Gigantismus, Korruption und falsche Versprechungen treffen allerorts auf selbstbewusste Zivilgesellschaften, die ihre Interessen einklagen. Gründe gibt es genug: Die Kosten explodieren. Deutschland und Südafrika haben zusammen weniger ausgegeben. Zudem weiß jeder: In Brasília, Manaus, Cuiabá und Natal gibt’s ab Mitte Juli 2014 keine Verwendung mehr für die Stadien – wie zuvor schon in Athen 2004, in Leira, Leipzig oder Kapstadt, wo jetzt der kostensparende Abriss geplant wird.

WM-Gewinne der FIFA

Quelle: FIFA-Finanzberichte, eigene Berechnungen

40 Prozent höhere Preise in den Spielorten

Der Unmut wächst, weil die Infrastruktur für Verkehr, Tourismus oder öffentliche Dienste oft nicht fertig oder Modernisierungsprojekte längst gestrichen wurden. Investitionen in Bildung, Gesundheit und in den Kampf gegen die Ungleichheit werden aufgeschoben. Zwar ist die absolute Armut seit dem Jahr 2000 von 29 auf 6 Prozent gesunken. Aber nur in Südafrika und Kolumbien sind die Einkommen noch ungleicher verteilt als in Brasilien. Zudem scheint der Wirtschaftsboom vorbei: Das BIP stieg 2013 nur um 2,3 Prozent. Seit einem Jahr wird Kapital abgezogen, weil die USA das Ende der lockeren Geldpolitik ankündigte. Der Leitzinssatz von 11 Prozent dämpft die Konjunktur.Trotzdem sind persönliche Dienstleistungen, Lebensmittel oder Wohnungen mindestens 6 Prozent teuer als 2013. Seit 2007 sind die Preise in den Spielorten um über 40 Prozent gestiegen. Streiks machen deutlich, dass die Umverteilung nicht länger akzeptiert wird.

Steuerfreie Milliardenprofite

Die Verantwortlichen sind ausgemacht: Eine Regierung, die dreiste FIFA-Bedingungen in ein „WM-Gesetz“ gießt und Tausende aus den Favelas vertreibt, während Baukonzerne Monopolgewinne einfahren. Und die FIFA, die im Stil einer Kolonialmacht ihr Vermarktungmonopol durchsetzt. Der Weltfußballverband ist der WM-Serien­sieger. Während Brasilien Ausgaben von über 10 Milliarden Euro bewältigen muss, zieht er mit seinen Sponsoren und – komplett steuerfreien – Milliardenprofiten aus VIP-Paketen,TV-, Marketing- und Lizenzrechten weiter (siehe Grafik).

Die „FIFA-Mafia“-Graffitis an den Hauswänden Sao Paulos zeigen den Imageschaden, der auch Sponsoren schreckt. Die Proteste im Land des „schönen Spiels“ markieren die Notwendigkeit eines Wendepunktes in der bisherigen Politik der FIFA. Sie kann und darf nicht weiterhin die Bedingungen diktieren, sondern muss sich in die vor Ort entwickelten Vorstellungen einfügen – und sie muss einen erheblichen Teil der Gewinne, die sie durch Sponsorengelder und Übertragungsrechte erzielt, an das Gastgeberland weitergeben


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