Deutscher Gewerkschaftsbund

07.07.2023
klartext Nr. 25/2023

Bundeshaushalt: Sparkurs verschärft Krisen

Die Bundesregierung hat diese Woche ihren Entwurf für den Bundeshaushalt 2024 und den Finanzplan für die kommenden Jahre verabschiedet. Sie plant massive Ausgabenkürzungen für das kommende Jahr. Das ist fatal und gefährdet die Wirtschaft und Gesellschaft in Deutschland. 

Münstapel nach rechts rückläufig

DGB/Chaiyawat Sripimonwan/123rf.com

Der Bundeshaushalt 2024 sieht massive Kürzungen vor

Die Bundesregierung hat diese Woche ihren Entwurf für den Bundeshaushalt 2024 und den Finanzplan für die kommenden Jahre verabschiedet. Sie plant massive Ausgabenkürzungen für das kommende Jahr. Und auch für die Zeit danach sind laut Zeitungsberichten alle Ressorts (mit Ausnahme des Verteidigungsministeriums) zu weiteren Einsparungen aufgefordert worden.

Die Inflation reduziert die Haushaltsausgaben zusätzlich

2024 will die Bundesregierung die Ausgaben gegenüber dem Vorjahr um gut 31 Milliarden Euro bzw. 6,4 Prozent kürzen. Bedenkt man, dass die Inflation zusätzlich den Geldwert reduziert, schlagen die Kürzungen noch stärker ein: Legt man die Inflationsprognose der Wirtschaftsweisen zugrunde und nimmt an, dass ab 2025 wieder die Zielinflation der Zentralbank erreicht wird, zeigt sich, dass die Ausgaben des Bundes bis 2027 Jahr für Jahr real sinken sollen (siehe Grafik). Gemessen an der Wirtschaftsleistung halten die Ausgaben zwar voraussichtlich ungefähr das Niveau der Vor-Corona-Zeit. Allerdings stecken wir nach wie vor mitten in einer Energie-Krise und die ungelösten Investitions-Probleme bei Infrastruktur, Daseinsvorsorge, Dekarbonisierung und sozial-ökologischer Transformation sind heute noch größer als sie es 2019 schon waren.

Zukünftig soll noch mehr gespart werden

Tatsächlich hat das Bundesfinanzministerium schon angekündigt, dass ab 2025 wohl noch mehr gekürzt werden soll, als geplant. Hinzu kommt, dass sich die Politik selbst dazu verpflichtet hat, ab 2028 die seit Corona krisenbedingt aufgenommenen Schulden zu tilgen, was jährlich weitere Mittel in Milliardenhöhe binden wird.

Große Gefahr für Wirtschaft und Gesellschaft

Ändert der Bundestag den Haushaltsentwurf nicht noch deutlich, bringt das soziale Härten – wenn etwa eine Kindergrundsicherung auf Sparflamme kommen sollte. Außerdem gefährdet es die Zukunftsfähigkeit von Wirtschaft und Gesellschaft in Deutschland – wenn die Infrastruktur verrottet, statt modernisiert zu werden.

Balkendiagramm: Gesamtausgaben des Bundes der Jahre 2023 und 2024 im Vergleich

Unter der Annahme, dass ab 2025 wieder die Zielinflation der Zentralbank erreicht wird, zeigt sich, dass die Ausgaben des Bundes bis 2027 Jahr für Jahr real sinken sollen. DGB / Quelle: BMF, *VPI laut Destatis und SVR-Prognose

Staatliche Einnahmen erhöhen

Die staatlichen Ausgabenkürzungen sind schädlich und absolut unnötig. Es wäre kein Problem, stattdessen die Einnahmen des Gesamtstaates zu erhöhen – beispielsweise durch die Wiedererhebung der Vermögensteuer und die Streichung von Sonderregeln bei der Erbschaftsteuer für reiche Unternehmenserben. Die Wirtschaftsweisen empfehlen mit Blick auf die Krisen-Kosten in ihrem aktuellen Gutachten, den Spitzensteuersatz zu erhöhen oder einen Energiesolidaritätszuschlag für Reiche einzuführen.

Die Kürzungen im Bundeshaushalt sind fatal

Auch zusätzlichen kreditfinanzierten Ausgaben steht nichts entgegen außer Ideologie. Die deutsche Staatsverschuldung ist gemessen an der Wirtschaftsleistung im historischen und im internationalen Vergleich eher niedrig und absolut unproblematisch. Die Schuldenbremse hätte mit Verweis auf den Ukraine-Krieg und die Energiekrise ohne weiteres weiter ausgesetzt werden können. Für solche außergewöhnlichen Notsituationen enthält das Grundgesetz explizit eine entsprechende Klausel. Alternativ ließen sich kreditfinanzierte Zukunftsinvestitionen auch über ein weiteres Sondervermögen finanzieren. Die Kürzungen im Bundeshaushalt sind also eine rein politische Entscheidung der Bundesregierung. Es ist eine fatale Entscheidung!


Nach oben

Der DGB-Steuerrechner

DGB
Wieviel Netto bleibt vom Brutto? Wie hoch sind die Steuern und Abgaben? Was kann eine gerechte Lohnsteuerreform bewirken? Der DGB-Steuerrechner zeigt auf einen Blick, wieviel mehr Netto vom Brutto mit den DGB-Steuervorschlägen für Ihren Haushalt am Jahresende übrig bleiben würde.
zur Webseite …

Lohn- und Gehaltscheck

Lohn­spie­gel.­de – Ver­glei­che dein Ge­hal­t!
Geldscheine in einer Hand
DGB/Vladyslav Starozhylov/123RF.com
Nutzen Sie den Lohn- und Gehaltscheck von Lohnspiegel.de und vergleichen Sie Ihr Gehalt. Über 500 Berufe werden abgedeckt und zahlreiche persönliche Merkmale berücksichtigt. Lohnspiegel.de wird vom Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Institut (WSI) der Hans-Böckler-Stiftung wissenschaftlich betreut.
zur Webseite …

Stellungnahmen

Reichstag Berlin
DGB/andreahast/123rf.com
Hier finden Sie die Stellungnahmen und Positionen der Abteilung Wirtschafts-, Finanz- und Steuerpolitik des Deutschen Gewerkschaftsbunds (DGB).
weiterlesen …

Die Abteilung Wirtschafts-, Finanz- und Steuerpolitik

Globus und Geldmünzen

DGB/hqrloveq/123rf.com

Gewerkschaftliche Wirtschaftspolitik stellt sich der Frage, wie der gesellschaftliche Reichtum gesteigert und zum Wohl der arbeitenden Bevölkerung verteilt werden kann. Uns geht es darum, den Zuwachs an wirtschaftlicher Leistungsfähigkeit für höhere Löhne, weniger Arbeitszeit und mehr Sozialstaat zu nutzen. Dies erfordert ein produktives Zusammenwirken von Staat und Markt. Märkte können schöpferisch sein und den gesellschaftlichen Wohlstand mehren. Märkte sind jedoch sozial und ökologisch blind. Die jüngste Finanz- und Wirtschaftskrise hat das destruktive Potenzial unregulierter Märkte eindrucksvoll offengelegt. Deswegen bedarf es staatlicher Regulierung, Verteilungs-, Wirtschafts-, Sozial-, sowie Industrie- und Dienstleistungspolitik, um die Marktkräfte zu zivilisieren. Die Abteilung Wirtschafts-, Finanz- und Steuerpolitik entwickelt und popularisiert wirtschaftspolitische Strategien und Instrumente, die diesen Zielen dienen.

Kontakt

Deutscher Gewerkschaftsbund
Bundesvorstand
Abteilung Wirtschafts-, Finanz- und Steuerpolitik
Keithstraße 1
10787 Berlin

E-Mail: info.wirtschaftspolitik.bvv@dgb.de

Assistent*innen

Carina Ortmann
Telefon +49 30 24060-727


Manuela Schmidt
Telefon +49 30 24060-107

Ansprechpartner*innen

Florian Moritz
Abteilungsleiter Wirtschafts-, Finanz- und Steuerpolitik


Dr. Dominika Biegoń
Europäische und internationale Wirtschaftspolitik


Nora Rohde
OECD/TUAC
Öffentliche Daseinsvorsorge
Handelspolitik

Raoul Didier
Steuerpolitik


Dr. Robby Riedel
Tarifpolitische Koordinierung und Mindestlohn

 

Dr. Inga Jensen
Wohnungs- und Verbraucher*innenpolitik

 
Friederike Posselt
Tarifkoordination
 
Tarifkoordination
 
Henriette Neumann
Allgemeine Wirtschaftspolitik Marktregulierung und Verteilungspolitik