Deutscher Gewerkschaftsbund

07.03.2024
klartext Nr. 9/2024

Equal Pay Day: Höhere Löhne mit Tarifvertrag

Frauen erhalten durchschnittlich rund 18 Prozent pro Arbeitsstunde weniger Lohn und Gehalt als Männer. Das liegt zum einen an den schlechten Rahmenbedingungen und zum anderen an der schwachen Tarifbindung in Deutschland. In Unternehmen mit Tarifvertrag verdienen Frauen 3,60 Euro mehr pro Stunde. Für eine stärkere Tarifbindung braucht es deshalb endlich ein Bundestariftreuegesetz.

Für Frauen gibt es noch viel zu tun

Am 6. März war "Equal Pay Day". Dieser Tag markiert symbolisch den geschlechterspezifischen Einkommensunterschied. Frauen erhalten durchschnittlich rund 18 Prozent pro Arbeitsstunde weniger Lohn und Gehalt als Männer und die Zeit von Neujahr bis zum 6. März entspricht rund 18 Prozent des Jahres. Bis zum "Equal Pay Day" arbeiten Frauen also unentgeltlich. Zudem ist am 8. März Internationaler Frauentag, in Berlin und Mecklenburg-Vorpommern sogar ein gesetzlicher Feiertag. Höchste Zeit daran zu erinnern, dass die Frauenbewegung zwar wichtige Erfolge erkämpft hat, es aber noch viel zu tun gibt – auch in der Arbeitswelt.

Bessere Arbeitsbedingungen mit Tarifverträgen

Weniger Verdienst, häufiger (unfreiwillige) Teilzeit, mehr unentgeltliche Pflege- und Sorgearbeit im Privaten. Die Lebensrealität jeder Frau ist individuell und unterschiedlich. Eine zentrale Stellschraube, um die Arbeitsbedingungen entscheidend zu verbessern, sind Tarifverträge. Mit ihnen gibt es: mehr Geld, mehr Sicherheit, mehr Freizeit. Konkret erhalten Frauen in Unternehmen mit Tarifvertrag durchschnittlich rund 3,60 Euro mehr pro Stunde als Frauen in tarifungebundenen Unternehmen. Zudem arbeiten tarifgebundene Beschäftigte durchschnittlich 1 Stunde weniger als Beschäftigte ohne Tarifvertrag.

Mehr Tarifbindung führt zu mehr Gleichstellung

Der "Equal Pay Day" unterstreicht damit auch die Bedeutung von Tarifverträgen mit Blick auf die Situation von Frauen am Arbeitsmarkt. Doch leider arbeitet nur noch die Hälfte aller Beschäftigten mit Tarifvertrag. Die Stärkung der Tarifbindung ist also auch aus gleichstellungspolitischen Gründen entscheidend.

Klar ist: Die Politik darf nicht länger zuschauen, wenn mit zurückgehender Tarifbindung eine tragende Säule unserer Sozial- und Wirtschaftsordnung ins Wanken gerät. Die Mehrheit der Bevölkerung wünscht sich, dass die Politik sich stärker einbringen soll, um die Tarifbindung zu stärken. Das zeigt eine repräsentative Umfrage des Forsa-Instituts im Auftrag des Deutschen Gewerkschaftsbundes.

Balkendiagramm: Soll der Staat sich stärker für eine höhere Tarifbindung einsetzen?

DGB/Quelle: Forsa Umfrage im Auftrag des DGB

62 Prozent der Beschäftigten – bei den Frauen sind es sogar 72 Prozent – stimmen dafür, dass der Staat sich stärker für eine höhere Tarifbindung einsetzen soll, auch durch entsprechende Gesetze. Fast 2 Drittel (64 Prozent) der Beschäftigten bewerten es demnach als schlecht, dass die Tarifbindung derzeit abnimmt. Unter den Frauen bewerten dies sogar 68 Prozent als schlecht.

Das Bundestariftreuegesetz muss jetzt kommen!

Die Bundesregierung muss endlich ran an das Thema und u. a. zügig ein wirksames Bundestariftreuegesetz auf den Weg bringen, wie es seit langem angekündigt wird. So sollen Aufträge der öffentlichen Hand nur noch an Unternehmen gehen, die Tariflöhne zahlen. Trotz mehrfacher Signale aus der Koalition liegt dafür immer noch kein Gesetzentwurf vor.

Zielmarke: 80 Prozent

Die neue EU-Mindestlohnrichtline sieht zudem für die Mitgliedstaaten das Ziel einer Tarifbindung von 80 Prozent vor. Liegt die Tarifbindung unter 80 Prozent, sind nationale Aktionspläne aufzustellen, in denen die Bundesregierung aufzeigen muss, wie diese Zielmarke erreicht werden kann.

#Tarifwende: jetzt!

Um wieder einen besseren Tarifschutz für die Beschäftigten zu erreichen, hat der DGB im November eine Kampagne für eine Tarifwende in Deutschland gestartet und seine Forderungen für eine höhere Tarifbindung erneuert.


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Der DGB-Steuerrechner

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Stellungnahmen

Reichstag Berlin
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Hier finden Sie die Stellungnahmen und Positionen der Abteilung Wirtschafts-, Finanz- und Steuerpolitik des Deutschen Gewerkschaftsbunds (DGB).
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Die Abteilung Wirtschafts-, Finanz- und Steuerpolitik

Globus und Geldmünzen

DGB/hqrloveq/123rf.com

Gewerkschaftliche Wirtschaftspolitik stellt sich der Frage, wie der gesellschaftliche Reichtum gesteigert und zum Wohl der arbeitenden Bevölkerung verteilt werden kann. Uns geht es darum, den Zuwachs an wirtschaftlicher Leistungsfähigkeit für höhere Löhne, weniger Arbeitszeit und mehr Sozialstaat zu nutzen. Dies erfordert ein produktives Zusammenwirken von Staat und Markt. Märkte können schöpferisch sein und den gesellschaftlichen Wohlstand mehren. Märkte sind jedoch sozial und ökologisch blind. Die jüngste Finanz- und Wirtschaftskrise hat das destruktive Potenzial unregulierter Märkte eindrucksvoll offengelegt. Deswegen bedarf es staatlicher Regulierung, Verteilungs-, Wirtschafts-, Sozial-, sowie Industrie- und Dienstleistungspolitik, um die Marktkräfte zu zivilisieren. Die Abteilung Wirtschafts-, Finanz- und Steuerpolitik entwickelt und popularisiert wirtschaftspolitische Strategien und Instrumente, die diesen Zielen dienen.

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Abteilung Wirtschafts-, Finanz- und Steuerpolitik
Keithstraße 1
10787 Berlin

E-Mail: info.wirtschaftspolitik.bvv@dgb.de

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Telefon +49 30 24060-727


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Telefon +49 30 24060-107

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Abteilungsleiter Wirtschafts-, Finanz- und Steuerpolitik


Dr. Dominika Biegoń
Europäische und internationale Wirtschaftspolitik


Nora Rohde
OECD/TUAC
Öffentliche Daseinsvorsorge
Handelspolitik

Raoul Didier
Steuerpolitik


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Tarifpolitische Koordinierung und Mindestlohn

 

Dr. Inga Jensen
Wohnungs- und Verbraucher*innenpolitik

 
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Tarifkoordination
 
Tarifkoordination
 
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Allgemeine Wirtschaftspolitik Marktregulierung und Verteilungspolitik