Deutscher Gewerkschaftsbund

21.10.2021
klartext Nr. 33/2021

Koalitionsverhandlungen - konkret werden für eine gerechte Zukunft!

SPD, Grüne und die FDP haben in ihren Sondierungsgesprächen erste Vorhaben und Ziele für eine künftige gemeinsame Bundesregierung vereinbart. Jetzt gilt es, in einem Koalitionsvertrag auszuformulieren, wie Wirtschaft und Gesellschaft zukunftsfähig, klimafreundlich und gerecht gemacht werden können.

Zwei Menschen schieben zwei überdimensional große Puzzleteile zusammen auf einer Wiese bei Sonnenuntergang

DGB/rangizzz/123rf.com

Es braucht einen zunkunftsfähigen Koalitionsvertrag

In Sondierungsgesprächen haben SPD, Grüne und die FDP erste Vorhaben und Ziele für eine künftige gemeinsame Bundesregierung vereinbart. Jetzt gilt es, in einem Koalitionsvertrag auszuformulieren, wie Wirtschaft und Gesellschaft zukunftsfähig, klimafreundlich und gerecht gemacht werden können. Das Ergebnispapier der Sondierungen bietet dazu im Bereich von Wirtschaftspolitik und Daseinsvorsorge Ansatzpunkte.

Wohnungsbauvorhaben entspricht DGB-Forderungen

Gut ist beispielsweise, dass die Parteien das Problem steigender Wohnkosten erkennen und den Bau von 400.000 Wohnungen pro Jahr anstreben, wovon 100.000 „öffentlich gefördert“ sein sollen. Wenn klar gestellt wird, dass es sich hierbei um (dauerhaft) mietpreis- und belegungsgebundene Sozialwohnungen handelt, entspricht das einer DGB-Forderung.

DGB fordert befristeten Mietenstopp

Auch die Ankündigung eine neue Wohngemeinnützigkeit einzuführen, ist elementar. Wenn Wohnungsunternehmen gefördert werden, die sich gemeinwohlorientierten und sozialen Kriterien statt hohen Gewinnen verpflichten, schafft das mehr bezahlbaren Wohnraum. Die im Sondierungspapier enthaltene Ankündigung, Mieterschutzregeln zu evaluieren und zu verlängern braucht aber Konkretisierung. Der Anstieg der Mietpreise muss kurzfristig effektiv gebremst werden. Der DGB fordert einen zeitlich befristeten Mietenstopp bis ausreichend bezahlbarer Wohnraum geschaffen wurde.

Grafik: Liniendiagramm zu den Nettoanlageninvestitionen des Staates in Prozent gemessen am BIP seit 1991 bis heute

Quelle: destatis; eigene Darstellung

Investionen in Modernisierung

Insgesamt wollen SPD, Grüne und FDP die Daseinsvorsorge stärken – schnelles Internet, gute Verkehrsanbindungen und „digitalere“ Verwaltungen schaffen. Zudem sollen die privaten und öffentlichen Investitionen (insbesondere in Klimaschutz, Digitalisierung, Bildung, Forschung und Infrastruktur) „deutlich erhöht“ werden. Das ist auch nötig. Denn auch wenn der Staat in den letzten Jahren wieder mehr investiert hat, liegen Jahrzehnte der Stagnation hinter uns. In vielen Jahren waren die staatlichen Investitionen geringer als die Abschreibungen, die Nettoinvestitionen negativ (siehe Grafik). Zum aufgestauten Nachholbedarf kommt jetzt die nötige Modernisierung wegen Klimawandel und Digitalisierung hinzu.

Schuldenbremse reformieren!

Um die notwendigen zusätzlichen Mittel in Milliardenhöhe zu generieren, wäre eine Reform der Schuldenbremse sinnvoll. SPD, Grüne und FDP wollen das aber „im Rahmen der […] Schuldenbremse“ gewährleisten. In der Presse werden zur Lösung des Problems z. B. öffentliche Investitionsgesellschaften diskutiert, die nicht unter die Schuldenbremse fallen. Klar sein muss: Solche Gesellschaften müssen in öffentlicher Verantwortung liegen und als Anstalten öffentlichen Rechts – idealerweise unter Einbeziehung von Sozialpartnern und Zivilgesellschaft – ausgestaltet werden. Eine Förderung privater Investitionen ersetzt keine öffentlichen Investitionen. Teure und intransparente Öffentlich-Private-Partnerschaften und Privatisierungen sind auszuschließen.

Wohlstand gerecht Verteilen

In Sachen Verteilungsgerechtigkeit sollte die Ampel ebenfalls klarer werden: Ein gerechteres Steuersystem muss kleine Einkommen entlasten und gleichzeitig die Einnahmebasis des Staates stärken. Auch das wichtige Bekenntnis zur Stärkung der Tarifbindung im Sondierungspapier braucht Konkretisierung. Öffentliche Aufträge sollten beispielsweise unter einer neuen Regierung nur an Unternehmen gehen, die Tarifverträge anwenden.


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Der DGB-Steuerrechner

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Stellungnahmen

Reichstag Berlin
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Hier finden Sie die Stellungnahmen und Positionen der Abteilung Wirtschafts-, Finanz- und Steuerpolitik des Deutschen Gewerkschaftsbunds (DGB).
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Die Abteilung Wirtschafts-, Finanz- und Steuerpolitik

Globus und Geldmünzen

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Gewerkschaftliche Wirtschaftspolitik stellt sich der Frage, wie der gesellschaftliche Reichtum gesteigert und zum Wohl der arbeitenden Bevölkerung verteilt werden kann. Uns geht es darum, den Zuwachs an wirtschaftlicher Leistungsfähigkeit für höhere Löhne, weniger Arbeitszeit und mehr Sozialstaat zu nutzen. Dies erfordert ein produktives Zusammenwirken von Staat und Markt. Märkte können schöpferisch sein und den gesellschaftlichen Wohlstand mehren. Märkte sind jedoch sozial und ökologisch blind. Die jüngste Finanz- und Wirtschaftskrise hat das destruktive Potenzial unregulierter Märkte eindrucksvoll offengelegt. Deswegen bedarf es staatlicher Regulierung, Verteilungs-, Wirtschafts-, Sozial-, sowie Industrie- und Dienstleistungspolitik, um die Marktkräfte zu zivilisieren. Die Abteilung Wirtschafts-, Finanz- und Steuerpolitik entwickelt und popularisiert wirtschaftspolitische Strategien und Instrumente, die diesen Zielen dienen.

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Abteilung Wirtschafts-, Finanz- und Steuerpolitik
Keithstraße 1
10787 Berlin

E-Mail: info.wirtschaftspolitik.bvv@dgb.de

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Telefon +49 30 24060-727


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Telefon +49 30 24060-107

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Abteilungsleiter Wirtschafts-, Finanz- und Steuerpolitik


Dr. Dominika Biegoń
Europäische und internationale Wirtschaftspolitik


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OECD/TUAC
Öffentliche Daseinsvorsorge
Handelspolitik

Raoul Didier
Steuerpolitik


Dr. Robby Riedel
Tarifpolitische Koordinierung und Mindestlohn

 

Dr. Inga Jensen
Wohnungs- und Verbraucher*innenpolitik

 
Friederike Posselt
Tarifkoordination
 
Tarifkoordination
 
Henriette Neumann
Allgemeine Wirtschaftspolitik Marktregulierung und Verteilungspolitik