Smarte Maschinen, agile Formen der Arbeitsorganisation oder regelmäßig neue Software-Features – der Arbeitsalltag vieler Menschen ist digital. Doch statt mehr in Weiterbildung zu investieren, herrscht in vielen Unternehmen intellektueller Stillstand. Auch auf dem Arbeitsmarkt könnte die Politik mit Weiterbildungsmaßnahmen für Arbeitslose viel bewegen.
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Studien belegen seit Jahren einen flächendeckenden Mangel an betrieblicher Weiterbildung. 59 Prozent der Beschäftigten geben laut einer aktuellen Bitkom-Umfrage an, dass ihr Arbeitgeber keine Weiterbildung zu Digitalthemen anbietet. Besonders bedenklich: In fast 40 Prozent der Fälle setzen die Arbeitgeber zwar auf neue, digitale Technologien, investieren aber nicht in die erforderliche Weiterbildung.
„Der Stillstand in der betrieblichen Weiterbildung ist fahrlässig. Arbeitgeber klagen zwar über den Mangel an Fachkräften, aber tun viel zu wenig, um die eigenen Beschäftigten fit zu machen“, kritisiert DGB-Vorstandsmitglied Annelie Buntenbach. Alle Unternehmen müssten deutlich mehr investieren, um Anschluss an die rasante technologische Entwicklung zu halten.
Aber auch die Beschäftigten können für mehr Weiterbildung eintreten, zum Beispiel im Betriebsrat. So können ArbeitnehmervertreterInnen bei der Durchführung von betrieblichen Bildungsmaßnahmen mitbestimmen. Eine Studie der Hans-Böckler-Stiftung belegt den positiven Effekt von Betriebsvereinbarungen auf die Bildungskultur in den Unternehmen. Zudem sichern Betriebsräte Bildungschancen für gering Qualifizierte, Ältere, Teilzeitkräfte oder Beschäftigte ohne Führungsfunktion. „Beschäftigte sollten die anstehenden Betriebsratswahlen von März bis Mai 2018 nutzen, um ein Zeichen für mehr Demokratie im Betrieb, aber auch für mehr Weiterbildung zu setzen. Geht wählen“, rät Buntenbach.
Nicht nur in den Betrieben sondern auch in der Arbeitsmarktpolitik herrscht Stillstand. Buntenbach kritisiert: „Von 100 Arbeitslosen im Hartz-IV-System erhält heute nur einer eine Weiterbildung, die zu einem Abschluss führt.“ In der Arbeitslosenversicherung sei der Anteil der Personen in solchen Weiterbildungsmaßnahmen vier Mal höher. Der DGB fordert Maßnahmen der beruflichen Weiterbildung auszubauen, damit Abschlüsse nachgeholt werden können und neue Perspektiven eröffnet werden. Um diese Herausforderungen zu meistern, müssen die Jobcenter zusätzlich mindestens eine Milliarde Euro für Eingliederungshilfen erhalten. „Weiterbildung braucht endlich mehr politischen Rückhalt – zu viel Potenzial liegt brach, weil es nicht gefördert wird.“