Deutscher Gewerkschaftsbund

16.11.2023
klartext Nr. 40/2023

Verteilungsfragen in Krisenzeiten: Das geht gerechter!

Während das reichste Prozent der Bevölkerung 30 Prozent des gesamten Nettovermögens auf sich verbuchen kann, besitzt die untere Bevölkerungshälfte keine 3 Prozent des Gesamtvermögens. Das Gute ist: Ungleichheit ist kein Naturgesetz. Denn es gibt viele Möglichkeiten, der sozialen Spaltung entgegenzuwirken und die Transformation gerecht zu gestalten. Der DGB zeigt wie.

Zwei Münzstapel mit Miniaturfiguren: Auf einem hohen Stapel spielen Menschen Golf, auf einem kleinen Stapel arbeiten Menschen in gebückter Haltung auf dem Bau

DGB/Hyejin Kang/123rf.com

Verteilungskonferenz der Hans-Böckler-Stiftung

Vergangene Woche fand die Verteilungskonferenz der Hans Böckler Stiftung und des DGB in Berlin statt (hier zur Aufzeichnung). In den Diskussionen unter dem Konferenztitel "Verteilungsfragen in Krisenzeiten – Soziale Spaltung bekämpfen, Transformation gerecht gestalten" wurde deutlich, was viele Menschen in Deutschland täglich spüren: Deutschland ist in vielerlei Hinsicht ein Ungleichland.

Weiterhin sind die Einkommen ungleich verteilt

Die Einkommen sind ungleich verteilt: Die einkommensreichsten 10 Prozent haben sich seit Ende der 90er Jahre vom Rest abgekoppelt. Gleichzeitig nahm die Zahl der Armutsbetroffenen trotz des wirtschaftlichen Aufschwungs nach der Finanzkrise 2009 zu. 7 Prozent der Bevölkerung sind dauerhaft arm (siehe Grafik). Im Zuge der jüngsten Krisen stieg die Ungleichheit noch einmal an. So treffen die explodierenden Preise bei Energie, Nahrungsmitteln sowie Mieten einkommensschwache Haushalte besonders stark. Aber auch mittlere Einkommen verzeichneten trotz guter Tarifabschlüsse und staatlicher Entlastungsmaßnahmen Einbußen.

Keine Chancengleichheit

Die Menschen haben zudem sehr ungleichen Zugang zu den Leistungen der öffentlichen Daseinsvorsorge. Gerade im Bereich der Bildung ist Deutschland weit davon entfernt, allen die gleichen Chancen zu ermöglichen. Noch immer beeinflussen Faktoren wie der elterliche Geldbeutel, die Migrationshistorie, das Geschlecht, die Himmelsrichtung des Wohnorts und andere die Startchancen, das Lebens- und Arbeitsumfeld.

Ganz besonders ungleich geht es mit Blick auf die Vermögensverteilung zu. Während das reichste Prozent der Bevölkerung 30 Prozent des gesamten Nettovermögens auf sich verbuchen kann, besitzt die untere Bevölkerungshälfte keine 3 Prozent des Gesamtvermögens. Deutschland zählt bei der Vermögensungleichheit zu den Spitzenreitern unter den Industrieländern.

Kuchendiagramm: Verteilung der Einkommensgruppen in Deutschland

7 Prozent der Bevölkerung sind dauerhaft arm. Im Zuge der jüngsten Krisen stieg die Ungleichheit und damit die Armut noch einmal an. DGB/ Quelle: WSI-Verteilungsbericht

Es geht uns alle an

Dabei wird immer klarer: Ungleichheit geht uns alle an! Denn Ungleichheit hat Auswirkungen auf den sozialen Kitt, das Vertrauen in die staatlichen Institutionen und die Demokratie, wie auch der diesjährige Verteilungsbericht des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts (WSI) verdeutlicht. Gerade angesichts der großen gesellschaftlichen Herausforderungen durch Digitalisierung, den Umbau in Richtung Klimaneutralität und demografische Prozesse braucht es aber ein stabiles gesellschaftliches Fundament!

Das Gute ist: Ungleichheit ist kein Naturgesetz!

Auf der Konferenz bestand Einigkeit: Es gibt viele Möglichkeiten, der sozialen Spaltung entgegenzuwirken und die Transformation gerecht zu gestalten: Das geht mit einer Tarifwende und einem armutsfesten Mindestlohn; mit einem starken Sozialstaat, der Sicherheit in Zeiten von Veränderung und Krisen gibt und vor Armut schützt. Das geht mit einem gerechten Steuersystem, das Familien und Beschäftigte entlastet, Vermögende aber in die Pflicht nimmt; mit aktiver und mitbestimmter Industrie- und Strukturpolitik, die die Transformation vor Ort gestaltet. Das geht mit einer öffentlichen Investitionsoffensive anstelle eines Kürzungskurses, die staatliche Handlungsfähigkeit zeigt und gleichwertige Lebensverhältnisse schafft.

Klar ist: Es geht, aber es geht nur gerechter.


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Der DGB-Steuerrechner

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Stellungnahmen

Reichstag Berlin
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Hier finden Sie die Stellungnahmen und Positionen der Abteilung Wirtschafts-, Finanz- und Steuerpolitik des Deutschen Gewerkschaftsbunds (DGB).
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Die Abteilung Wirtschafts-, Finanz- und Steuerpolitik

Globus und Geldmünzen

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Gewerkschaftliche Wirtschaftspolitik stellt sich der Frage, wie der gesellschaftliche Reichtum gesteigert und zum Wohl der arbeitenden Bevölkerung verteilt werden kann. Uns geht es darum, den Zuwachs an wirtschaftlicher Leistungsfähigkeit für höhere Löhne, weniger Arbeitszeit und mehr Sozialstaat zu nutzen. Dies erfordert ein produktives Zusammenwirken von Staat und Markt. Märkte können schöpferisch sein und den gesellschaftlichen Wohlstand mehren. Märkte sind jedoch sozial und ökologisch blind. Die jüngste Finanz- und Wirtschaftskrise hat das destruktive Potenzial unregulierter Märkte eindrucksvoll offengelegt. Deswegen bedarf es staatlicher Regulierung, Verteilungs-, Wirtschafts-, Sozial-, sowie Industrie- und Dienstleistungspolitik, um die Marktkräfte zu zivilisieren. Die Abteilung Wirtschafts-, Finanz- und Steuerpolitik entwickelt und popularisiert wirtschaftspolitische Strategien und Instrumente, die diesen Zielen dienen.

Kontakt

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Bundesvorstand
Abteilung Wirtschafts-, Finanz- und Steuerpolitik
Keithstraße 1
10787 Berlin

E-Mail: info.wirtschaftspolitik.bvv@dgb.de

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Telefon +49 30 24060-727


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Telefon +49 30 24060-107

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Abteilungsleiter Wirtschafts-, Finanz- und Steuerpolitik


Dr. Dominika Biegoń
Europäische und internationale Wirtschaftspolitik


Nora Rohde
OECD/TUAC
Öffentliche Daseinsvorsorge
Handelspolitik

Raoul Didier
Steuerpolitik


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Tarifpolitische Koordinierung und Mindestlohn

 

Dr. Inga Jensen
Wohnungs- und Verbraucher*innenpolitik

 
Friederike Posselt
Tarifkoordination
 
Tarifkoordination
 
Henriette Neumann
Allgemeine Wirtschaftspolitik Marktregulierung und Verteilungspolitik