I.K.Hofmann GmbH
Ingrid Hofmann ist Gründerin und Geschäftsführende Gesellschafterin der Nürnberger Zeitarbeitsfirma I.K.Hofmann GmbH mit rund 15.000 Beschäftigten. Sie kann die Argumente der Bayerischen Landesregierung gegen eine Mindestlohn in der Zeitarbeit nicht nachvollziehen.
Schätzen Sie die Äußerung von Christine Haderthauer (CSU), die geltenden Regelungen in der Leiharbeit würden ausreichen, als eine Meinung von Frau Haderthauer ein oder als die der gesamten Landesregierung in Bayern?
Ingrid Hofmann: Man kann durchaus annehmen, dass es sich hier um die Meinung der gesamten Landesregierung handelt. Frau Haderthauer spricht zwar für die CSU, aber auch aus den Reihen der FDP kommt keine Zustimmung für den Mindestlohn. Für mich sind die Gründe gegen einen Mindestlohn in der Zeitarbeit nicht nachvollziehbar, da ja gerade Frau Haderthauer den Mindestlohn für Pflegekräfte so begrüßt hat.
Sehen Sie die Notwendigkeit eines Mindestlohns für die Leiharbeit mit der Einführung der Arbeitnehmerfreizügigkeit ab dem 1. Mai 2011 oder glauben Sie, dass Leiharbeitsunternehmen aus den angrenzenden EU-Mitgliedländern in Bayern nicht tätig werden?
Ingrid Hofmann: Auch wenn wir in Bayern oft annehmen, dass wir auf der „Insel der Glückseligen“ leben, können wir nicht davon ausgehen, dass hier nicht Zeitarbeitsunternehmen aus Tschechien oder Polen, etc. tätig werden, die dann gegebenenfalls zu ihren im eigenen Land üblichen Löhnen Personal einstellen und an Firmen in Deutschland überlassen.
Was befürchten Sie in der Leiharbeitsbranche, wenn sich die CSU in der Regierungskoalition gegen einen Mindestlohn in der Koalition ausspricht, wobei Herr Hundt von der Bundesvereinigung Deutscher Arbeitgeberverbände (BDA) einen solchen für erforderlich hält?
Ingrid Hofmann: Ich würde es nicht nachvollziehen können, dass hier wichtige Gründe nicht berücksichtigt werden, die inzwischen nahezu von der ganzen Zeitarbeitsbranche so gesehen werden und auch von der BDA – der Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeber befürwortet werden.
Vor einigen Tagen sprach sich Heinrich Kolb, arbeitsmarktpolitischer Sprecher der FDP, für den Grundsatz von equal pay in der Zeitarbeit aus. Sieht hier die FDP einen größeren Handlungsbedarf als die CSU und wie sehen Sie den Grundsatz von einer gleichen Bezahlung von Stamm- und Leiharbeitskräften?
Ingrid Hofmann: Den diesbezüglichen Vorstoß der FDP sehe ich als politische Taktiererei innerhalb der Koalition und gerade von der FDP ist ein Verhalten besonders befremdlich, wenn hier nach Regulierungen durch den Gesetzgeber gerufen wird. Ich selbst bin für faire Löhne und nicht gesetzlich vorgegebenes equal pay. Ich möchte, dass wir Zeitarbeitsunternehmen als eigenständige Arbeitgeber mit eigenständigen Tarifverträgen anerkannt werden und nicht als „Anhängsel“ der Kundenbetriebe gelten und einsatzbezogen deren Tarifverträge anwenden müssen. Ich stelle mir vor, dass wir auch in Zukunft den Besonderheiten der Zeitarbeit Rechnung tragen und mit unseren Sozialpartnern zeitgemäße Tarifverträge aushandeln. Die Zeitarbeit soll auch dann attraktiv für Bewerber bleiben, wenn es eine größere Auswahl an Jobangeboten gibt.