Privat
Ich bin seit 2001 Mitglied des Rundfunkrats des Hessischen Rundfunks (hr) und somit in den Worten des Bundesverfassungsgerichts Ausdruck der „Versteinerung der Gremien“. Dass ich trotz der inzwischen auch für den hr geltenden Amtszeitbeschränkungen noch immer Mitglied des Gremiums bin, ist den üblichen Übergangsregelungen geschuldet, aber auch dem Vertrauen, das mir die entsendende Organisation gewährt. Ich bin von der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) entsandt, für die ich seit Beginn meines Berufslebens in unterschiedlichen Funktionen ehrenamtlich aktiv bin, seit vielen Jahren als Redakteur unserer Mitgliederzeitschrift HLZ. Die gesetzliche Regelung einer Vertretung der „landesweit organisierenden Lehrerverbände“ aus den frühen Jahren des hr-Gesetzes wurde im Laufe der vielfältigen Änderungen der Zusammensetzung des Rundfunkrats durch eine doppelte Repräsentanz der Lehrerschaft durch die GEW als Einzelgewerkschaft im DGB und durch die Lehrerverbände im Beamtenbund ersetzt.
Dass ich mich nicht als „versteinerte Gremie“ sehe, ist meiner engen Anbindung an die gewerkschaftliche Basis, meinem Selbstverständnis als „Lobbyist für Bildung und Aufklärung“ und der Zeit zu verdanken, die ich für die Arbeit im Rundfunkrat, in den Programmausschüssen und als stellvertretendes Mitglied im ARD-Programmbeirat aufwenden kann. Anders als viele andere Mitglieder der Gremien des öffentlich-rechtlichen Rundfunks bin ich nicht Vorsitzender der entsendenden Organisation und somit zwar ohne „Apparat“, aber eben mit mehr Zeit für Programmbeobachtungen und viele Gespräche, die unter anderem auch der Koordination der Arbeit „seelenverwandter Rundfunkratsmitglieder“ dienen. Die in anderen Gremien bestehenden parteipolitisch definierten „Freundeskreise“ gibt es beim hr nicht.
Dass der DGB gemeinsam mit ver.di die Informationen und den Austausch der gewerkschaftlich organisierten Gremienmitglieder zu allen medienpolitischen Fragen auf der Grundlage unserer gewerkschaftlichen Überzeugungen ermöglicht und fördert, ist mir sehr wichtig. Deshalb bin ich seit Jahren dabei: Gerne mehr! So war es uns im Herbst 2022 möglich, uns auch aus dem Kreis der von den DGB-Gewerkschaften entsandten Gremienmitglieder in die Debatte über den RBB-Skandal einzumischen und notwendige Konsequenzen für die ehrenamtliche Aufsicht einzumischen www.dgb.de/-/lnz
Dass ich ein leidenschaftlicher und überzeugter Verfechter des öffentlich-rechtlichen Rundfunks und der Rundfunkfreiheit bin, versteht sich an dieser Stelle von selbst. Und auch das lineare Programm in Hörfunk und Fernsehen ist für mich, trotz aller Notwendigkeit, die Zeichen des digitalen Zeitalters nicht zu übersehen, noch lange nicht passé.
Im Februar 2023 wurde ich für die Zeit bis Ende 2024 zum Vorsitzenden des hr-Rundfunkrats gewählt. Der notwendige und überfällige Generationswechsel wird in Zeiten wachsender Kritik an den Aufsichtsgremien und eines weiter steigenden Arbeitsaufwands nach innen und nach außen nicht leichter. Für uns im hr wird es deshalb darauf ankommen, die Gremiengeschäftsstelle, die jetzt auch im hr-Gesetz verankert wurde, so zu stärken, dass ehrenamtliche Arbeit besser professionell unterstützt wird.