Deutscher Gewerkschaftsbund

20.03.2024
Aktionstag von DGB und NGG bei Süßwarenhersteller

Ostereiproduktion nur mit Tariflöhnen!

Schoko-Osterhasen nur mit Tarifvertrag! Darauf haben der DGB und die NGG im thüringischen Pößneck aufmerksam gemacht. Dort produziert der Süßwarenhersteller Berggold unter anderem Ostereier und Osterhasen aus Schokolade. Die Beschäftigten haben keinen Tarifvertrag – dadurch entgehen ihnen jedes Jahr Tausende Euro Lohn und Gehalt.

Die Gewerkschaften fordern die Berggold-Unternehmensleitung auf, ihren Beschäftigten gute Arbeitsbedingungen mit einer fairen Bezahlung zu bieten – und dafür den Flächentarifvertrag Ost der Süßwarenindustrie zu übernehmen. "Bei Berggold ist nicht alles Gold, was glänzt, das wissen wir", sagt DGB-Bundesvorstandsmitglied Stefan Körzell. "Deshalb informieren wir hier heute die Beschäftigten vor Ort in Pößneck darüber, was sie mit Tarifvertrag mehr in der Tasche haben würden."

Arbeitsbedingungen: gar nicht "süß"

Thüringen ist ein wichtiger Standort für die Süßwarenindustrie in Deutschland. Rund 4.000 Beschäftigte arbeiten in dem Bundesland in der Branche. Viele namhafte Unternehmen haben hier ihre Fabriken, darunter auch die Schokoladenfabrik Berggold in Pößneck, in der heute etwa 80 Beschäftigte im Schichtbetrieb Osterhasen und andere Süßwaren herstellen.

"Während die meisten Süßwarenbetriebe in Thüringen ihre Beschäftigten nach dem neuen Flächentarifvertrag Ost bezahlen, ist Berggold der einzige größere Betrieb, in dem es keinen Betriebsrat und auch keinen Tariflohn gibt. Das muss sich ändern", sagt Jens Löbel, NGG Thüringen. Für die Branche hatte die NGG und der Bundesverband der Süßwarenindustrie (BDSI) zuletzt 2023 einen Flächentarifvertrag Ost abgeschlossen, der Stundenlöhne von 15,68 bis 21,14 Euro vorsieht bei einer 39-Stunden-Woche.


Der Aktionstag bei Berggold im thüringischen Pößneck


Ohne Tarifvertrag: mehr arbeiten – weniger Geld

Dagegen haben die Beschäftigten bei Berggold eine 40 -Stunden-Woche. Sie arbeiten an 6 Tagen im Vollschichtbetrieb, Umkleidezeiten zählen nicht zur Arbeitszeit - obwohl dies in der Branche üblich ist. Bezahlt werden die Berggold-Mitarbeiter*innen weit unter Tarif: In der untersten Gehaltsgruppe gibt es den gesetzlichen Mindestlohn von 12,41 Euro, in der höchsten Gehaltsgruppe gesteht die Firmenleitung ihren Beschäftigten lediglich 13,66 Euro zu.

"Berggold gilt als schwarzes Schaf der Süßwarenbranche in Thüringen. Da braucht sich die Firmenleitung dann auch nicht zu wundern, wenn die Beschäftigten oder fertig ausgebildete Azubis der Firma den Rücken kehren und zur Konkurrenz wechseln. Dabei wäre es so einfach – mit Flächentarif hätten alle Unternehmen die gleichen Entgeltbedingungen. Zusammen mit unserer Gewerkschaft NGG fordern wir deshalb die Firmenleitung von Berggold auf, den-Flächentarifvertrag Ost der Süßwarenindustrie zu übernehmen."

DGB-Vorstandsmitglied Stefan Körzell

Hochgerechnet aufs Jahr bekommen die Kolleg*innen bei Berggold somit in der geringsten Eingruppierung fast 6.800 Euro weniger Lohn als ihre Süßwaren-Kolleg*innen bei anderen Arbeitgebern. In der Gehaltsgruppe, in der Facharbeiter tätig sind, sind es über 15.000 Euro im Jahr weniger.

#Tarifwende: Jetzt!

Mit Tarifvertrag hätten die Beschäftigten also 26 Prozent in der niedrigsten Stufe bzw. in der höchsten Stufe 55 Prozent mehr Lohn im Portemonnaie. Dieser Tarifvorteil macht sich auch bei der Rente bemerkbar, die dementsprechend höher ausfallen würde – ein Unterschied von bis zu mehreren hundert Euro monatlich im Alter.

Der DGB setzt sich mit seiner Tarifwende-Kampagne dafür ein, dass mehr Beschäftigte unter dem Schutz von Tarifverträgen arbeiten – mit besseren Arbeitszeiten, guten Arbeitsbedingungen und mehr Geld.


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