Das Büro ist Zentrum des administrativen und sozialen Lebens. Ein Buch wirft einen spannenden Blick auf historische Studien, die in den vergangenen 150 Jahren zur Konzeption des Büros veröffentlicht wurden. Spannend und lesenswert auch für Beschäftigte im Home Office.
transcript Verlag
In der Corona-Krise sind Millionen von Büros weltweit verwaist. Rund um den Globus haben sich Angestellte im Home Office eingerichtet. ExpertInnen sind sich sicher: In vielen Unternehmen wird das mobile Arbeiten fortan eine wichtige Rolle spielen. Für einen Abgesang ist es aber noch zu früh, vielmehr ist es eine Gelegenheit, sich mit dem Büro als Arbeitsort zu befassen.
Wie wichtig Kommunikation aber auch Kontrolle bei der Konzeption des Büros von 1880 an waren, zeigt der Sammelband „Das Büro – Zur Rationalisierung des Interieurs 1880 bis 1960“. In verschiedenen Beiträgen beleuchten HistorikerInnen, ArchitektInnen und SoziologInnen alle Facetten der Büro-Genese. Herausgearbeitet werden sowohl die grundlegenden architektonischen und ökonomischen Konzepte, vor allem in den 1920er Jahren.
Fakt ist, durch Architektur sollten Angestellte und Beamte diszipliniert werden. Ihr Arbeitsplatz war streng limitiert: Tisch, Stuhl, Rollcontainer, Schreibutensilien. So wenig Ablenkung wie möglich, bei maximaler Kontrolle. Besonders die „Erfindung“ des Großraumbüros sollte die Hierarchie im Unternehmen sichtbar machen. Die Angestellten in ihren Arbeitsboxen auf der Fläche, die leitenden Angestellten in privilegierten Einzelbüros mit freier Sicht auf ihre Untergebenen. „Das Büro verlangt von denjenigen, die in ihm arbeiten, eine Disziplin, deren Imperativ lautet: Unterwerfe dich den Erfordernissen der Informationsverarbeitung“, heißt es in einer Analyse. Zwar sei man dort ein Individuum mit Namen, Geschichte und einem Körper aus Fleisch und Blut, doch dies sei dem Regime des Büros gleichgültig. Erst in den 1960er wurde das Büro als Raum zur Kommunikation gesehen und konzipiert.
Gianenrico Bernasconi / Stefan Nellen (Hg.): Das Büro – Zur Rationalisierung des Interieurs, 1880-1960; Transcript Verlag, 324 Seiten, 29,99 Euro