Guter Lohn mit Tarifbindung

Gute Arbeit gibt es nur mit guten Tarifverträgen.

Tarifbindung in Deutschland stärken - so geht´s

844 Euro brutto mehr, jeden Monat: Das bekommen Beschäftigte im Schnitt, wenn sie in einem Betrieb mit Tarifvertrag arbeiten. Doch davon gibt es immer weniger. Das muss sich ändern: Wir kämpfen für eine stärkere Tarifbindung in Deutschland.

Kurz erklärt: das Thema Tarifbindung

  • In Tarifverträgen einigen sich Arbeitgeber*innen und Gewerkschaften auf Bezahlung, Arbeitszeiten und weitere Arbeitsbedingungen. 
  • Tarifbindung hat eine wichtige Bedeutung für die Beschäftigten. Denn Tarifverträge bieten zahlreiche Vorteile: mehr Geld, mehr Freizeit, mehr Sicherheit. 
  • Doch die Tarifbindung in Deutschland nimmt ab. Deshalb müssen wieder mehr Arbeitgeber*innen und Branchen in die Tarifbindung gebracht werden — damit möglichst viele Beschäftigte von guten Arbeitsbedingungen profitieren. 
  • Nur wenn viele Arbeitnehmer*innen Mitglied in den DGB-Gewerkschaften sind und viele Betriebe Tarifverträge haben, kann die Zukunft der Arbeitswelt gerecht gestaltet werden. Deshalb: jetzt Mitglied werden und mit uns für die Tarifwende kämpfen!
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Was ist Tarifbindung und was hast du davon?

Gutes Geld und gute Arbeitsbedingungen dank Tarifverträgen

Zunächst eine Definition: Tarifbindung heißt, dass Arbeitgeber*innen und die für deine Branche zuständige Gewerkschaft Tarifverträge abschließen. Darin regeln sie wichtige Aspekte des Arbeitsverhältnisses, die über die gesetzlichen Mindeststandards hinausgehen. Im Kern gehört dazu deine Bezahlung, also Lohn oder Gehalt. Aber das ist bei weitem nicht alles: Bist du in einem tarifgebundenen Unternehmen angestellt, profitierst du auch von besseren Regelungen bei Arbeitszeit und Urlaub, bei der Altersversorgung, bei der Zahlung von Zulagen und Zuschlägen oder beim Krankengeldzuschuss. Außerdem bieten viele Tarifverträge Verbesserungen für Eltern oder pflegende Angehörige.

Tarifbindung spürst du jeden Monat auf deinem Konto: Im Schnitt verdienen Arbeitnehmer*innen mit Tarifvertrag bei gleicher Tätigkeit 12 Prozent mehr als Arbeitnehmer*innen ohne Tarifvertrag. Das macht im Monat mehrere hundert Euro brutto mehr auf deiner Gehaltsabrechnung aus. Auch der Gender Pay Gap — also der Unterschied zwischen dem durchschnittlichen Verdienst von Frauen und Männern — ist in tarifgebundenen Betrieben deutlich kleiner. Darüber hinaus hat die Corona-Pandemie gezeigt, dass Beschäftigte mit Tarifvertrag deutlich besser durch die Krise gekommen sind. Denn bei ihnen wurde das Kurzarbeitergeld mehr als doppelt so häufig aufgestockt wie bei Beschäftigten, für die kein Tarifvertrag galt.

Tarifbindung schafft Gerechtigkeit und stärkt die Beschäftigten gegenüber den Arbeitgeber*innen.

Du siehst: Tarifbindung ist ein wichtiges Instrument, um Löhne und Arbeitsbedingungen zu verbessern. Sie ist ein Grundpfeiler der Ordnung am Arbeitsmarkt und der sozialen Marktwirtschaft in Deutschland. Tarifverträge verschieben das Machtungleichgewicht zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmer*innen zugunsten der Beschäftigten. Tarifbindung schafft vor allem aber auch Transparenz, Sicherheit und Planbarkeit. Denn Tarifverträge sind für alle einsehbar und setzen damit der Willkür im Betrieb Grenzen. Gibt es keinen Tarifvertrag, gelten nämlich nur die gesetzlichen Mindestregelungen. Dann kommt es allein auf dein persönliches Verhandlungsgeschick an. Tarifbindung sorgt stattdessen dafür, dass alle Beschäftigten an der wirtschaftlichen Entwicklung und dem steigenden Wohlstand teilhaben können. Die Bedeutung der Tarifbindung für eine gerechte Arbeitswelt kann daher nicht hoch genug eingeschätzt werden. 

Noch mehr Informationen, z. B. wer einen Tarifvertrag abschließen kann und wie eine Tarifverhandlung abläuft, findest du bei unserem FAQ zum Thema Tarifverträge.

Was ist der Unterschied zwischen Arbeitsvertrag und Tarifvertrag?

Bei einem Arbeitsvertrag schließt du als Einzelperson einen Vertrag mit deinem Arbeitgeber. Darin regelt ihr deine Arbeitsbedingungen, z. B. Lohn, Arbeitszeit und Urlaubstage.

Bei einem Tarifvertrag bist nicht du, sondern die Gewerkschaft der Vertragspartner. Indem sich die Arbeitnehmer*innen in der Gewerkschaft zusammenschließen, können sie mehr Druck bei den Verhandlungen auf die Arbeitgeber*innen ausüben. Dadurch können sie bessere Arbeitsbedingungen erreichen, als das einzelne Beschäftigte könnten.

Der Vergleich zeigt: Gute Arbeit gibt es nur mit Tarifvertrag, nicht per Gesetz.

AnspruchGesetzTarifvertrag
Jahresurlaub24 WerktageOft bis zu 30 Urlaubstage
WeihnachtsgeldKeine RegelungJe nach Branche anteiliger Prozentsatz eines Monatsgehalts oder Fixbetrag
ArbeitszeitBis zu 48 WochenstundenJe nach Branche zwischen 35 und 40 Wochenstunden
AuszubildendenübernahmeKeine RegelungJe nach Branche mehrere Monate sowie unbefristete Übernahme
Vermögenswirksame LeistungenKeine RegelungJe nach Branche unterschiedliche Geldleistungen, die nicht direkt ausgezahlt, sondern vom Arbeitgeber in einem Sparvertrag eingezahlt werden
UrlaubsgeldKeine RegelungJe nach Branche anteiliger Prozentsatz eines Monatsgehalts oder Fixbetrag

Tarifflucht bekämpfen – Tarifwende einleiten

Es braucht wieder mehr Tarifbindung in Deutschland

Es ist eine bedenkliche Entwicklung: Seit Jahrzehnten nimmt die Zahl der Betriebe mit Tarifvertrag ab. Das heißt, immer mehr Beschäftigte in Deutschland arbeiten ohne Tarifbindung. Das zeigt auch unsere aktuelle Tariffluchtbilanz.

Danach sind heute nur noch die Hälfte aller Arbeitnehmer*innen (51 Prozent) in einem tarifgebundenen Arbeitsverhältnis. Allerdings gibt es starke Unterschiede zwischen den alten und neuen Bundesländern. Waren 1998 in Westdeutschland 76 Prozent der Beschäftigten tarifgebunden, sind es 2022 nur noch 52 Prozent. In Ostdeutschland fiel die Zahl von 63 Prozent auf 45 Prozent. Ein wesentlicher Grund für die sinkende Tarifbindung ist, dass viele Arbeitgeber ihrer Verantwortung nicht mehr nachkommen, mit den Gewerkschaften Tarifverträge auszuhandeln. Immer mehr Arbeitgeberverbände erlauben ihren Mitgliedsunternehmen zudem sogenannte Ohne-Tarif-Mitgliedschaften.

Wir sagen der Tarifflucht den Kampf an

Wir als DGB setzen uns dafür ein, dass wieder deutlich mehr Betriebe und Branchen unter den Schutz der Tarifbindung fallen. Denn dass Millionen Menschen einen Arbeitsvertrag ohne Tarifbindung haben, ist schlecht für die betroffenen Arbeitnehmer*innen. Und auch im Sinne einer gerechten Gesellschaft, in der Gute Arbeit zum Standard gehören sollte, ist das nicht hinnehmbar. Deshalb organisieren unsere Mitgliedsgewerkschaften die Beschäftigten in den Betrieben und entwickeln so Druck, dass Unternehmen tarifgebunden werden. 

Doch auch die Politik muss etwas tun! Sie hat eine Vielzahl an Möglichkeiten, um Tarifverträge zu fördern und damit die Tarifbindung zu stärken. Dazu gehört z. B. die schnelle Umsetzung des geplanten Bundestariftreuegesetzes. Damit würden Auftragsvergaben der öffentlichen Hand nur noch an Unternehmen mit Tarifvertrag gehen.

Unsere Forderungen für mehr Tarifbindung

Informier dich auch auf unserer Kampagnenseite zur Tarifwende!

Auch Arbeitgeber und der Staat haben Vorteile durch Tarifbindung

Tarifbindung nutzt nicht nur den Beschäftigten. Sie ist gerecht für alle Seiten:

  • Arbeitgeber profitieren, weil Tarifverträge für ein gutes Betriebsklima sorgen.
  • Betriebe mit Tarifbindung sind erfolgreicher – dort, wo Beschäftigte im Betrieb mitgestalten können, sind Motivation und Produktivität höher als in Betrieben ohne Tarifbindung. Und auch die Bindung der Beschäftigten an das Unternehmen ist stärker. Im Sinne der Unternehmen ist das sehr gut, da so das Know-how im Betrieb bleibt.
  • Flächentarifverträge, die für ganze Branchen gelten, fördern zudem einen fairen Wettbewerb. Denn sie schaffen gleiche Bedingungen für alle Unternehmen einer Branche. Darüber hinaus gewährleisten Tarifverträge Planungssicherheit und sind ein echter Vorteil, um Arbeits- und Fachkräfte zu gewinnen.
  • Der Staat profitiert finanziell von Tarifverträgen. Denn wenn gute Tariflöhne gezahlt werden, nimmt er mehr Einkommensteuer und Sozialbeiträge ein. Berechnungen zeigen: Das macht jährlich mehrere Milliarden Euro aus, wenn alle Unternehmen Tariflöhne zahlen würden. Geld, das der Staat zum Wohle aller zukunftsgerecht investieren könnte.

Unsere Forderungen für mehr Tarifbindung in Deutschland

  1. Bundestariftreuegesetz schnell umsetzen:
    Öffentliche Aufträge sollen nur noch an Unternehmen mit Tarifvertrag gehen. Immerhin vergeben Bund, Länder und Kommunen jährlich Aufträge in dreistelliger Milliardenhöhe.
  2. Mehr allgemeinverbindliche Tarifverträge:
    Die Allgemeinverbindlicherklärung von Tarifverträgen für ganze Branchen und die Anwendung regional allgemeinverbindlicher Tarife auf Entsendefirmen muss reformiert und erleichtert werden.
  3. Tarifflucht erschweren:
    Die sogenannten Ohne-Tarif-Mitgliedschaften (OT-Mitgliedschaften) in Arbeitgeberverbänden müssen abgeschafft werden.
  4. Geltungsbereich ausweiten:
    Die kollektive Nachbindung und Nachwirkung abgelaufener Tarifverträge sowie die Fortgeltung eines Tarifvertrages bei Unternehmensabspaltungen bzw. Betriebsübergängen muss sichergestellt werden.
  5. Verbessertes digitales Zugangsrecht:
    Betriebsräte und Gewerkschaften müssen auch in der digitalen Arbeitswelt in der Lage sein, bestehende und potenzielle Mitglieder zu erreichen. Hierfür brauchen sie ein digitales Zugangsrecht, das es ihnen ermöglicht, die betrieblichen Online-Kommunikationswege zu nutzen.
  6. Aberkennung des öffentlich-rechtlichen Status von nicht leistungsfähigen Innungen. 
    Gleichzeitig muss den Innungen und Kreishandwerkerschaften die Gründung von Leiharbeitsunternehmen verboten werden.
  7. Mitgliedsbeiträge besser absetzen:
    Um den Gewerkschaftsbeitritt attraktiver zu machen, sollen die Mitgliedsbeiträge zusätzlich zum Arbeitnehmer*innen-Pauschbetrag steuerlich geltend gemacht werden können. Auch für Mitglieder mit so geringem Einkommen, dass kein Lohnsteuerabzug ausgelöst wird, soll es Entlastungen geben.
  8. Arbeitsrechtliches Verbandsklagerecht einführen:
    Immer wieder wenden Arbeitgeber Tarifverträge nicht oder zum Nachteil der Beschäftigten an. Damit Beschäftigte ihre Rechte nicht allein einklagen müssen, braucht es ein Verbandsklagerecht für diese Fälle.
  9. Sanktionierung bei Verstößen der Auslegungspflicht von Tarifverträgen im Betrieb:
    Beschäftigte müssen Einblick in ihre geltenden tarifvertraglichen Regelungen erhalten.
DGB - Stefan Koerzell Portraet
Hohe Tarifbindung sichert den soziale Frieden und Gute Arbeit
Eine hohe Tarifbindung sichert den sozialen Frieden und Gute Arbeit, denn Tarifverträge stehen für gute Arbeitsbedingungen und anständige Löhne. Sie geben gerade in Zeiten hoher Unsicherheit Stabilität und Halt im Arbeitsleben. Und sie fördern Gleichbehandlung und Gerechtigkeit – zwischen Frauen und Männern, zwischen Ost und West, zwischen Menschen mit und ohne Migrationsgeschichte.
Stefan Körzell, Mitglied im DGB-Bundesvorstand

„Ohne Tarifbindung“ — so stehlen sich Arbeitgeber aus der Verantwortung

Ein Tarifvertrag kann zum einen direkt zwischen Arbeitgeber und Gewerkschaft vereinbart werden. Die Rede ist dann von einem Haustarifvertrag (oder Firmentarifvertrag). Zum anderen kann ein Tarifvertrag aber auch zwischen einem Arbeitgeberverband und einer Gewerkschaft geschlossen werden. Dann spricht man von einem Branchentarifvertrag (oder Flächentarifvertrag bzw. Verbandstarifvertrag).

Der Branchentarifvertrag gilt automatisch für alle Arbeitgeber, die Mitglieder im Verband sind — eigentlich. Denn immer mehr Arbeitgeberverbände erlauben Unternehmen die Mitgliedschaft „ohne Tarifbindung“ (OT). Das bedeutet, dass Unternehmen trotz Verbandsmitgliedschaft nicht an die Bestimmungen des Branchentarifvertrags gebunden sind. So müssen sie z. B. ihren Beschäftigten nicht den Tariflohn zahlen oder sich nicht an die tariflichen Vereinbarungen zu Arbeitszeit, Urlaubsgeld usw. halten. Das widerspricht der Logik von Branchentarifverträgen. Und es macht Arbeitgeberbände nicht mehr zu verlässlichen Tarifpartnern, sondern zu reinen Lobbyorganisationen. 

Wir sagen: Damit muss Schluss sein! Die Ohne-Tarif-Mitgliedschaft in Arbeitgeberverbänden muss abgeschafft werden.

Ist mein Betrieb tarifgebunden?

Du willst wissen, ob ein Betrieb (z. B. dein zukünftiger Arbeitgeber) tarifgebunden ist? Das ist nicht immer offensichtlich. Deshalb gilt: Frag nach, entweder im Betrieb selbst oder bei der zuständigen Gewerkschaft.

Tarifverträge können auch für allgemeinverbindlich erklärt werden

Tarifverträge können auch für allgemeinverbindlich erklärt werden, das heißt, sie werden für alle Unternehmen einer Branche und Region verbindlich gesprochen. Auch können Branchenmindestlöhne, also spezielle Lohnuntergrenzen für einzelne Branchen allgemeinverbindlich gemacht werden. Derzeit gelten Branchenmindestlöhne z. B. im Dachdeckerhandwerk, in der Fleischwirtschaft, in der Pflegebranche sowie bei Sicherheitskräften an Flughäfen.

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Immer weniger Menschen arbeiten mit Tarifvertrag. Die Tarifbindung sinkt. Dadurch haben Beschäftigte viele Nachteile: weniger Geld und weniger Sicherheit.

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