Immer mehr Abiturienten, immer weniger Hauptschüler: Die duale Ausbildung ist auch für Jugendliche mit Studienberechtigung attraktiv. Jugendliche mit einem niedrigeren Schulabschluss sind dagegen von vielen Angeboten von vorneherein ausgeschlossen, ihnen droht ein Leben in Arbeitslosigkeit. Das muss sich ändern, fordert DGB-Vize Elke Hannack.
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Das gab es noch nie: 2015 war die Quote der Azubis mit Abitur zum ersten Mal höher als die der Azubis mit Hauptschulabschluss. Während 2009 noch 20,3 Prozent der Auszubildenden im dualen System eine Studienberechtigung in der Tasche hatten, waren es 2015 schon 27,7 Prozent.
Diese Zahlen gehen aus dem Berufsbildungsbericht 2017 hervor. Er zeigt aber auch: 1,22 Millionen junge Menschen im Alter zwischen 20 und 29 Jahren haben keine abgeschlossene Ausbildung. Das sind knapp 13 Prozent dieser Altersgruppe.
Doch auch wenn das duale System für Jugendliche mit höherem Bildungsabschluss attraktiv ist: Nicht der Akademisierungstrend sei ein Problem für die berufliche Bildung, sondern die schlechten Chancen junger Menschen auf einen Ausbildungsplatz, sagt die stellvertretende DGB-Vorsitzende Elke Hannack.
"Nur knapp jeder zweite Hauptschüler schafft direkt den Sprung von der Schule in die Ausbildung. In der bundesweiten Lehrstellenbörse der Industrie- und Handelskammern bleiben fast zwei von drei Angeboten Hauptschülern von vornherein verschlossen", kritisiert Hannack. Unter dem Strich blieben pro Jahrgang mehr als 120.000 Jugendliche ohne Ausbildung: "Ihnen droht ein Leben in Langzeitlosigkeit oder prekärer Beschäftigung. Diese Entwicklung lässt gesellschaftliche Spannungen steigen. Wir brauchen deshalb eine Ausbildungsgarantie, die allen Jugendlichen die Perspektive auf einen Berufsabschluss eröffnet.“
Stellungnahme der Gruppe der Beauftragten der Arbeitnehmer zum Entwurf des Berufsbildungsberichts 2017